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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zuraste, und rief mit aller Macht seine Magie. Er musste sich befreien, er musste Harkramar entkommen, doch die Dunkelheit der nahenden Ohnmacht umfing ihn mit betörendem Griff, und als er die Gestalt sah, die dicht neben ihm stand, da spürte er den Schreck kaum noch.
    Harkramar spricht die Wahrheit , flüsterte Luzifer an seinem Ohr. Seine Stimme war warm und weich, und Nando fiel es schwer, gegen die Dunkelheit anzukämpfen, die sich um ihn aufbäumte und ihn mit sich reißen wollte. Er fühlte goldenes Licht neben sich aufflammen, er wollte sich nicht umwenden, aber er tat es dennoch. Es war, als würde ihn ein fremder Wille dazu zwingen, eine Gewalt, die mit dem Gift Harkramars durch seine Glieder peitschte und mit jedem Tropfen größere Macht über ihn gewann. Langsam hob er den Blick und sah eine Säule aus Licht inmitten der Dunkelheit, ein Spiel aus Silber, Gold und flammendem Weiß, das ihn unwiderstehlich anzog, und in der Mitte dieser Pracht stand der Teufel, bewegte wie ein Dirigent die Finger durch die Strahlen und lächelte.
    Du wirst sterben, mein Sohn, fuhr Luzifer fort. Du wirst den Wolf Bhroroks, du wirst den Schatten Harkramars nicht bezwingen, solange du dich nicht in dieses Licht begibst. Komme zu mir, stürze dich in die Macht der höheren Magie, und du wirst stärker sein als jemals zuvor – an meiner Seite!
    Der Teufel streckte die Hand aus, eine gleißende Flamme brannte darin, es war, als würde jedes Licht um sie herum in ihrem Glanz erblassen. Nando sah sich darauf zutreten, Schritt für Schritt. Dicht vor dem Licht blieb er stehen, er konnte die Funken auf seinem Gesicht fühlen. Atemlos schaute er auf die Flamme. Er brauchte nur die Hand auszustrecken und sie zu ergreifen, dann würde er den Wolf mit höherer Magie von sich stoßen und sein Leben retten können.
    Luzifer trat näher, so nah, dass Nando seinen Atem durch das flammende Licht auf seinem Gesicht fühlen konnte. Rette dein Leben!, sagte er eindringlich. Du hilfst niemandem, wenn du auf diesem Dach stirbst. Bhrorok nähert sich, bald schon wird er dich töten, und zuvor wird Harkramar deine Gedanken zu Asche verbrennen. Befreie dich mit der Kraft, die ich dir gab! Du bist mein Sohn! Du wirst mir folgen, früher oder später, das ist unausweichlich!
    Widerwillen stieg in Nando auf, als er diese Worte hörte, und er schüttelte den Kopf. Ich habe die Wahl , brachte er hervor, doch Luzifer lachte hell und klar.
    Aber du wählst falsch! , erwiderte er. Das Menschenblut in deinen Adern macht dich schwach, sieh, wohin es dich gebracht hat! Wärest du geflohen, hätte Harkramar dich nicht gefangen! Entscheide dich für den richtigen Weg, mein Sohn, den einzigen Weg, den es für dich gibt!
    Die Flammen der höheren Magie glitten über Nandos Gesicht, er spürte ihre Wärme und fühlte gleichzeitig die Kälte des Todes, die sich um ihn her in der Finsternis auftürmte und ihn zittern ließ. Die Worte des Teufels klangen laut in ihm wider, doch in dem Moment, da die Kälte nach ihm griff und er die Dunkelheit der Ewigkeit vor sich aufflammen sah wie ein Meer aus schwarzen Lichtern, erschien Maras Gesicht vor seinem inneren Auge. Er dachte auch an Giovanni und an Luca, dachte daran, wie er selbst verzweifelt am Grab seiner Eltern gestanden hatte und an den Riss, der ihn innerlich zerbrochen hatte und dessen Wunde bis zum heutigen Tag nicht wieder verheilt war. Er fühlte die Verzweiflung, die sein Tod in sie pflanzen würde, und doch schrie etwas auf in ihm, als er die Hand nach der Flamme ausstreckte, etwas, für das er keine Worte hatte und das ihn doch in jeder Faser seines Körpers durchdrang. Das Lachen seiner Tante lag in diesem Schrei, das wärmende Lächeln Giovannis, Lucas Ideen für Streiche aus Kindheitstagen, doch Nando sah auch die Gesichter von Yrphramar und Ellie, sah sich selbst im Regen, den Kopf in den Nacken gelegt, und er wusste, dass er diesen Schrei nicht zum Verstummen bringen durfte. Ohne ihn, das spürte er deutlich, würde er alles verraten, was er war.
    Was denkst du, wie lange du mir noch widerstehen kannst? , fragte Luzifer sanft. Harkramars Gift hat dich beinahe vollständig gelähmt, gleich wird es vorbei sein. Ich habe deine Machtgelüste gespürt, deine Furcht vor dem Tod – du bist nichts als ein schwacher Mensch, wenn du weiter vor mir fliehst, und in dieser Schwäche wirst du scheitern und versagen.
    Nando spürte das Gift Harkramars durch seine Glieder ziehen, er wusste, dass der Teufel recht

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