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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Jedenfalls, Vadim hat eine Menge Kohle reingesteckt. Um es kurz zu machen: Das Ganze war eine totale Pleite. Man hat die beiden voll über den Tisch gezogen, und deshalb hatten sie dann einen ziemlichen Stress miteinander. Die Freundschaft war im Arsch, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Tja, und jetzt ist er irgendwie bei der Kosmetik gelandet. Das war Vadims Lebenslauf in Stichworten, nur damit du weißt, mit wem du es zu tun hast.«
    » Das hättest du auch kürzer haben können«, mache ich auf beleidigt. » Du hättest einfach nur › Jet-Lounge‹ sagen müssen. Dann hätte es mir schon gedämmert.«
    Anton will noch etwas entgegnen, aber in diesem Moment kommt Vadim zurück an den Tisch.
    » He, was hängt ihr hier rum?«, haut er uns an. » Seid ihr gehbehindert, oder was? Los, kommt mit, tanzen!«
    » Ist schon okay, Vadim«, winkt Anton ab. » Wir müssen noch grad was Geschäftliches besprechen, Andrej und ich. Übrigens, kennt ihr euch? Andrej ist der beliebteste Kolumnist des Beobachters.«
    » Wir sind uns vor etwa drei Jahren mal im Zeppelin begegnet und haben Visitenkarten ausgetauscht«, sage ich albernerweise. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Aber Vadim stört sich nicht an meiner Notlüge, sondern streckt mir einfach die Hand entgegen.
    » Hallo. Du bist der Typ von Lena, stimmt’s? Sie hat mir von dir erzählt. Wie schaffst du das alles? Wal-Mart, Journalismus und so weiter und so weiter.«
    » Ich bin halt ein Überflieger«, bemerke ich.
    » Verstehe. Wir arbeiten demnächst übrigens mit euch zusammen. Wer ist bei euch für Kosmetik zuständig?«
    » Das weiß ich nicht. Das ist Non-Food.«
    » Das ist mir bekannt, dass Kosmetik nicht zum Essen ist. Und was machst du bei dem Verein?«
    » Sind Ljocha und Marina zusammen auf die Toilette?«, wirft Anton ein und rettet mich ein zweites Mal.
    » Ja, klar«, antwortet Vadim gleichgültig.
    » Aha.« Anton steht auf, grinst und setzt sich in Bewegung, wobei er mir ein konspiratives » Bin gleich wieder da« zuraunt.
    » Geh ruhig mit, wenn du willst«, sagt Vadim und deutet mit dem Kinn Richtung Toiletten. » Oder hat deine Freundin was dagegen?«
    » Ich bin nicht so scharf drauf. Und du, warum gehst du nicht mit?«
    » Ich hab’s hinter mir.«
    Er streicht sich wieder über die Haare, lacht und steckt sich eine neue Zigarette an. Ein paar Züge lang sieht er mich reglos an, schnippt die Zigarettenasche in ein leeres Glas. » Was meinst du, soll ich mir Natascha schnappen und mit ihr nach Hause abzischen oder hierbleiben und mich weiter besaufen?«
    » Und wo ist diese Natascha? Wie sieht sie aus?«
    » Was spielt das für eine Rolle? Sag mir einfach– abhauen oder hierbleiben?«
    » Tja… äh…« Keine Ahnung, was ich darauf antworten soll. Einerseits würde ich gern noch weiter mit ihm quatschen, andererseits– was soll das? Warum will er das gerade von mir wissen? Bin ich etwa sein persönlicher Lebensberater? » Also ich würde sagen, hierbleiben. Lass diese Natascha ruhig abhauen, wenn sie will…«
    » …und so weiter«, beendet er meinen Gedanken. Offenbar hat er auch eine Vorliebe für vielsagende Floskeln.
    » Stehst du auch auf Beavis und Butthead?«, lache ich und fühle, dass der Kontakt hergestellt ist.
    » Nicht mehr«, fertigt er mich brüsk ab. » Ein Bekannter von mir stand mal drauf.«
    Auf einmal scheint er mir gar nicht mehr so betrunken. Ich nicke und gieße mir Champagner nach.
    » Willst du auch noch?«
    » Scheißfrage!« Er nimmt mir die Flasche aus der Hand und setzt sie sich direkt an den Hals. » Langweilig.«
    » Öde«, stimme ich zu. » Was ist das eigentlich für eine Truppe?«
    » Wen meinst du?«
    » Na, die Leute hier an unserem Tisch. Ich kenne nicht einen von denen.«
    » Ach so, die da«, brummt er und deutet zur Tanzfläche. » Diebe kapitalistischen Eigentums. Uninteressant. Die Produzenten laufen beim Sender auf, der Sender kauft ihnen die Serie ab, wir kaufen beim Sender das Product-Placement, die Produzenten schieben uns Kohle rüber. Und jetzt feiern alle den Start der Serie. Außerdem habe ich Geburtstag. Ganz normale Sache, kein Grund zur Aufregung. Lena hat gesagt, du bist beim Beobachter. Vielleicht hilfst du mir mit einem Artikel aus?«
    » Scheißfrage!«, mache ich ihn nach. » Hör mal, nette Geschichte, das mit den Produzenten. Könnte man ein Buch drüber schreiben, oder einen Song oder sowas.«
    » Klar. Irgendwer wird das auf jeden Fall

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