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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Biologische Zusätze? Fitness? Molekulare Küche?« (Woher soll ich wissen, was diese besoffenen Penner gerade beschäftigt?) » Oder vielleicht gleichgeschlechtliche Liebe? Schwarze Kultur? Gangsta-Rap? Gangsta-Rap als Teil der schwarzen Kultur, das ist ziemlich stark, würde ich sagen!«
    » Tusch! Voll ins Schwarze!« Vadim klatscht in die Hände. » Genau das ist es. Schwarze Kultur! Wow, brother!«
    » Du bringst ja alles durcheinander!«, schreit Borja. » Er hat völlig recht! Wir sind Kollegen, Andrej! Ich bin Chefredakteur bei einem Kiewer Männer-Magazin. Ich versuch diesem Esel gerade zu beweisen, dass man jeder durchschnittlichen Dumpfbacke, dem Ackerbauern mit seiner Mama oder einem Manager mit seinem Modelweibchen ein und dasselbe Produkt mit ein und demselben Erfolg verkaufen kann, wenn man es nur entsprechend verpackt und…«
    » Menschen sind wie Elstern«, fahre ich dazwischen. » Sie stürzen sich auf alles, was glänzt!« Den Spruch habe ich mal irgendwo aufgeschnappt, er scheint mir hier zu passen.
    » Eben!«, ruft Borja und knallt die flache Hand auf den Tisch. » Darauf trinken wir einen!«
    Borja gießt allen Champagner ein.
    » Du meinst also, man kann alles und jeden glamourisieren?«, fragt Vadim mit Skepsis.
    » Das hängt nur vom Grad der Begabung des Kreativen ab, mein Kleiner«, heize ich ihm ein bisschen ein.
    » Verstehe.« Vadim steckt die Nase in sein Champagnerglas, die Mädchen kichern wieder wie irre. Keine Ahnung, worüber. Können die überhaupt sprechen? » Rape me, rape me, my friend«, singt Curt Cobain.
    » Genau«, gähnt Borja. » Genauso ist es. Wenn es einer richtig drauf hat, kann er sogar Sprotten zu Glamourprodukten machen. Wenn Andrej in seinem Blättchen schreibt, dass die ganzen Edeltussis in den angesagten Schuppen in Paris nur Sprotten aus Dosen fressen, dann sind Sprotten für unsere Bauerntrampel hier auf einmal schicker als ihr geliebter Latte macchiato.«
    » Verstehe.« Vadim steht auf. Er scheint ziemlich stinkig. » Ihr lasst mir keine andere Wahl. Ich schlage vor, wir machen eine Wette.«
    » O ja, o ja!«, kreischen die Tussis wie aufgespießt.
    » Alle kleinen süßen Schlampen halten jetzt mal vorübergehend die Klappe«, kommandiert Vadim und knutscht die beiden erst einmal genüsslich. » Vorübergehend!«
    » Hör mal, Andrej, eigentlich sind wir jetzt genau beim Thema. Vergessen wir mal die Sprotten. Ich muss für meine Firma eine neue Kosmetik lancieren. Kosmetik für… für Hunde. Wärest du in der Lage, einen hübschen Artikel zu schreiben und in deinem Beobachter unterzubringen? Also einen Artikel, der dieser Hundekosmetik, sagen wir, das gewisse Etwas verpasst, du verstehst schon?«
    » Ich schreibe nicht auf Bestellung«, sage ich, weil ich sauer bin, dass dieser aufgeblasene Typ solche Fragen vor versammelter Mannschaft bequatscht. » Und wenn, dann ist das richtig teuer.«
    » Und wie teuer wäre das, zum Beispiel?«, fragt Borja verdächtig lebhaft.
    » Mehr, als ihr in der Portokasse habt.«
    » Gehen wir mal ein bisschen Luft schnappen?«, fragt Vadim. » Los, komm, Borja.«
    » Komm mal mit, Anton«, nicke ich.
    Draußen legt Vadim mir den Arm um die Schultern, bläst mir seine Fahne ins Gesicht und sagt:
    » Nimm’s mir nicht übel, Kumpel, hab schon kapiert. Ich wollte dich nicht vorführen. Die Leute da sind alles Freunde. Also nochmal, es geht darum, dass ich diese Kosmetik verticken muss, das ist mal Fakt. Und dieser ukrainische Provinzarsch da hat mir eben eine Steilvorlage geliefert. Ich liebe dieses kleine Miststück, das ist schrecklich. Ich wollte schon nach Kiew umziehen seinetwegen.«
    » Es ist nie zu spät«, grinst Borja.
    » Also, mal konkret, wie viel willst du haben für so einen Artikel?«
    » Tja, also.« Ich fange hektisch an zu überlegen, wie hoch ich die beiden taxieren kann. » Sagen wir…«
    » Ein Riese«, blafft Vadim und lässt seine Handkante durch die Luft sausen. » Was sagst du dazu? Nicht schlecht, oder?«
    » Zwei«, schnarre ich barsch und hebe Zeige- und Mittelfinger, damit man mir glaubt. » Aber nur weil ihr es seid.«
    » Dann los! Borja, hol die Kohle raus.« Wieder klatscht Vadim in die Hände. » Folgende Konditionen: Wenn Andrej einen richtig guten Artikel schreibt, der in seinem Magazin erscheint, werden für Borja, zusätzlich zu den zwei Riesen für Andrej, fünfhundert fällig. Ich behaupte, man kann keinen vernünftigen Artikel über Kosmetik für Viecher zustande bringen.«
    »

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