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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Vestalin, bis sie in der Dunkelheit der Curia Iulia verschwand. Gleich darauf bemerkte er ein schwaches Aufglimmen in einem der Rundbögen der Maxentiusbasilika, die sich düster und eindrucksvoll in die Nacht erhob. Eine einzelne Fackel ließ die Schatten in den Nischen dämonenhaft tanzen. Lautlos breitete Nando die Schwingen aus, glitt über die Statuen im Innenhof des Vestalinnenhauses hinweg und hielt auf die Basilika zu. Undeutlich erkannte er die Umrisse von Ilja, die zusammengekauert in einem der Bögen hockte und eine Scherbe in den Händen hielt, um mit Lichtreflexen auf sich aufmerksam zu machen.
    Nando landete neben ihr in den Schatten. Ilja atmete angestrengt, sie war kreidebleich und hielt ihm wie verwirrt die Scherbe entgegen. Nando wusste aus eigener Erfahrung, dass der Bannzauber Drengurs schwer wie Blei auf ihren Gliedern lag. So leise wie möglich kniete er sich neben sie, ließ die Scherbe in seine Tasche gleiten und löste flüsternd den Zauber. Erleichtert nickte sie ihm zu, die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Gerade wollte er ihr aufhelfen, als ein Flackern in der Luft ihn innehalten ließ. Ilja verharrte unbeweglich. Angespannt schauten sie die Via Sacra hinauf und sahen zwei Vestalinnen, die gerade das Forum des Vespasian verließen. Ihre Bewegungen wühlten die Luft auf und verzerrten die Umrisse der Ruinen dort, wo sie hinüberglitten, als würde man sie durch trübes Wasser betrachten.
    Nando warf Ilja einen Blick zu. Ihre Kräfte kehrten rasch zu ihr zurück, doch es lag in seiner Verantwortung, sie auf sicheren Wegen zum Portal zu führen. Er durfte keinen Kampf gegen zwei Vestalinnen riskieren. Wortlos bedeutete er Ilja, sich nicht zu rühren, und schob sich ein Stück weit aus den Schatten. Er würde warten, bis die Vestalinnen den Titusbogen erreicht hätten, und sich dann mit Ilja in Richtung des Portals bewegen. Doch sie schienen es nicht eilig zu haben, und je näher sie kamen, desto fließender wurden ihre Bewegungen, und desto starrer wurde ihr Blick, den sie auf den Tempel des Romulus geheftet hatten, als würde dort etwas ihre Aufmerksamkeit erregen. Nando beugte sich ein wenig vor, kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können – und fuhr erschrocken zurück.
    Dort in den Schatten neben dem Tempel erkannte er die Umrisse von sechs Nephilim, unter ihnen Riccardo, die regungslos dicht bei dem Ziegelrundbau verharrten, und die Gestalt von Paolo, der zusammengekauert vor der linken Porphyrsäule hockte. Er schien die Vestalinnen, die sich unaufhaltsam näherten, noch nicht bemerkt zu haben, und die anderen Nephilim konnten ihre Gegenwart aufgrund des Tempels weder spüren noch sehen. Offensichtlich wollte Paolo so viele Nephilim wie möglich auf einmal zum Portal bringen, um Nando auszustechen.
    Ein ersticktes Keuchen Iljas ließ Nando den Blick wenden. Sie hatte sich an der Wand emporgestemmt, kreidebleich streckte sie die Hand aus und deutete zur Regia hinüber, die dem Tempel des Romulus schräg gegenüberlag. Nando folgte ihrem Fingerzeig und sah zu seinem Schrecken noch eine Vestalin, die sich mit fließenden Bewegungen den anderen Nephilim näherte. Gleich darauf bemerkte er zwei weitere, die die Via Sacra hinaufkamen, und auch sie hatten das Gebäude, in dessen Schatten die Nephilim Schutz suchten, längst mit ihren Blicken erfasst.
    Nando stieß einen lautlosen Fluch aus. Er konnte Paolos zitternde Finger bis in die Dunkelheit der Basilika erkennen. Dieser Feigling von einem Nephilim gefährdete nicht nur sich selbst durch den lächerlichen Kleinkrieg, den er führte. Eilig schob Nando sich bis an einen durchbrochenen Mauervorsprung heran und fixierte Paolo mit seinem Blick. Möglicherweise waren die Vestalinnen schon zu nah und würden seine Gedankenbrücke fühlen oder gar hören können, doch ihm blieb keine Wahl. Er musste die anderen warnen. Paolo zuckte merklich zusammen, als Nandos Worte ihn erreichten, wohingegen die Vestalinnen ihren Weg fortsetzten, ohne den Blick zu wenden.
    Paolo, du bist ein Narr , raunte Nando und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme vor Zorn zitterte. Ihr seid entdeckt worden. Zwei Vestalinnen nähern sich jeweils von beiden Seiten der Via Sacra, eine weitere kommt von der Regia direkt auf euch zu. Sie haben euch längst entdeckt, euch bleibt nur die Flucht. Ihr müsst euch gegenseitig helfen, dann könnt ihr …
    Ein scharfes Zischen unterbrach Nando, und Paolo hob unwillig die Hand, als er ihn in den

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