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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der Fackel flammte über sein Gesicht. Er schloss die Augen, auf einmal brandete die Müdigkeit in ihm auf und machte es ihm sehr schwer, ihr nicht zu folgen. Mit aller Kraft wehrte er sich gegen die Dunkelheit, die auf ihn zudrängte, doch die Kälte des Bannzaubers pochte hinter seiner Stirn, und als der Schwindel in seine Schläfen zurückkehrte, widerstand er nicht länger. Die Finsternis griff nach ihm, sie zog ihn mit sich, und kaum dass sie sich mit lähmender Gleichgültigkeit über ihn legte, hörte er ein Flüstern aus den Schatten.
    Doch der Teufel sprach nicht zu ihm. Stattdessen peitschte eine Losung durch die Finsternis, Worte wie aus metallenen Kehlen, und noch während die Dunkelheit um Nando in sich zusammenfiel wie berstendes Glas, verstand er die Rufe: Liefert ihn aus! Der Schreck raste durch seine Glieder, er wollte aufwachen, doch im nächsten Moment schlug ihm eine Faust ins Gesicht, und er ging zu Boden. Instinktiv krümmte er sich zusammen, er wusste, dass er sich auf dem Markt der Zwölf befand, und während er versuchte, seinen Kopf vor den Tritten der Nephilim zu schützen, flackerten ihre Gesichter zwischen seinen Armen hindurch. Es waren hass- und furchtverzerrte Fratzen, deren Zorn und Panik sich in Salven aus Beschimpfungen über ihm entluden. Blut lief ihm über die Stirn, er wollte schreien, doch er bekam kaum noch Luft, und er nahm umso deutlicher den lindernden Windhauch wahr, der in diesem Augenblick über seine Stirn strich.
    Mein Sohn, raunte der Teufel. Sieh, wohin dein Weg dich gebracht hat. Wie andere vor dir wurdest auch du verraten von jenen, die dich schützen sollten – ist es nicht so? Ein Possenspiel hat genügt, um Panik und Hass in ihnen wachzurufen, jene Götter, die sie sich erkoren haben. Sie haben beschlossen, dich auszuliefern. Sie haben beschlossen, dich zu töten. Willst du ihnen das erlauben? Willst du zulassen, dass sie über dich richten, dass sie dir befehlen, wie du sterben wirst? Willst du für immer dort unten liegen, verabscheut, bespuckt und getreten? Sie wollen dich vernichten, sie hassen und sie fürchten dich für das, was du bist. Und sie wollen dich zu dem machen, was sie sind. Aber dazu haben sie kein Recht!
    Ein harter Tritt traf Nando in die Nieren, er schrie auf, doch seine Stimme ging im Brüllen der Nephilim unter. Er wusste, dass Luzifer recht hatte, mit jedem Schlag, mit jedem Tritt drang diese Erkenntnis tiefer in ihn: Die Nephilim hassten ihn. Er erinnerte sich an die Gesänge der Ovo, dachte an den Geruch des Mohns und seine Sehnsucht, ein Teil Bantoryns zu werden, und er spürte den Schmerz in seiner Brust, die Verzweiflung darüber, dass er in den Schmutz gestoßen wurde, mehr noch: dass er sterben sollte für das, was er war.
    Du bist mein Sohn , darin hatten die Nephilim recht. Aber sie wissen nicht, was das bedeuten kann. Du hingegen … du ahnst es. Nicht wahr? Steh auf, Nando! Steh auf und sei, der du bist! Sei der, den sie fürchten!
    Und als hätte die Stimme des Teufels ihm die Kraft dazu gegeben, stieß Nando mit seiner metallenen Faust zwei Nephilim zurück, die ihn zu Boden drückten, und sprang auf die Beine. Er sah keine Gesichter mehr um sich herum außer einem: das hassverzerrte Antlitz Paolos, seine Tücke, seine Verschlagenheit, als er mit scheinbar verzweifelter Stimme mit den anderen sprach und Nando im gleichen Moment mit einem einzigen Blick sagte, dass er ihn sterben sehen wollte.
    Nando riss die Fäuste in die Luft, er schlug einen Donnerzauber vor sich auf den Boden und trieb die Nephilim zurück. Viele wurden durch die Druckwelle von den Füßen gerissen, einige sprangen beiseite und hoben drohend die Fäuste. Nando starrte ihnen ins Gesicht, er ließ ihren Hass, ihren Zorn durch seine Adern fließen und vermehrte beides durch seine eigene Verzweiflung, bis er glaubte, er müsse innerlich zerrissen werden von der Dunkelheit, die er in sich trug. Das Gesicht des Teufels tauchte vor ihm auf, die goldenen Augen wurden von Finsternis geflutet, aber Nando fürchtete sich nicht mehr, in diese Dunkelheit zu stürzen. Luzifer legte den Kopf in den Nacken und lachte, und mit einem Schrei, der den Boden zum Erzittern brachte, stieß Nando die linke Faust in die Luft. Krachend schoss ein Drache aus seinem Arm, er stand in gleißenden Flammen. Goldenes Feuer schoss aus seinen Augen auf die Nephilim zu.
    Nando hörte sie schreien, als sein Feuer sie traf. Sie taumelten durch die Flammen und verbrannten, doch er rührte

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