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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Das ging so ab: Die Alte hat ihr irgendwas auf einen Zettel geschrieben und gesagt, den soll sie in ihren linken Stiefel stecken. Sie dürfe ihn aber auf keinen Fall auseinanderfalten oder lesen! Dann sollte sie zum Nowodewitschi-Kloster fahren, dort nach einem namenlosen Grab suchen und beide Stiefel dort abstellen. Es müssten aber wirklich ihre eigenen Stiefel sein, nicht etwa extra für diesen Zweck gekaufte billige oder so.«
    » Und, hat sie das wirklich gemacht?« Die Geschichte beeindruckt mich.
    » Und ob. Die Tante fährt los, findet so ein Grab, stellt brav ihre Stiefelchen drauf und zischt wieder ab. Sie war natürlich noch keine fünfzig Schritte gegangen, da waren die Treter schon verschwunden. Gemopst von einem der Obdachlosen, die da rumhängen.«
    » Und weiter? Erzähl schon!«, drängt Anton.
    » Wieder zu Hause, ruft sie die Zauberoma an und berichtet. Und da sagt doch die Alte: Ojoj, Kindchen, was hast du gemacht! Gestern war doch Sonntag, da arbeiten die Geister nicht! Du musst es nächste Woche nochmal machen! Die Tussi war natürlich fertig mit der Welt, die Stiefelchen waren nämlich ziemlich edel, von Celine, die haben sie einen glatten Riesen gekostet.«
    » Ich fass es nicht!«, japse ich. » Die Oma kriegt bestimmt Provision von Celine!«
    » Oder von den Obdachlosen«, schlägt Anton vor und gießt uns Kaffee ein.
    » Ich glaube, auf diese Hexerei stehen jetzt wirklich alle«, resümiere ich. » Ich frage mich bloß, ob meine beiden mich auch schon verhext haben.« Bei dem Gedanken wird mir schwummerig. » Diese Biester! Übrigens, Rita hat seit Kurzem ein nagelneues Nokia 8800. Angeblich ein Präsent von ihrer Arbeitsstelle.«
    » Wahrscheinlich hat sie sich eins gezaubert«, kichert Wanja.
    » Ich denke eher, sie hat noch ein paar Promoter von deinem Kaliber in der Hinterhand«, hält Anton dagegen. » Zuzüglich einen echter Top-Manager aus einer amerikanischen Firma.« Anton schaut mich prüfend an. » Was machst du für ein Gesicht, Andrej? Bildest du dir ein, du bist der Einzige, der schauspielern kann? Die Stadt ist voll von Hobbyschauspielern. Je schneller du die beiden abschießt, desto besser für dich, glaub’s mir!«
    » Ja, ja, schon klar«, erwidere ich ärgerlich. » Mein Problem ist ein ganz anderes. Ich glaube, ich habe mich verliebt.«
    » Verliebt! In wen?«, fragen sie wie aus einem Mund.
    » Eine Studentin. Sehr jung. Sehr schön.« Aus irgendeinem Grund kriege ich keine ganzen Sätze mehr raus. » Unglaublich süß. Heißt Katja. Noch vollkommen unverdorben.«
    » Ist das die, für die sich dein kleiner Bruder neulich einen Hunni von dir pumpen wollte, Anton?«, grinst Wanja.
    » Ein Fuffi würde auch reichen, meinte er«, grinst Anton zurück.
    » Ey, leckt mich doch alle beide! Ihr seid doch bloß neidisch, ihr Blödmänner!«
    » He, he, entspann dich, Alter! War nur ein Scherz. Erzähl uns lieber was über deine Katja.«
    Ich nehme meine Kaffeetasse, stelle mich ans Fenster und schaue verträumt nach draußen. Um sie zu ärgern, berichte ich genüsslich, dass sie einen göttlichen Arsch hat, wie eine Brasilianerin.
    Wanja öffnet den Mund, um was zu sagen, aber ich komme ihm zuvor:
    » Wenn ich’s euch sage! Wie eine Brasilianerin! Zehnmal besser als der Arsch von deiner Lieblingshostess im Most!«
    » Vergiss es, du Spinner!«, ruft Anton. » Du hast ja keine Ahnung!«
    » Du willst uns verarschen, Alter!«
    » Ja klar, buchstäblich!«
    » Na gut«, wiegele ich ab. » Ich schlage vor, wir beenden für heute unseren kleinen Comedy-Club. Was meinst du, Anton: Proben wir noch oder nicht?«
    » Sieh mal an, der Junge wird allmählich vernünftig!«, staunt Wanja. » Die Liebe vollbringt Wunder!«
    » Thema durch!«, kommandiert Anton. » An die Geräte, Jungs!«

Foreve r no t yours
    Als ich im Mi Piace ankomme, bin ich ziemlich am Ende. Die Probe hat reichlich Kraft und Zeit gekostet, außerdem hat Marina mir mit ihren beknackten Fotos den letzten Nerv geraubt, und die Metro hat meiner angeschlagenen Laune den Rest gegeben. Dazu kommt, dass Katja den ganzen Tag ihr Telefon ausgeschaltet hatte, und statt auf Engelsflügeln zu ihr zu eilen, treffe ich mich mit Rita. Nachdem sie mir erklärt hat, sie wolle bei mir einziehen, habe ich mich zwei Tage lang nicht mehr bei ihr gemeldet. Ich hätte mich auch noch länger rar gemacht, aber die zehn Riesen und die Fete am Mittwoch üben eine starke Anziehungskraft aus. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es immer noch

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