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Nephilim

Nephilim

Titel: Nephilim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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schlug auf dem Rücken auf. Reglos blieb sie im Sand der Arena liegen, die glühenden Zeichen unter ihrer Haut erloschen.
    Nando kam auf die Beine wie die anderen Nephilim. Auf einmal spürte er, dass er seine Hände so fest zusammenpresste, dass seine Nägel sich in sein Fleisch bohrten, doch er kümmerte sich nicht darum. Mit schweren Schritten trat der Engel auf Noemi zu, zischend entstand ein Schwert aus weißem Licht in seiner Faust. Dicht vor ihr blieb er stehen und riss das Schwert in die Luft. Nando hielt den Atem an. Noemi lag da, als wäre sie …
    »Nhemryon!«, schrie sie, sprang mit einem Satz auf die Beine und stieß dem Engel die Faust ins Gesicht, dass er zurückgeschleudert wurde und krachend am Rand der Arena landete. Mit leisem Dröhnen wurde die Glut seiner Augen schwächer und erlosch schließlich.
    Wie ein Befreiungsschlag brach der Jubel los, und auch Nando konnte sich nicht zurückhalten. Er wusste, dass Noemi ihn verabscheute und ihn bis in ihr tiefstes Inneres hasste, und dennoch war sie in diesem Augenblick eine Heldin für ihn. Die Engel lagen in der Arena, zusammengebrochen und bezwungen von der Faust eines Mädchens, und die Nephilim jubelten ihr zu, als hätte sie gerade die gesamte Stadt Bantoryn ins Licht gehoben. Nando fühlte die Euphorie durch seine Adern pulsen, und erst als Drengur die Nephilim zur Ruhe zwang, verstummte auch er und ließ sich zurück auf seinen Platz fallen. Morpheus saß zusammengesunken neben ihm, das Gesicht missmutig verzogen, und griff langsam nach seiner Atemmaske.
    Noemi blieb für einen Moment reglos stehen. Dann setzte sie sich leicht schwankend in Bewegung und neigte in der Mitte der Arena den Kopf. Blutige Striemen überzogen ihre Arme, ihr Haar war an den Spitzen merklich verkohlt, und der Schlag mit der Faust hatte ihr offensichtlich Schmerzen zugefügt, denn sie hielt die rechte Hand angewinkelt, als hätte sie sich mehrere Finger ausgekugelt oder gebrochen. Doch in ihrem Blick war weder von Anstrengung noch von Schmerz oder Verletzung auch nur eine Spur zu lesen. Unbeugsam hob sie den Kopf und schaute hinüber zu Drengur, der langsam auf sie zutrat und ihr das kupferfarbene Armband überreichte. Sie nahm es mit der linken Hand entgegen, ehe sie zu ihrem Platz zurückkehrte, mit erhobenem Kopf wie eine Königin.
    Drengur blieb in der Mitte der Arena stehen. Gerade hatte er den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, als der Engel, den Noemi per Faustschlag in die Niederlage gezwungen hatte, wieder auf die Beine kam. Ein ersticktes Surren erklang, das rasch lauter wurde wie bei einer startenden Maschine. Flackernd erstrahlte das Rot seiner Augen, er hob die Arme, aus denen er unkontrolliert Blitze in die Reihen schoss, und stampfte mit krächzendem Gesang auf Drengur zu.
    »Verflucht!«, zischte Morpheus und stopfte die Atemmaske zurück an ihren Platz. »Ein Kurzschluss. Den fangen sie nicht mehr ein, das ist sicher!«
    Drengur warf einen Flammenzauber auf den Engel, auch Antonio und weitere Lehrer eilten in die Arena und bemühten sich, das metallene Monstrum in die Knie zu zwingen, doch sie mussten den wild umherfliegenden Blitzen ausweichen, und auch die Nephilim auf den Rängen duckten sich vor plötzlich einschlagenden Zaubern.
    Morpheus drückte mehrere Knöpfe seines Rollstuhls, woraufhin eine Stange aus Stahl sich an seiner Lehne aufklappte und einen Rotor entfaltete, der umgehend begann, sich zu drehen. Nando wich zurück, als Morpheus sich in die Luft erhob, doch dieser hielt ihn zurück.
    »Antonio erzählte mir von deinem Arm«, rief er gegen den Lärm seines Rotors an und wartete, bis Nando nickte. »Ich war Arzt in meinem ersten Leben, dem Leben an der Oberfläche, du verstehst mich. Ich könnte dir helfen, wenn du willst, auch bei deinen Flugproblemen übrigens. Ich wohne im Viertel der Schlangen, keine Sorge, heute gibt es dort keine mehr. In ein paar Tagen werde ich dir eine Nachricht schicken, dann kannst du vorbeikommen, frag nach Morphium Morpheus und die Anwohner werden dir Auskunft geben.«
    Er grinste noch einmal, dann flog er in die Arena hinab. Eilig glitt er zwischen den Lehrern hindurch, die den Engel inzwischen mit flammenden Seilen in Schach hielten, blieb dicht vor seinem Geschöpf stehen und rief so laut, dass es bis in den letzten Winkel der Arena zu hören war:
    »Hypnos!«
    Knirschend hielt der Engel inne, als würde er überlegen, ob er diesen Befehl verstehen sollte oder nicht. Dann neigte er den Kopf, die Arme noch

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