Nepp für Narren
Pistolenlauf verpassen können, aber irgendwie hatte
sich der Reiz abgenützt. Statt dessen ging ich
rückwärts zur Tür, steckte dann meine Magnum ins Halfter zurück und ließ die
Waffe, die ich O’Neil abgenommen hatte, zu Boden fallen.
»Es
ist, wie ich gesagt habe, Boyd«, murmelte er gepreßt. »Es war ein großer
Fehler, Sie nicht gleich umzulegen und im Meer zu versenken. Ein zweites Mal
begehe ich diesen Fehler nicht .«
»Denken
Sie daran«, riet ich ihm freundlich. »Wenn Ihr Gesicht zu sehr schmerzt, können
Sie ein paar von diesen kleinen Tabletten nehmen .«
Ich
kehrte zu meinem Wagen zurück und fuhr los. Wenn ich auch wenig Lust dazu
hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als meine Klientin erneut aufzusuchen.
Eine Viertelstunde später fuhr ich mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock
hinauf. Ich klingelte dreimal, dann wurde die Tür etwa fünf Zentimeter weit
geöffnet. Ein dunkelglänzendes Auge musterte mich intensiv.
»Danny
Boyd«, versuchte ich ihr auf die Sprünge zu helfen. »Erinnern Sie sich noch ?«
»Sie
vergeuden Ihre Zeit«, antwortete sie. »Kathy ist wieder unterwegs .«
»Sie
sind meine Klientin«, erwiderte ich. »Ich wollte zu Ihnen .«
Ich
bemühte mich, ihr ein ermutigendes Lächeln zu schenken und spürte, wie sich
meine Lippen krampfhaft verzerrten.
»Sie
wollen mich bloß wieder durcheinanderbringen«, versetzte sie zögernd.
»Eigentlich möchten Sie doch zu Kathy .«
»Wir
müssen miteinander reden«, sagte ich. »Oder haben Sie etwa Ihre Meinung
geändert, und ich soll gar nicht mehr nach Ihrer Zwillingsschwester suchen ?«
Die
Tür ging weit auf und enthüllte Kelly Jackson in all ihrer Pracht. Diesmal trug
sie überhaupt keine Textilien am Leib. Unter dem kalten Luftzug der Klimaanlage
hatten sich ihre rosa Brustwarzen leicht zusammengezogen. Selbst das dichte
schwarze Haarbüschel zwischen ihren Beinen sah etwas windverweht aus.
»Ziehen
Sie sich eigentlich nie an ?« fragte ich
kopfschüttelnd. Ich schloß die Tür hinter, mir und musterte sie. In der einen
Hand hielt sie einen Martini, während sie sich mit der
anderen geistesabwesend an ihrem Hinterteil kratzte. Vielleicht hatte sie ein
Hautleiden und konnte deshalb nicht gut Kleider am Leib vertragen? Ich verbot
mir, meine Phantasie weiter schweifen zu lassen.
»Natürlich
ziehe ich mich an«, sagte sie plötzlich. »Sie stören mich bloß immer, wenn ich
gerade etwas ruhen will .«
»Mit
einem Martini?«
»Der
hindert mich daran, daß ich mich einsam fühle«, erklärte sie mit großer Würde.
Dann wandte sie sich ab und ging ins Wohnzimmer, wobei ihre Linke noch immer lässig
an ihrer Pobacke kratzte. Sie bot einen animierenden Anblick, als ich ihr
folgte.
Sie
ließ sich auf einem Sessel nieder, schlug sittsam die Beine übereinander und
trank in kleinen Schlucken aus ihrem Glas.
»Ich
habe gestern Ed Carlin und seinen Partner O’Neil kennengelernt«, berichtete
ich. »Sie haben draußen auf mich gewartet, als ich von hier wegging .«
»Ich
hatte Sie ja gewarnt .«
»Das
stimmt«, versetzte ich. »Sie behaupten, Sie seien Tina Jackson und von einer Zwillingsschwester
namens Kelly Jackson hätten sie noch nie etwas gehört .«
»Sie
lügen selbstverständlich«, antwortete sie. »Alle lügen. Sie wollen, daß Tina
für immer verschwindet. Deshalb versuchen sie so zu tun, als ob es sie nie
gegeben hätte .«
»Oder
sie versuchen so zu tun, als ob Sie niemals existiert haben«, ergänzte ich.
»Kelly Jackson meine ich .«
»Selbst
wenn ich Tina wäre«, wandte sie ein. »Was würde das schon beweisen? Doch nur,
daß meine Schwester Kelly verschwunden ist .«
»Welche
Schwester sind Sie nun ?«
»Ich
bin Kelly .« Sie rollte verzweifelt mit den Augen.
»Mein Gott! Wie oft muß ich Ihnen das noch sagen .«
Ich
spürte, wie sich die Lähmung in meinem Gehirn bis zu meinem Gesicht
ausbreitete. Jeden Augenblick würde ich nicht nur taub und blind, sondern
wahrscheinlich auch schwachsinnig werden. Vielleicht würde ich es sogar als
Erleichterung empfinden, wenn es soweit war?
»Ich
habe es Ihnen doch gleich zu Anfang erklärt«, sagte sie geduldig. »Danny
LaBlanche hat Tina mitgenommen, als er hierher fuhr .«
»Jetzt
ist aber nur diese Laura bei ihm«, wandte ich ein. »Diese Blondine, die
behauptet, seine erste und einzige Frau zu sein.«
»Das
ist eine verlogene kleine Nutte! Vielleicht hat Danny von Tina genug bekommen
und sie umgebracht .«
»Warum
hätte er sie nicht einfach auf die
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