Nepp für Narren
nicht
mein Scheckbuch. Ich befand mich anscheinend in einem Abstellraum. An den
Wänden waren allerhand Kisten gestapelt, und auf dem Boden standen Kartons
herum. Das altmodische Eisenbett nahm einen Ehrenplatz in der Mitte ein, direkt
unter der mit Fliegendreck gesprenkelten nackten Glühbirne, die von der Decke
hing. Ich konnte es kaum noch erwarten herauszukommen.
»Wo
bin ich hier eigentlich ?« fragte ich.
»Im Rip -Off«, klärte mich die Rote auf.
»Das ist ein Striplokal an der Fisherman’s Wharf .«
Fisherman’s Wharf befand sich etwa fünf Kilometer
südlich der Stadt, erinnerte ich mich. Vielleicht mochten hier wirklich einmal
Fischer gelebt haben. Jetzt gab es nur noch einen Touristenneppladen neben dem
anderen.
»Wie
heißt du ?« erkundigte ich mich.
»Julie.«
»Also
tausend Dank, Julie.«
Sie
fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Vergißt du nicht etwas,
Freundchen? Ich rede von fünfzehnhundert Dollar .«
»Die
habe ich durchaus nicht vergessen«, versicherte ich. »Nur trage ich solche
Summen nicht in bar mit mir herum .«
»Du
kannst mir ja einen Barscheck ausschreiben«, versetzte sie. »Ich vertraue dir,
daß du ihn nicht sperren läßt oder sonst einen dreckigen Trick probierst .«
»Okay.«
Ich schrieb einen Barscheck aus und reichte ihn ihr.
Sie
grinste breit, als sie ihn mir aus der Hand riß. Dann machte sie kehrt und
rannte zur Tür.
»Hey,
Chuck«, sagte sie laut. »Der Trottel ist drauf reingefallen !«
Die
Tür ging auf, und der unförmige Chuck schob sich herein.
»Sieh
mal !« Die Rote gluckste vor Vergnügen, als sie ihm den
Scheck vor der Nase schwenkte. »Fünfzehnhundert zur Barauszahlung!«
Chuck
betrachtete den Scheck und stieß einen anerkennenden Rülpser aus. »Den werden
wir gleich morgen früh einkassieren«, meinte er dann. »Das war Klasse, Julie .«
Die
Rote bedachte mich mit einem weiteren breiten Grinsen. »Auf Wiedersehen. Und
mach dir nichts draus. Vielleicht komme ich dich noch einmal trösten .« Sie ging hinaus und drückte leise die Tür hinter sich zu.
Kelly
Jackson hatte mir fünftausend Dollar gezahlt, begann ich verbittert zu rechnen.
An O’Neil war ich für mein Gefängnis hier eintausend Dollar losgeworden. Und
nun hatte ich einer Nutte für nichts und wieder nichts fünfzehnhundert Dollar
geschenkt. Die Hälfte war also bereits verplempert. Für das zweifelhafte
Vergnügen, splitternackt an ein altes, eisernes Bettgestell gefesselt zu sein
und dafür auch noch ein paar Nutten als Freudenspender zu dienen. Das sollte
noch vier Tage so weitergehen? Ich schluckte hart, um den Gallegeschmack in
meinem Mund loszuwerden.
»Okay,
Boyd«, sagte Chuck. »Deswegen keine Feindschaft. Es war einfach zu verlockend,
um darauf verzichten zu können. Ziehen Sie sich jetzt wieder aus und legen Sie
sich auf das Bett .«
Er
wirkte ziemlich bedrohlich in dem dreckigen Sweatshirt und den prallsitzenden
Jeans, über deren Gürtel sein Bauch hervorquoll. Vielleicht bot dieser Bauch
eine Angriffsfläche, überlegte ich. Und vielleicht gab es auch noch andere
wunde Punkte bei ihm. Allein der Gedanke hob meine Stimmung ein wenig.
»Sie
können mich mal kreuzweise !« entgegnete ich.
Ein
träges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Werden Sie nicht
übermütig, Boyd«, warnte er mich. »Ich biege Sie zusammen wie eine Brezel, daß
Sie mit Armen und Beinen in ein Paar Handschellen passen .«
»Sie
sind doch bloß ein aufgeblasener, fetter Sack«, sagte ich verächtlich. »Sie
könnten sich doch nicht einmal mit eigener Kraft aus Candys Büstenhalter
befreien .«
Sein
Gesicht lief dunkelrot an, während er sich langsam auf mich zu bewegte. Ich
wich hinter das Bettgestell zurück, packte es an einem Ende und zog es so zu
mir herum, daß es sich der Länge nach zwischen uns befand. Das erheiterte
Chuck.
»Denken
Sie, das könnte mich aufhalten ?« fragte er mit einem
hämischen Grinsen. Dann beugte er sich vor, um nach dem Bett zu greifen und es
aus dem Weg zu schleudern.
Im
Kino sieht das immer ungeheuer eindrucksvoll aus. Savate nennen sie es, wie
ich wußte, und ich hoffte inständig, daß es funktionieren würde. Ich warf mich
mit einem wilden Hechtsprung über das Bett, wobei ich hoffentlich im richtigen
Augenblick mit dem rechten Fuß auskeilte. Der Absatz meines Schuhs traf mit
dumpfem Aufprall in die Mitte von Chucks Stirn, er taumelte zurück und verlor
dabei die Balance. Ich flog auf das Bett, rappelte mich jedoch schnell
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