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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Anton gehört und kleistert dementsprechend Tanja links und rechts mit plumpesten Komplimenten voll. (Wobei er meine momentane Schwäche skrupellos ausnutzt, die Sau!) Nach ihren Reaktionen zu urteilen, gehört sie zu der Sorte von fügsamen Weibchen, die anfängt, über die Namen ihrer zukünftigen Kinder nachzudenken, wenn man ihr sagt, dass sie gut aussieht. Unmerklich ist das Gespräch auf das Thema Arbeit übergegangen, und Wika fragt mich, was ich mache. Ich erkläre, dass ich mein Geld mit Literatur verdiene.
    » Oh, bist du Schriftsteller?«, ruft sie und macht Kulleraugen.
    » Nein, Drucker«, antworte ich trocken. » Das Einzige, was ich in letzter Zeit gelesen habe, waren meine Restaurantrechnungen, ha, ha!« Die Mädchen schmeißen sich weg vor Lachen und verlieren augenblicklich das Interesse an mir.
    » Oh, guck mal, da ist ja Gala!« Tanja gibt Wika einen leichten Klaps aufs Handgelenk. » Gala! Gala! Wir sind hier!«
    Eine Frau von schätzungsweise dreiundzwanzig Jahren kommt an unseren Tisch. Sie ist komplett rosa, von der Schminke bis zu den Stiefeln. Sogar ihre Augen sind rosa, glaube ich. In der Armbeuge baumelt eine rosa Louis Vuitton, in den rosa manikürten Fingerchen stecken zwei Vertu-Telefone, eins in Rosa und eins in Babyblau. Die Mädchen umarmen sich, küssen sich ab und schnattern wie die Gänse.
    » Die kenne ich«, flüstert mir Anton zu. » Die hängt immer mit so einem Kaukasier-Bonzen im GQ rum.«
    » Hallo-o-o-o-o zusammen!«, flötet sie und verteilt großzügig Luftküsse.
    » Du hast ja gleich zwei wunderschöne Handys«, sage ich. » Verkaufst du die Dinger?«
    » Aber nein, das eine hat mir mein Schatz geschenkt und das andere habe ich bei einer Wohltätigkeitstombola gewonnen«, erklärt sie mir mit stark aspirierender Aussprache. Dann sieht sie mich kurz von oben herab an und verkündet: » Außerdem hab ich noch eins, ein goldenes. Aber das bleibt in der Handtasche, sonst klaut es mir noch jemand.«
    Wieder kreischendes Gelächter bei den Damen.
    » Erzähl schon, wie geht’s?«, fordert Tanja sie auf. » Wo hast du dich herumgetrieben?«
    » Ach, ich war mit Arsjen in den Emiraten.«
    » Weiß deine Mutter davon?,« frage ich streng.
    » Wie bitte?« Sie glotzt mich an wie ein Auto. Wahrscheinlich habe ich alte Kindheitsängste wachgerufen.
    Die Mädchen verstummen.
    » Das war ein Witz«, erklärt Anton ruhig.
    » Ach so!« Die Mädchen lachen lange und laut und sperren ihre Mündchen auf wie Fische, die man aufs Trockene geworfen hat.
    » Na, du bist mir ja einer!« Gala droht mir schelmisch mit dem Zeigefinger.
    » Weiß deine Mutter davon? Ha, ha, ha! Super Witz! Den muss ich mir merken!«, echot Wika.
    » Klasse!«, beschließt Tanja den Reigen. Anscheinend reden sie gern im Kreis.
    Gala setzt sich zu uns, und ob man will oder nicht, werden alle in ihr Gespräch einbezogen. Ich wende mich ein wenig ab und beobachte die Leute im Restaurant. Jeder einzelne Gast kommt mir vor wie ein medizinisches Fallbeispiel: Die Blondine da hinten etwa, die so lässig ihren Schuh an der Fußspitze baumeln lässt, hat Tripper, und die Rote, die gerade so ansteckend über die Witze ihrer beiden Gefährten lacht, hat Syphilis; der eifrig hin und her rasende Kellner Herpes, die Hostess Hepatitis C. Dieses Lokal ist ein Brutapparat von Geschlechtskrankheiten. Und alle, alle werden sie heute Nacht mit irgendjemandem bumsen, mit Sicherheit! Sie werden bumsen, saugen, knutschen! Ein einziger Pfuhl, man könnte den Verstand verlieren, wenn man es nüchtern betrachtet.
    » Zwei doppelte Dewar’s, Cola extra!«, brülle ich dem Kellner zu.
    » Andrej, mach mal langsam!« Wanja sieht mich verwundert an.
    » Ich will mich aber besaufen«, gebe ich offen zurück.
    » Ist irgendetwas passiert?«
    » Nee, nix… Kleinkram, vergiss es.«
    » Hast du Stress wegen unseres Auftritts?«
    » Oh, ihr tretet auf? Habt ihr eine Band?«, fragt Tanja interessiert. » Was macht ihr denn für Musik? R&B?«
    » Nein, eine Mischung aus Comedy-Club und Via-Gra«, pariere ich.
    » Comedy-Club kann man echt nicht mehr angucken, findest du nicht auch, Tanja?«, schaltet sich Wika ein.
    » Hm-hm«, nickt Tanja. Sie saugt mit solcher Kraft an ihrem Mojito, dass ihr die Augen aus den Höhlen treten.
    » Wir waren neulich im Atrium, das war aber überhaupt nicht zum Lachen. Und der ganze Saal war voller Spießer, stimmt’s, Tanja?«
    » Hm-hm«, macht Tanja wieder, befreit sich endlich von ihrem Strohhalm und erlässt

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