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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Brustkorb, umfasste das noch zuckende Herz des Untiers und riss es aus dessen Leib. Da brachen Insekten aus dessen Körper, Nando meinte, Harkramars Stimme zu hören, doch als die winzigen Leiber auf ihn niedersausten, zerbarsten sie auf seiner Haut zu schwarzem Nebel.
    Schwer atmend brach Nando neben der Leiche des Wolfs zusammen und hörte kaum die Schritte, die langsam über das Dach traten. Erst als er die Eisblumen sah, die das Fell des Wolfs überzogen, begriff er, wer sich ihm näherte. Er wusste, dass er fliehen musste, aber sein Körper rührte sich nicht. Atemlos hob er den Kopf und sah eine Gestalt in einem langen schwarzen Mantel, das Gesicht kalkweiß, den Mund zu einem grausamen Lächeln verzerrt. Bhrorok.
    »Du hast meinen Wolf getötet«, sagte der Dämon, und Nando sah den Zorn, der in Bhroroks Augen aufflammte. »Du bist vor mir geflohen. Jetzt ist es genug mit dieser Jagd.«
    Nando schloss die Augen und umfasste sein Schwert. Er würde nicht kampflos aufgeben, niemals. Er hörte, wie Bhrorok einen Zauber murmelte, schon spürte er den Schatten des Dämons auf seinem Gesicht. Mit letzter Kraft sprang er auf die Beine.
    »Dein räudiger Köter war erst der Anfang!«, rief er und riss sein Schwert in die Höhe.
    Er traf Bhrorok quer über die Wange. Wutentbrannt wich der Dämon zurück, schwarzes Blut rann aus der Wunde. Noch niemals, das wusste Nando, war er von einem halben Menschen auf diese Art behandelt worden – das konnte Bhrorok nicht dulden. Mit einem Schrei stürzte er sich vor, doch noch ehe er Nando erreicht hatte, traf ihn ein Flammenzauber vor die Brust und schleuderte ihn quer über das Dach.
    Nando fuhr herum – und sah in die Gesichter der anderen Novizen. Eilig griff Ilja nach seinem Arm, die anderen schickten weitere Flammenzauber in Bhroroks Richtung, der brüllend auf die Beine kam und auf sie zuraste. Gemeinsam schoben sie sich in das Portal, das grüne Licht flirrte auf ihren Gesichtern. Bhrorok erreichte das Portal, seine Faust schlug durch das Licht, doch er traf niemanden mehr. Nando spürte den Zauber auf seiner Haut, der sie in die Unterwelt trug, fühlte den Atem der anderen auf seinem Gesicht und wusste, dass er diesen Moment niemals vergessen würde. Die Nephilim waren nicht geflohen. Sie waren zurückgekehrt – zu ihm, dem Sohn des Teufels.

37
    Bantoryn war ein Meer aus Lichtern. Rote und gelbe Lampions hingen über den Straßen, die Fassaden der Häuser waren mit fluoreszierenden Pflanzen geschmückt worden, und Schwärme aus Glühwürmchen schwirrten durch die Luft, die die Nephilim in den Brak’ Az’ghur gesammelt hatten. Das Herz dieses Glanzes war der Mal’vranon, über dessen Fassade farbige Funken glitten, und das Theater der Akademie. Die steinernen Ränge, die Plattformen der Türme ringsherum, der Sternenplatz und die nahe gelegenen Gassen waren voll besetzt. Etliche Bewohner Bantoryns waren gekommen, um der Zeremonie Naphratons beizuwohnen.
    In der Orchestra standen mehrere gläserne Sessel in einem Halbkreis, unter denen blaue Lichter glommen. Die Bäume waren über und über mit Lichtern behängt, dass es aussah, als hätten sich winzige Sterne in ihren Kronen verfangen, Fackeln erhellten die Sitzreihen, und die fliegenden Roboter von Morpheus zogen mit leuchtenden Glaszylindern in unzähligen Farben über dem Theater ihre Kreise und schickten bunte Lichtreflexe über die Reihen.
    Nando saß neben Ilja und Riccardo in der untersten Reihe. Sein rechter Arm hing in einer Schlinge, und wenn er die Finger bewegte, spürte er einen stechenden Schmerz in der Schulter, als hätten sich die Zähne des Wolfs in seinem Fleisch festgesetzt und würden sich langsam tiefer graben. Er erinnerte sich nicht an die Stunden nach seinem Kampf. Noch während das Flimmerlicht des Portals über sein Gesicht gezuckt war, hatte er das Bewusstsein verloren und war erst auf dem Operationstisch bei Morpheus wieder zu sich gekommen. Jeder Muskel hatte so sehr geschmerzt, als wollte er zerreißen, die Lichter hatten Lanzen in seine Augen gestochen, und jeder Laut, jede Berührung hatte ihm unsagbare Schmerzen zugefügt. Kurz hatte er Kaya gesehen, die Augen sorgenvoll geweitet, und dann Morpheus, der sich mit unberührter Miene über ihn gebeugt und ihm eine Infusion in den Arm gerammt hatte. Die Betäubung hatte so schnell gewirkt, dass Nando sein Schrei auf der Zunge verendet war, und als er nach mehreren Stunden wieder erwacht war, hatte er noch immer nichts als die

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