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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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mit der rechten Hand an die linke Brust und leistete den Eid, ehe sie auf ihren Platz zurückkehrte.
    Es folgten die anderen Novizen, einer nach dem anderen erhielt seine Auszeichnung, beantwortete die Frage nach seinen weiteren Zielen, empfing ein prunkvolleres Schwert und leistete seinen Eid, und als Nando endlich seinen Namen hörte, schlug sein Herz schneller. Er bemühte sich, ruhig zu atmen, und trat hinter Riccardo nach vorn. Er war als letzter Novize in die Stadt gekommen, aus diesem Grund kam er zuletzt an die Reihe. Sein Mund war trocken, als er sich auf die Knie niederließ. Er spürte die Blicke der Nephilim auf sich, auch die Blicke von Drengur, Morpheus und Antonio, er dachte daran, wie viel er in diesem Theater bereits erlebt hatte, und fühlte für einen kleinen Moment noch einmal das kalte, dumpfe Gefühl, das ihn im Gefängnis der Garde heimgesucht und gelähmt hatte. Doch dann holte er Atem. Nein , sagte er sich in Gedanken. Diese Zeiten sind vorbei.
    Er hob den Blick und bemerkte, dass Antonio mit seinen Augen lächelte, als er ihm das Emblem zur bestandenen Prüfung ansteckte. »Nando Baldini«, sagte sein Mentor. »Nun kniest du vor mir und vor der ganzen Stadt. Du kniest hier wie unzählige Novizen vor dir, und wie sie frage ich nun auch dich: Willst du deine Ausbildung in der Akademie Bantoryns fortsetzen?«
    »Ja, das ist mein Wunsch«, erwiderte Nando mit fester Stimme. Er hob leicht den Kopf und sah zu seinem Erstaunen, wie Antonio sich abwandte, um ihm ein neues Schwert zu überreichen. »Ich … «, begann Nando, denn er hatte damit gerechnet, zuvor dieselben Fragen wie alle anderen beantworten zu müssen, doch Antonio sah ihn erstaunt an. »Werde ich denn nicht nach meinen weiteren Zielen befragt?«, fragte Nando unsicher und spürte, wie seine Zunge vor Aufregung an seinem Gaumen festklebte.
    Drengur und Morpheus wechselten einen Blick, und Antonio hob sichtlich erstaunt die Brauen. »Selbstverständlich ist die Fortsetzung deiner Ausbildung dein Ziel«, sagte er ernst. »Du wirst lernen, dich gegen Bhrorok zu verteidigen, gegen die Engel, und … «
    Nando schüttelte den Kopf. »Ich sprach von meinen Zielen – meinen Zielen hier in Bantoryn.«
    Antonio hielt inne, sein Blick glitt prüfend über Nandos Gesicht. »Du hast einen langen Weg hinter dir«, sagte der Engel schließlich. »Doch es bestand nie ein Zweifel daran, dass du nach deinem Sieg über Bhrorok wieder in die Welt der Menschen zurückkehren möchtest. Ist es nicht so?«
    Verlegen hob Nando die Schultern und nickte. »So ist es«, erwiderte er.
    »Und nun hat sich dies geändert?«, fragte Antonio ruhig.
    Nando musste sich zwingen, den Blick zu heben, und nickte. »Ja«, sagte er entschlossen. »Ich möchte ein Teil der Garde werden und diese Stadt verteidigen.«
    Es war nur ein Satz, eine Aneinanderreihung von Buchstaben und Wörtern, und doch schien es Nando nun, da er es aussprach, als würde er eine eherne Fessel um seinen Brustkorb sprengen. Er hielt dem Blick Salados’ stand, der ihn eindringlich musterte. Dieser hatte die Brauen so sehr zusammengezogen, dass seine Augen nicht mehr waren als pechschwarze Kohlen. »Warum?«, fragte er.
    Angespannte Stille senkte sich über das Theater und die umliegenden Plätze und Straßenzüge. Nando konnte fühlen, wie sie sich um seine Kehle legen wollte. Er wusste, wie Riccardo und Ilja ihn ansahen, spürte auch den Blick Noemis und all der anderen, und noch ehe die Stille nach ihm greifen konnte, sagte er: »Weil sie ein Wunder ist.« Erstaunen flammte in Salados’ Blick auf, und Nando fuhr schnell fort: »Bis vor Kurzem dachte ich noch, ich sei nichts als ein Tellerwäscher, ein Versager und Tunichtgut, einer, der durchs Leben gespült wird ohne Sinn und Verstand. Dann wurde ich von Dämonen und Engeln verfolgt, ich wurde mehrfach beinahe getötet – und dann kam ich an diesen Ort. Hierher nach Bantoryn, in die Stadt der Nephilim, zum Nebel der Ovo, zu den Sternen aus Feuer und Eis, zum Duft des Mohns, und auch wenn ich lange dafür gebraucht habe … jetzt weiß ich, dass ich mehr bin als der Sohn des Teufels, den viele von euch fürchten. Ich bin ein Teil der Schattenwelt, ich bin ein Nephilim. Und deshalb will ich für unsere Stadt kämpfen – für die Stadt, die meine Heimat geworden ist.«
    Er war außer Atem, für einen Moment war es totenstill. Dann begannen die Zuschauer zu klatschen, irgendwo weit unten in der Stadt, und der Applaus setzte sich über den

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