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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Anstalten, sich neben mich zu setzen.
    » Kinder, wir haben nämlich heute doppelten Grund zum Feiern!«, hebt er an. » Erstens feiern Sonja und ich heute…«
    » Wowa, lass doch bitte«, bremst ihn seine Freundin.
    Die ist wirklich nicht so dumm, denke ich.
    » Schon gut, schon gut. Zweitens hat man mich heute mit der verantwortungsvollen Aufgabe des geschäftsführenden Direktors betraut!«
    Tja, offenbar habe ich hellseherische Fähigkeiten. Ich applaudiere.
    » Bravo! Bravo! Bravo! Das Leben ist lebenswert!«
    » Oh ja!«, nickt Wowa feierlich. Die Damen schauen von ihren Salatblättern auf und sehen Wowa mit neu erwachtem Interesse an.
    Vorsicht, Mädels, der gute Wowa ist weder im Ölgeschäft noch in der Baubranche.
    » Und deshalb möchte ich euch alle einladen!« Er lässt die flache Hand durch die Luft sausen. » Chivas für alle!«
    » Und Zigarren!«, rufe ich. » Und dann spielen wir › sibirischer Ölmagnat kommt nach Moskau‹!«
    » Wieso Ölmagnat?« Wowa schielt mich misstrauisch an, anscheinend ist er sich nicht sicher, ob er meine Bemerkung als Kompliment oder Verarschung nehmen soll.
    » Weil es das typische Gehabe von Provinzoligarchen ist: Chivas Regal und Stolichnaja trinken, in eine Schickimicki-Sauna gehen und Fotomodels pimpern, und anschließend zur Entspannung eine teure Zigarre paffen. Das verstehen die unter Leben.«
    » Was ist denn mit dem los? Mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder was?« Wowa stellt sich auf die Hinterbeine– muss er ja auch, neben ihm sitzt schließlich seine Mutti.
    » Nein, ich will bloß nicht wie ein Spießer aussehen«, resümiere ich.
    » Ach, ich vielleicht?«, bellt Wowa wütend.
    » Trinken nur Spießer Chivas Regal?«, fragt Tanja ernst. Sie legt anscheinend Wert auf Bildung.
    » Also wer ist jetzt hier ein Spießer, wenn ich fragen darf?« Wowa rückt mir bedrohlich auf den Pelz.
    Inzwischen bin ich dermaßen blau, dass ich sogar bereit bin, mich zu prügeln. Ich stehe auf und starre Wowa in die Augen.
    » Wowa, hör auf, du siehst doch, dass er betrunken ist!«, ruft Sonja ihn zurück und hält ihn am Ellenbogen fest.
    » Leute, Schluss jetzt! Brake!« Anton springt auf und stellt sich zwischen uns.
    » Hör schon auf, Andrej, das ist nicht witzig!«, mischt sich jetzt auch Wanja ein.
    » Soll gar nicht witzig sein«, bemerke ich melancholisch.
    Anton packt mich an den Schultern und drückt mich auf meinen Stuhl zurück. Wanja hält Wowa fest. Die Mädels sitzen wie erstarrt, in Erwartung der großen Show.
    » Und ihr, ihr wunderbaren Positiven, warum sagt ihr nichts? Warum bringt ihr uns Streithähne nicht auseinander? Braucht ihr ein bisschen Entertainment? Daraus wird nichts, als Animateur bin ich zu teuer für euch. Versteht ihr mich, ihr Kolchosniki?«
    » Vollidiot!«, brummt Wika mit zusammengekniffenen Lippen.
    » Blödmann!«, sagt Tanja. » Mir reicht’s, ich haue ab. Dieser Blödmann hat uns den ganzen Abend verdorben!«
    » Was denn, habe ich was Spießiges gesagt?«, rufe ich.
    Wowa versucht sich loszureißen, Anton packt mich grob am Kragen und zerrt mich vom Tisch weg.
    » Los, komm, wir gehen nach draußen, durchlüften.«
    » Und was ist mit der Show?«
    » Los, raus, du Clown!« Ich habe Anton schon lange nicht mehr so böse gesehen. » Du dummer August!«
    » He, was soll das? Wo bringst du mich hin?«
    » Nach draußen, an die frische Luft.«
    Vor der Tür lehnt Anton mich an die Wand, bringt sein Gesicht ganz dicht an meines und schreit mich an: » Und was sollte das jetzt? Warum benimmst du dich wie ein Volltrottel? Was ist mit dir los?« Er schüttelt mich an den Schultern. » Kannst du mir das vielleicht mal erklären?«
    » Lena ist schwanger«, sage ich leise.
    » Was? Seit wann?«
    » Was ist das für eine blöde Frage. Woher soll ich das wissen. Sie hat es mir heute gesagt.«
    » Tja, dann…«
    » Und das ist nicht die einzige Katastrophe…«
    » Was denn noch?«
    » Gestern hat mich Rita angerufen und gesagt, sie sei krank… Sie hat sich einen Tripper eingefangen…«
    » Von dir?«
    » Woher soll ich das wissen?«
    » Hast du keine Symptome?«
    » Eigentlich nicht, glaube ich. Bis jetzt jedenfalls. Kann ja noch kommen.«
    » Vielleicht will sie dir bloß Kohle aus dem Kreuz leiern.«
    » Und wenn nicht?«
    » Wenn nicht, dann nicht. Tripper ist heilbar. Hast du deswegen da drinnen so einen Stress gemacht?«
    » Es kommt einfach alles auf einmal. Ein Problem jagt das nächste. Den Tripper kriege ich weg, aber was

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