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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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alles schon längst fertig und…«
    » Andrej…«, unterbricht Vera müde.
    » Na ja, es sind nur noch ein paar kleine Korrekturen zu machen, aber im Prinzip ist alles fix und fertig.«
    » Korrekturen woran? An zwei Adressen? Oder musst du noch das Wort Boutique in deinem Rechtschreibprogramm überprüfen?«
    » Ja, ja, schon gut, weiter!«
    » Um vier hast du ein Interview für das Magazin Hooligan.«
    » Um vier bin ich im Solarium.«
    » Wer wollte denn seinem Image ein gewisses Randgruppenflair anhauchen? Diese Leute haben heute hier angerufen und nach dir gefragt. Du hast schon vor zwei Wochen versucht, einen Interviewtermin zu bekommen. Oder bringe ich was durcheinander?«
    » Die sollen mich mal am Arsch lecken! Ich bin jetzt in den Top 100 gelistet, verstehst du?«
    » Noch bist du nicht gelistet.«
    » Egal. Alle diese Loser-Magazine werden mich ab jetzt um Interviews anbetteln. Ich rate dir, deine Telefonnummer zu wechseln, sonst kriegst du keine Ruhe mehr. Außerdem sind die sowieso schon ziemlich out.«
    » Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    » Okay, okay, ich fahre hin. Das heißt, ich versuch’s. Bleib locker. Was noch?«
    » Denissow will dich treffen.«
    » Denissow hat Mundgeruch.«
    » Fotoshooting bei Avatar für das DJ mag um halb sechs.«
    » Der hat… Der trägt eine altmodische Brille.«
    » Präsentation der neuen Dessous-Kollektion von › Wilde Orchideen‹ im Krokus.«
    » Sag, ich habe eine Verabredung mit einer Frau. Und… und einen Termin bei meiner Maniküre!«
    » Mit was für einer Frau?«
    » Keine Ahnung, lass dir was einfallen. Mit dir?«, kichere ich dumm.
    » Simatschows Show im Gazgolder um zehn.«
    » Soll ich zu meinen Eltern fahren?«
    » Was ist mit der Vernissage in der Galerie? Die ist um dieselbe Zeit.«
    » Ich berufe mich auf den fünften Zusatzartikel der Unabhängigkeitserklärung, auch ich habe schließlich Rechte als Staatsbürger! Vor allem ein Recht auf Privatleben!«
    » Hör mal, jetzt übertreibst du aber…«
    » Vera«, fange ich an zu greinen. » Ich kann nicht in diesem Tempo arbeiten. Ich bin doch kein Roboter! Das widerspricht sämtlichen Chartas aller nur denkbaren Menschenrechte! Den nationalen und internationalen Tarifverträgen und den Gesetzen über die Abschaffung von Sklaverei und Leibeigenschaft! Du bist eine gefühllose Karrieristin, du denkst nur ans Kohleverdienen, und ich verwandele mich allmählich in einen Cyborg, hörst du?«
    » Du verwandelst dich allmählich in einen Faulpelz.«
    » Hohoho!«, dröhne ich. » Nicht so hochnäsig! Immerhin hab ich dir im Sportsmaster einen Rabatt rausgeleiert, als du dir dein fünfundzwanzigstes Snowboard gekauft hast, vergiss das nicht, mein Hase!«
    » Wie lange willst du mir das noch unter die Nase reiben, du Halunke? Und sag nicht Hase zu mir! Du weißt, dass ich das nicht leiden kann!«
    » Okay, okay. Aber du hast mir keine andere Wahl gelassen. Was soll ich tun, wenn ich dazu verdammt bin, Mister Meteor zu sein? Ich bin nun mal der Beste, stimmt’s? Also weiter! Gab es irgendwelche Anrufe?«
    » Vergiss mal die Anrufe. Wir beide haben da noch ein paar Probleme.«
    » Wir beide haben jetzt schon Probleme?« (Komisch, dabei waren wir noch nicht mal miteinander im Bett!)
    » Allerdings. Um es mal konkret zu sagen, die Bilduntertitel neulich haben wir ziemlich verkackt.«
    » Wie denn? Haben wir uns getäuscht? Wo denn?«
    » Wo? Praktisch überall. Wo soll ich anfangen?« Sie räuspert sich. » Zum Beispiel dieser kurzgeschorene Jüngling, den du zum ukrainischen Jung-Designer Schljachtitsch gemacht hast; der ist in Wirklichkeit ein Mädchen.«
    » Woher willst du das wissen?«
    » Es ist so. Bei näherer Betrachtung erwies sich Schljachtitsch als Eduard Limonows Ehefrau.«
    » So ein hinterhältiges Biest!«, platze ich heraus. » Die hat uns ganz fies reingelegt. Kein Wunder, dass wir uns getäuscht haben. Selber Schuld, mit der Frisur!«
    » Andrej, das ist absolut nicht ihre Schuld. Du hast die Sache verbockt. Außerdem…«
    » Moment, jetzt warte doch mal! Was machen wir denn jetzt?« In meinem Kopf laufen die Drähte heiß, ich überlege hektisch, ob ich es noch rechtzeitig in die Redaktion schaffe, um die Sache geradezubiegen.
    » Nichts machen wir«, seufzt Vera müde. » Ich hab schon alles erledigt. Ich habe die Mädels aus der PR -Abteilung gefragt, die haben es korrigiert.«
    » Vera, du bist ein echtes Genie!«
    » Soll das jetzt ein Kompliment sein? Kannst du das nochmal

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