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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Grundlage unserer Stadt«, unterbrach ihn ein anderer. »Wir alle haben ihn gewählt. Er wird entscheiden!«
    Noch einmal maß Antonio die Umstehenden mit seinem Blick, dann drehte er sich um und legte Nando die Hand auf die Schulter. Doch ehe sie durch die Menge gehen konnten, trat Salados vor.
    »Der Teufelssohn wird die Stunden bis zur Zusammenkunft des Senats im Gefängnis der Garde verbringen«, sagte er. Er hatte ruhig gesprochen, doch Nando sah die Flammen, die umgehend wieder aus Antonios Augen loderten und Salados dennoch nicht dazu bringen konnten, sich abzuwenden. »Dort wird er sicher sein vor Übergriffen – und ein möglicher Fluchtversuch wird verhindert werden. Ich treffe diesen Beschluss als General der Garde.«
    Nando wurde eiskalt. Er wusste, dass Salados diese Entscheidung auch gegen Antonios Willen treffen konnte, und hoffte doch inständig, dass sein Mentor ihn davon abbringen würde. Hilflos hob er den Blick. Antonio schaute ihn an, Wärme strömte durch seine Hand in Nandos Körper, ehe er den Arm zurückzog.
    Sofort legten sich eiskalte Fesseln um Nandos Handgelenke, doch da riss Antonio beide Fäuste vor. Flammen strömten aus seinen Fingern und rasten auf die Menge zu. Kreischend wichen die Nephilim zurück und machten einen von Antonios Feuer flankierten Gang frei, der bis hinauf zur Garde führte.
    Nando warf dem Engel einen letzten Blick zu, ehe Salados ihn am Kragen packte und abführte. Er wusste, dass unzählige feindliche Blicke sich in diesem Moment in seinen Rücken bohrten. Und doch sah er es nicht. Vor seinem inneren Auge stand Antonio, und obgleich er sich Schritt für Schritt von dem Engel entfernte, erschien es ihm für diesen Moment, als wären sie ganz allein. Auf einmal sah er sich mit Antonio in dessen Arbeitszimmer am Feuer sitzen, ging noch einmal mit ihm durch den Nebel der Ovo und spürte erneut seine Hand auf seiner Schulter. Hinter ihm, die Augen unverwandt auf ihn gerichtet, stand Alvoron Melechai Di Heposotam, siebzehnter Gesandter des Höchsten Rates, Träger der Schwarzen Flammen zum Zeichen des Rittertums. Er war sein Lehrer, sein Mentor und sein Freund – und er würde es immer sein.

30
    In Nandos Zelle gab es keine Fenster. Sie war gerade groß genug, um einer Pritsche, einem Stuhl und einem kleinen Tisch Platz zu bieten. Nur das schwache Licht einer Fackel neben der mehrfach gesicherten Metalltür flackerte über die kargen Wände. Hin und wieder klangen Schritte über die Korridore, die sich als gewaltiges Netzwerk im Keller der Garde erstreckten, doch sie waren nicht mehr als leise Klopfzeichen aus einer Welt, die auf der anderen Seite der Tür begann.
    Nando nahm sie kaum wahr. Er hockte in der Ecke der Zelle auf seiner Pritsche. Sein Kopf lehnte an der Wand, sein rechter Fuß steckte in einer schweren Eisenfessel, deren Kette mit dem Boden verankert worden war, und ein Bannzauber lag auf seiner Stirn, der es ihm kaum möglich machte, die Augen zu öffnen, so stark hatte Salados ihn gewirkt. Immer wieder stieg Übelkeit in ihm auf, wenn die Magie des Senators sich um seine eigene Zauberkraft zog. Er hatte schrecklichen Durst, aber das Wasser, das auf dem Tisch neben der Tür stand, erschien ihm meilenweit entfernt. Er wusste nicht, wie lange er bereits in der Zelle saß, es konnten Stunden sein oder bereits Tage. Immer wieder dämmerte er ein, versank in ruhelosen Träumen, in denen die Schreckensbilder vom Markt der Zwölf ihn verfolgten und eine ihm nur zu bekannte Stimme zu ihm sprach.
    Mühsam öffnete er die Augen, das Zimmer drehte sich um ihn, die Wände verformten sich unter der Gewalt des Schwindels. Dennoch hielt er die Augen geöffnet. Er durfte nicht einschlafen, nicht schon wieder, er würde es nicht ertragen, noch einmal dieser Stimme zuzuhören und die Fratzen der Nephilim zu sehen, die ihn in ihrer Panik an Bhrorok ausgeliefert hätten. Stöhnend hob er den Kopf und zwang sich, das Wasserglas auf dem Tisch zu fixieren. Unendlich langsam drückte er sich von der Wand fort und kroch über die Pritsche darauf zu. An ihrem Rand blieb er sitzen und kämpfte die Übelkeit nieder, die seinen Magen auf Erbsengröße zusammenzog und den Tisch vor seinen Augen tanzen ließ. Seine Hand zitterte, als seine Finger sich um das Glas schlossen. Er hustete nach den ersten Schlucken und spürte dann die angenehme Kühle, die sich in seiner Kehle und seinem Magen ausbreitete wie Regen in ausgedörrter Erde.
    Rücklings fiel er auf die Pritsche, das Licht

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