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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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seinen rechten Oberarm. Nando schrie auf, das Schwert entglitt ihm, doch er packte den Wolf mit der linken Hand, grub seine metallenen Finger in dessen Lefzen, bis er Blut fühlte, und schickte einen Flammensturm in den Körper des Dämons. Laut sprach er den Fluchzauber, der sich mit dem Feuer vermengte, und grüne Blitze stürzten sich in den Schlund des Wolfs und zuckten knisternd durch dessen Leib.
    Taumelnd ließ Harkramar von Nando ab, die Spinnennetze in seinen Augen verkohlten zu klebrigen schwarzen Klumpen. Die Blitze suchten sich den Weg durch sein Fleisch ins Freie, sie zerbrachen seine Rippen, und der Wolf riss den Kopf in den Nacken und jaulte so markerschütternd, dass Nando meinte, er müsse innerlich zerrissen werden. Dieser Schrei war nichts mehr als das Heulen eines Wolfs, das Surren der Insekten ertrank darin, und als das Tier zusammenbrach, war es für einen Moment vollkommen still.
    Nando hörte nichts als seinen eigenen Herzschlag. Das Gift Harkramars strömte durch seine Adern, zusehends ergriff es von ihm Besitz. Er schickte einen starken Heilungszauber durch seine Glieder, während er mit der linken Hand das Schwert packte, doch noch ehe er den Dämon erreicht hatte, zuckte der Wolf zusammen. Es schien, als wäre eine unsichtbare Klaue durch seine Glieder gefahren, er sperrte das Maul auf, und eine gewaltige Welle aus Insektenleibern ergoss sich auf das Dach. Nando wich zurück, eilig zog er einen Schutzwall über sich. Die Heuschrecken und Fliegen, die Moskitos, Käfer und Schnaken fügten sich zu dem Leib einer riesenhaften Kobra zusammen, die in rasender Geschwindigkeit herumfuhr und ihre Zähne in Nandos Schutzwall grub. Sofort verfärbte sich der Zauber wie ein welkendes Blatt und zerbrach. Nando wich einem zweiten Biss aus, donnernd schlugen die Schlangenzähne in das Dach ein. Betonsplitter flogen durch die Luft. Nandos rechter Arm hing nutzlos von seinem Körper herab, er spürte das Gift des Dämons mit kalter Gewalt durch seine Adern pulsen, doch er packte das Schwert mit der linken Hand und erhob sich in die Luft. Im Sturzflug raste er auf die Schlange nieder und stach seine Waffe zwischen die Augen, doch kaum dass seine Klinge das Untier berührte, glitten die Insekten auseinander wie zuvor bei der Schwinge des Wolfs und fügten sich neu zusammen. Außer sich hieb Nando auf die Schlange ein, nur knapp entging er jedes Mal ihrem Biss und wurde schließlich von herabtropfendem Gift am Bein getroffen. Zischend grub es sich durch seine Hose und verätzte seine Haut. Schon spürte er, wie sein Bein taub wurde und seine Schwingen ihren Dienst versagten. Schwer atmend landete er auf dem Dach und schleppte sich von der Schlange fort, ehe er zusammenbrach. Er hörte, wie Harkramar sich näherte, dessen Leib wie knisterndes Papier über den Beton glitt, hörte auch das Lachen, das in dem Schlangenkörper widerhallte, und vernahm die Stimme des Dämons in seinem Kopf: Mensch , flüsterte er und schickte seinen eiskalten Atem über das Dach. Du bist tot, fühlst du es nicht? Tot bist du – tot!
    Nando holte Atem, er sah den Schatten des Nackenschildes über seinen Körper fallen – und fuhr herum. Mit einem Schrei hob er die Faust. »Nein!«, rief er gegen die Flammen an, die nun aus seinen Fingern brachen wie ein Sturm aus Feuer. »Noch nicht!«
    Sein Zauber stürzte sich in schwarzer Glut auf die Schlange, die sich zischelnd aufbäumte, doch Nando schickte zwei weitere Wellen aus Feuer hinterher und vereitelte jede Flucht. Regungslos sah er zu, wie der Leib der Schlange zu glühen begann, kurz im Nebel stehen blieb – und dann in sich zusammenbrach wie ein Konstrukt aus Asche. Die verkohlten Körper der Insekten fielen zu Boden, sie sahen aus wie schwarzer Schnee.
    Nando stützte sich auf sein Schwert. Sein Herz raste in seiner Brust. Er musste das Portal erreichen, ehe er das Bewusstsein verlor. Schwer atmend tat er den ersten Schritt, doch da hörte er ein Scharren hinter sich. Atemlos wandte er sich um – und schaute in das Gesicht des Wolfs. Das Untier stand direkt vor ihm, weiße Spinnenfäden wanden sich um seine verkohlten Augen, und tief in seinem Schlund hörte er Harkramars Stimme. Ein Wort nur sagte der Dämon zu ihm, ein einziges Wort, und doch traf es Nando wie ein Schlag vor die Brust.
    Narr.
    Und noch ehe Nando das Schwert hätte heben können, stürzte der Wolf sich vor und grub seine Zähne in seine Schulter. Nando rang nach Atem, er spürte den Schmerz, der auf ihn

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