Neonträume: Roman (German Edition)
Lisa zündet sich eine Zigarette an. » Er meint den richtigen Sommer, mit Blumen und Sonne und so. Morgen gehen wir ins Theater. Er bezahlt extra jemanden, der für ihn die Karten besorgt und der sich auskennt, wo man jetzt gerade die besten Stücke spielt und was man unbedingt sehen muss und alles.«
» Ach ja, das ist jetzt total angesagt. Alle haben jetzt so einen«, bemerkt Janna träge.
» Verliebt, Romantik, Theater!« Jenja nippt an ihrem Wein. » Und warum ist er dann so geizig, dein Romantiker? Hast du dich erkundigt, was das für einer ist, Lisa? Weißt du, wo er wohnt, wie viel er hat? Vielleicht ist er ja verheiratet!«
» Das sind nicht die Schlechtesten, wie ich sehe«, lacht Lisa mit einem frechen Seitenblick auf Jenjas Bauch.
» Du Biest!«, zischt Jenja. » Spätestens in einem halben Jahr hab ich ihn so weit, dann lässt er sich scheiden. Als er gehört hat, dass ich schwanger bin, wurde er gleich weich wie Butter. Ich hab richtig Schwein gehabt, dass sie beim Ultraschall gesagt haben, es wird ein Junge, er wünscht sich nämlich schon lange einen Sohn, und seine Ballerina ist nicht mehr in Form für sowas.«
» Wie alt ist er denn, dein Wagis?«, fragt Janna wie nebenher.
» Mitte vierzig ungefähr.«
» Das war er vor zehn Jahren«, kichert Lisa.
» Na und!« Jenja streckt ihr die Zunge heraus. » Immer noch besser als dein komischer Bulle. Der hat dich ein halbes Jahr lang ausgenutzt und dir dann gerade mal einen kleinen Mercedes gekauft. Wie großzügig!«
» Er hat mir auch Geld für die Wohnung gegeben.« Lisa stößt Rauch aus. » Fünfzig.«
» Wie großzügig!«
» Ach was!« Lisa seufzt. » Dafür war er gut im Bett, und einmal im Monat sind wir zusammen weggefahren. Außerdem war er für klare Verhältnisse, er hat ganz offen gesagt, dass er verheiratet ist, und dass eine Scheidung für ihn nicht in Frage kommt.«
» Aber in fremde Betten hüpfen, das geht, ja? Anstatt ihm was vorzulügen, hättest du eben wirklich schwanger werden sollen. Wenn man ihnen mit einem Kind winkt, geraten sie immer völlig aus dem Häuschen«, doziert Janna.
» Meiner nicht. Er hat gleich von Anfang an gesagt, er will keine Kinder«, entrüstet sich Lisa. » Er hätte mir sofort einen Tritt in den Hintern verpasst. So ist wenigstens ein Auto dabei rausgesprungen.«
» Lisa hat recht. Bei Abtreibungen sind sie schnell dabei. Eine Freundin von mir hat auf diese Art innerhalb von einem Jahr eine Wohnung finanziert«, pflichtet Jenja bei.
» Aber deinen Tolja musst du wirklich wie ein rohes Ei behandeln, Lisa. Schlag ihm doch vor, für einige Zeit zusammenzuleben. Dann weißt du sofort, woran du bist. Manche Männer sind schrecklich furchtbare Schwätzer. Von wegen Romantik und nach Sommer duften und so! Pass bloß auf!«
» Du hast gut reden, du bist ja verheiratet«, bemerkt Jenja.
» Ach, hör bloß auf!«, schnaubt Janna. » Meiner ist grad in der Midlife-Crisis. Ständig Dienstreisen, Konferenzen, Überstunden. Ich vermute, er hat sich irgendein Flittchen zugelegt. Ich habe schon einen Detektiv auf ihn angesetzt.«
» Und wenn er das mitkriegt? Was dann?« Jenjas Stimme klingt interessiert.
» Wenn du’s genau wissen willst: Das ist mir völlig egal. Ich hab mal im Suff zu ihm gesagt: Ich hab dich in der Hand, mein Lieber! Deine Abrechnungen, deine Papiere, deine gesamten Geschäftsunterlagen. Ich weiß alles über dich. Wenn du abhaust, dann nackt!«
» Er lässt dich umbringen!«, flüstert Lisa erschrocken.
» Das wagt er nicht. Dafür hängt er zu sehr an den Kindern. Außerdem hat er genug ins Ausland geschafft. Er wird nicht verhungern. Im Übrigen sind sie alle gleich, verheiratet oder nicht verheiratet. Keiner sieht über die Spitze seines Schwanzes hinaus. Wenn sie so eine junge, willige Schlampe sehen, sind sie nicht mehr zu bremsen. Und von denen gibt es jetzt mehr als genug. In jedem Restaurant hocken mindestens hundert von der Sorte. Mit fünfzehn fangen sie schon an. Andererseits, welcher Mann geht nicht fremd? Na und? Soll er sich austoben, und dann ab nach Hause.«
Klar, ihr, zu eurer Zeit, wart natürlich viel solider, denke ich im Stillen. Ihr habt erst mit sechzehn angefangen.
» Es ist gut, dass du dich so in geschäftlichen Dingen auskennst«, nickt Lisa beifällig mit dem Köpfchen. » Die meisten sitzen bloß da und wackeln mit den Ohren, und am Ende beißen sie sich in den Hintern, weil sie nicht rechtzeitig was auf die hohe Kante gelegt haben.«
» Und wenn
Weitere Kostenlose Bücher