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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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habe ich gespart, der Rest kommt von meinen Eltern. Übermorgen hole ich ihn ab!«
    Dann folgt ein langer Monolog über die Vorzüge des neuen Wagens, untermalt mit allerlei herzigen Epitheta. Währenddessen grüble ich, schon wieder leicht gereizt, darüber nach, ob diese Anschaffung nicht vielleicht in irgendeinem Zusammenhang mit ihrem neuen Telefon steht.
    » Das einzige Problem ist, dass Luda mir noch zehntausend für den Mini schuldet. Luda, weißt du, mit der wir neulich im Klub waren, in der Fabrik. Ich hab ihr ganz unmissverständlich gesagt, dass ich das Geld noch in dieser Woche brauche, aber die dumme Ziege hat mich einfach hängenlassen. Übermorgen muss ich den Wagen abholen, und ihr ist das scheißegal! Ich gebe es dir am Montag, hat sie gesagt, aber was nützt mir das? Ich brauche es morgen! Verstehst du?«
    » Dumme Pute«, konstatiere ich und blinzele auf ihre Uhr. » Echt unangenehme Situation!« Ich gehe davon aus, dass unser Dialog sich dem Ende nähert und antworte rein mechanisch.
    » Eben!« Rita beugt sich vor. » Andrej, kannst du mir nicht bis Montag aushelfen?«
    » Wie bitte?«, frage ich verdattert.
    » Leih mir doch die zehntausend bis Montag!« Rita schaut mich herzig an und schiebt sich die nächste Erdbeere zwischen die Lippen. » Montagabend bekommst du sie ja zurück.«
    » Zehntausend? Bis Montag?« Ich versuche, Zeit zu schinden. Das kommt alles ziemlich unerwartet. Aber wie sie das eingefädelt hat, dieses Miststück! Ich bin auch ein Hirni… Fünfzigtausend hätte ich gerade flüssig und so weiter. Wenn Angeberei bezahlt würde, wäre ich längst Millionär. Was sage ich ihr denn jetzt? Dass ich das Geld für irgendein Projekt brauche? In zwei Wochen kannst du zwanzigtausend haben, mein Häschen, aber im Moment… Ja, Scheiße was. Ich höre schon, was sie unter ihren Freundinnen rumerzählt: Dabei wollte ich es nur geliehen haben! Nicht geschenkt! Ist das denn zu fassen!
    » Wenn Luda mir am Montag das Geld nicht gibt, nehme ich es von meinen Eltern.«
    » Ja, natürlich.« Und woher nehme ich es, mein Herz? Meine Freunde sind genauso klamm wie ich, die brauche ich gar nicht erst zu fragen. Ljocha Rybalko? Genau, das ginge. Für den sind zehntausend Peanuts. Verdammt, ich hasse es, Leute anzupumpen. Vor allem um solche Kleckerbeträge. Vor allem, wenn es nicht für mich ist. Aber halt! Wieso nicht für mich? Es geht hier um die Rettung deines Images, und das ist dir einiges wert, einiges, mein Guter!
    » Na gut, mein Häschen. Schauen wir mal, dass wir das morgen geregelt kriegen.«
    » Ich danke dir, Liebling«, sagt sie flüsternd. » Außer dir hilft mir wirklich niemand. Alle denken immer nur an sich selbst.«
    Ich eigentlich auch, denke ich. Die Welt ist eben gemein.
    » Hast du eigentlich schon überlegt, was du zur Eröffnung deines Klubs machst?«, fragt Rita und schaut mich erwartungsvoll an. Ich winke sie mit dem Zeigefinger nahe an mich heran.
    » Timberlake«, flüstere ich ihr ins Ohr.
    » Nein!« Sie reißt die Augen auf. » Der ist doch irre teuer!«
    » MTC hat schon grünes Licht gegeben, am Dienstag habe ich eine Unterredung mit dem zweiten Sponsor.«
    » Du bist ein Genie!« Rita hält es kaum auf ihrem Stuhl. » Du bist großartig! Oh, es ist mir wieder eingefallen!«, kiekst sie plötzlich.
    » Was?«
    » Was ich dir sagen wollte. Schitikow hat gestern angerufen. Er wollte sich heute nach vier bei dir melden, wegen der Fete.«
    Wow! Und das sagt sie mir erst jetzt? Ich schiebe mir eine Zigarette zwischen die Lippen und lasse mir Zeit mit dem Anzünden, um meine Freude nicht zu deutlich zu zeigen. Schitikow ist ein guter Bekannter von Rita, über ihn könnten wir den ersten richtigen Auftritt mit unserer Band hinkriegen.
    » Spitze. Hat er dir das Datum genannt?«
    » Ach, gibt es auch Tage, an denen ihr nicht könnt? Seid ihr auf Tournee, oder so?«, scherzt sie.
    » Quatsch keinen Blödsinn«, fahre ich ihr brüsk ins Wort. » Jeder von uns hat einen Haufen zu tun. Denkst du, wir sitzen den ganzen Tag rum und warten auf diese komische Fete? Ich brauche einfach einen Ort, wo wir das Programm testen können.«
    » Ah ja«, macht Rita gedehnt.
    Ich überlege, ob diese Nachricht von der Fete mit der positiven Entscheidung über das Ausleihen der zehntausend Dollar in irgendeinem Zusammenhang stehen könnte oder nicht. Ich möchte daran glauben, dass es sich nur um eine zufällige Koinzidenz handelt, aber die Realität zeigt uns, dass es in merkantilen Fragen

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