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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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wir ihn aus!«
    Zuerst klangen nur vereinzelte Stimmen über den Platz, aber schnell wurden die Worte aufgegriffen und in beängstigendem Gleichklang wiederholt, leise und wie in Trance. Es war ein Flüstern der Grausamkeit, das sich um Nandos Kehle legte und ihm die Luft abdrückte. Auf einmal flohen die Nephilim nicht mehr. Sie wandten die Köpfe und starrten zu ihm herüber.
    Er wich zurück, Ilja wollte sich vor ihn stellen, um ihn zu schützen, doch schon schob sie ein breitschultriger Nephilim beiseite und sie wurde von der Menge verschluckt – jener Menge, deren gerade noch so vertraute Körper wie aus dem Nichts in einen todbringenden Mob verwandelt worden waren. Mit geneigten Köpfen traten immer mehr Nephilim auf Nando zu. Andere blieben stehen und widersetzten sich, doch sie wurden von der Masse verschluckt wie Blätter, die von Steinen zermahlen wurden. Nando stolperte rückwärts. Er sah den ersten Hieb kommen und wich ihm aus, doch gleich darauf traf ihn ein Schlag an der Schläfe. Er ging zu Boden, Tritte trafen seinen Magen, und er hörte kaum das Schwingenrauschen, das mit einem Mal das gespenstische Flüstern zerriss und die Nephilim, die auf ihn einschlugen, mit einem Donnerzauber auseinandersprengte.
    Benommen hob er den Blick, er erkannte Drengur, der ihn am Arm packte und ihm auf die Beine half, Althos, der mit peitschendem Schwanz und nach vorn gedrehten Ohren neben ihm stand – und Antonio, der seinen Säbel auf die Umstehenden richtete. Sie starrten ihn an, einige, als würden sie aus einer Trance erwachen, aber Nando spürte, dass sie nicht Antonio anblickten. Sie betrachteten ihn, den Teufelssohn, und er sah in ihren Augen, dass er von einem Moment zum anderen nichts anderes mehr für sie war als dies. Er spürte die Verzweiflung über die Kälte in ihren Blicken, über die geballten Fäuste und den Schmerz in seinem Magen, und riss seinen Blick von ihnen los.
    Antonio stand reglos, nur sein Säbel glitt vor ihm durch die Luft. Nando wusste, dass er sich noch niemals zuvor gegen die Bewohner dieser Stadt gestellt hatte. Er stand dort als der Beschützer aller Nephilim – und als der Freund, der er für Nando geworden war. Seine Augen standen in goldenem Feuer, helles Licht strahlte aus seiner Haut und blendete die Umstehenden. Er würde nicht zögern, jeden Angreifer niederzustrecken, das fühlte jeder auf dem Platz.
    »Was ist hier geschehen?«, rief der Engel, und seine Stimme rollte über die Leiber der Nephilim wie der Donner der Ersten Zeit. »Was seid ihr, Bewohner Bantoryns? Seid ihr Wölfe, die über ein Lamm herfallen, sobald seine Herde sich entfernt? Seid ihr hinabgestiegen zu den Dämonen der Hölle, um mit ihnen zu paktieren?«
    Die Nephilim wichen zurück, doch noch immer stand die Kälte in ihren Blicken, und Nando sah noch etwas anderes darin: das rücksichtslose, schwarze Feuer einer Hoffnung, die lange genährt worden war und nun nicht mehr anders konnte, als entfesselt zu werden. Sie würden nicht weichen, nicht in dieser Nacht, da ihre Freiheit zum Greifen nah war. Antonio trat einen Schritt vor, doch da flog Salados auf sie zu.
    »Genug!«, rief er und landete vor Antonio. Er hob beide Hände zum Zeichen, dass er unbewaffnet war, aber in seinem Blick lag weder Reue noch Demut. »Das Volk Bantoryns hat entschieden«, begann er, doch Antonio stieß die Luft aus.
    »Das Volk Bantoryns ist keine wilde Meute!«, rief er und die Erde erbebte unter seiner Stimme. »Das Volk Bantoryns ist kein willenloses Tier, das sich verhetzen und benutzen lässt! Das Volk Bantoryns, so haben wir es beschlossen, ist frei!«
    Da lachte Salados auf. »Freiheit wird ihm geboten, noch heute Nacht, wenn wir den ausliefern, der uns alle vernichten könnte! Der Teufel steckt in ihm! Er hat uns schon einmal beinahe vernichtet – gerade habe ich selbst erlebt, welch eine Macht er hat! Wir können ihm entkommen, wenn … «
    »Wenn wir einen Pakt mit ihm eingehen«, beendete Antonio seinen Satz. Auf einmal sprach er ruhig, doch in jedem Ton lag eine Kälte, die Nando bis ins Mark erschütterte. Er sah, wie die Nephilim die Fäuste sinken ließen.
    Antonio wandte den Blick halb zu Nando um. Für einen Moment wurden seine Augen schwarz, und ein Ausdruck lag darin, der Nando ans Herz griff.
    »Der Senat wird zusammenkommen, gleich morgen Abend«, sagte Antonio.
    »Warum warten?«, rief ein Nephilim aus der Menge und deutete auf Nando. »Er ist nur der Teufelssohn, was … «
    »Der Senat ist die

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