Nepp für Narren
Assistenten O’Neil .«
»Tatsächlich?«
Er strahlte leutselig. »Dafür sehen Sie erstaunlich gut aus, Mr. Boyd .«
»Wir
sind auch großartig miteinander ausgekommen. Bis ich das wichtige Treffen am
Fünfzehnten mit Harry Briggs erwähnte«, erwiderte ich. »Da wurden die beiden plötzlich
sehr zugeknöpft .«
»Diese
Reaktion kann ich verstehen .« Er seufzte unterdrückt.
»Was für eine Art Spiel wird hier eigentlich gespielt, Boyd? Ich meine, ich
möchte ja gern mitspielen. Aber ich begreife die Regeln nicht .«
»Es
ist ganz leicht«, erwiderte ich. »Sie sagen, Sie hätten nie von Kelly Jackson
gehört, aber Sie kennen Tina Jackson, und die hat nie eine Zwillingsschwester
gehabt. Ed Carlin hat mir dasselbe bestätigt. Vielleicht lügen Sie beide.
Deswegen halte ich für die beste Lösung, wenn ich Harry Briggs frage .«
Er
lächelte ausdruckslos. »Wenn Sie damit andeuten wollen, daß Tina Sie engagiert
hat, um die Sache mit Briggs platzen zu lassen, warum rücken Sie dann nicht
direkt mit der Sprache heraus ?«
»Sobald
Sie mich über die Zwillingsschwester aufklären, ist mein Interesse an dem
Briggs-Geschäft vorbei .«
»Sie
sind entweder sehr töricht oder ungeheuer raffiniert«, bemerkte LaBlanche. »Als
sehr töricht schätze ich Sie eigentlich nicht ein .«
»Falls
Sie also die Wahrheit sagen, ist es Tina Jackson, die töricht ist, nicht wahr ?« versetzte ich. »Oder schlimmer. Sie hat diese
Zwillingsschwester nur als eine Art zweites Ich für sich selbst erfunden und
bezahlt mir auch noch gutes Geld dafür, sie zu finden .«
»Tina
ist sehr reich«, meinte er gleichmütig. »Geld spielt bei ihr keine Rolle .«
»Sie
halten Tina also für übergeschnappt ?«
»Auf
gewisse Weise vielleicht.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, und ein
Schneefall rieselte auf seine Schultern hiernieder. »Ich denke, ich werde
aufrichtig mit Ihnen sein, Boyd. Allmählich beginnen Sie lästig zu werden. Ich
habe schon genug Komplikationen, ohne daß auch noch Sie Ihre Nase dazwischenstecken . Ich vermute, Ed hat mit O’Neils Hilfe versucht, Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Aber
erfolglos. Hank brennt geradezu darauf, Sie auseinanderzunehmen. Ich möchte
aber im Augenblick keinen erneuten Fehlschlag riskieren. Womöglich brauche ich
Hank später noch. Nehmen wir einmal an, ich könnte für Sie ein Treffen mit
Harry Briggs arrangieren, damit Sie ihm wegen Tinas angeblicher
Zwillingsschwester Fragen stellen können. Wären Sie damit zufrieden ?«
»Ich
denke schon«, erwiderte ich.
»Fein .« Er lächelte mich an. »Es dauert vielleicht geraume Zeit,
aber ich werde Sie anrufen, sobald alles geregelt ist .«
»Aber
noch vor dem Fünfzehnten, damit wir uns recht verstehen.«
»Darauf
können Sie sich verlassen«, versetzte er mit einem breiten, beruhigenden
Lächeln.
Ich
geriet wieder in Zweifel. Eigentlich sollte ich ja Privatdetektiv sein. Ein Bursche,
der sich auskennt, der die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten zu
analysieren vermag, um daraus Schlüsse zu ziehen. Vielleicht hätte ich dazu
erst einmal eine normale Klientin gebraucht? Diese Art Grübelei war dazu
angetan, mir das Gehirn noch mehr zu verkleistern. Deshalb zwang ich mich,
einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Ich erwiderte LaBlanches breites Grinsen.
»Okay«,
sagte ich dann. »Ich erwarte also, von Ihnen zu hören .«
»Sie
können sich darauf verlassen«, versicherte er. »Aber nun müssen Sie mich leider
entschuldigen. Ich möchte einmal nachsehen, wie Laura mit ihren Beulen
zurechtkommt. Vielleicht hätte sie gern eine Massage. Ich will nicht vollkommen
herzlos erscheinen. Verstehen Sie ?«
6
Ich
gönnte mir in einem Restaurant ein gemütliches Abendessen und fuhr dann hinaus
nach Fisherman’s Wharf. Es war kurz nach elf, als ich
das Rip -Off betrat. Draußen machte eine
grelle Neonreklame auf das Lokal aufmerksam, sowie ein Kasten mit Ganzfotos der
Stripperinnen, nur mit einem Minimum bekleidet. Drinnen war es nur halb voll.
Ich
bekam einen Tisch in der Nähe des erhobenen Podests in der Mitte des Raumes
zugewiesen. Eine Serviererin oben ohne brachte mir einen Whisky on the Rocks. Auf dem Klavier klimperte gelangweilt ein
Pianist herum. Die nächste Show würde, wie ich draußen gelesen hatte, um elf
Uhr dreißig beginnen.
Die
Magnum schmiegte sich angenehm in meine linke Achselhöhle, und der Whisky
schmeckte okay. Die Serviererin oben ohne war zurückgekehrt und drückte sich um
meinen Tisch
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