Nepp für Narren
Brustwarze. Sie gab unwillkürlich einen kleinen,
unterdrückten Laut von sich, und ich merkte, daß die Warze hart zu werden
begann.
»Wie
kommen Sie darauf, daß ich schwul bin ?« Ich behandelte
die Brustwarze weiter.
»Lassen
Sie das !« zischte sie leise. »Ich komme mir ja ganz
albern vor, wenn ich von Ihrem Tisch weggehe und die eine Warze steht vor wie
ein Zeigestock !«
»Kommen
Sie herum auf die andere Seite«, schlug ich vor. »Dann sorge ich dafür, daß Sie
gleichmäßig aussehen .«
»Nein,
verdammt !« Sie richtete sich abrupt auf. »Also dann
habe ich mich geirrt. Aber ein Mann, der in ein Striplokal kommt und dann nach
Chuck verlangt? Sie können mir keinen Vorwurf machen, daß ich daraus falsche
Schlüsse gezogen habe !«
»Das
tue ich ja gar nicht«, versetzte ich. »Und keine Sorge. Sie sieht nicht wie ein
Zeigestock aus. Mehr wie der Lauf einer Miniaturkanone.«
Sie
entfernte sich mit meinem leeren Glas und schnob dabei verächtlich durch die
Nase. Die Pianist beendete schwungvoll seine
Elvis-Presley-Melodien. Kein Mensch klatschte. Den zweiten Whisky servierte mir
meine barbusige Freundin quer über den Tisch. Sie bedachte mich dabei mit einem
vorsichtigen Lächeln und zog sich anschließend sofort wieder zurück. Die
Miniaturkanone sah aus, als sei sie eingeschmolzen worden, stellte ich
beiläufig fest.
Dann
kam Chuck zurück. Er ließ sich mir gegenüber nieder und machte mit der Hand ein
Zeichen. Die Serviererin brachte ihm ein Bier.
»Sie
wird mit Ihnen reden«, sagte er. »Aber es war nicht leicht. Zuerst wollte sie,
daß ich sofort kehrtmache und Ihnen die Kehle
durchschneide. Daß Sie abgehauen sind, kostet sie eintausend Dollar, meint sie.
Ich glaube, Candy kann Sie nicht leiden, Boyd .«
»Und
wie steht es mit meinem Freund ?« fragte ich. »Dem, der
vergangene Nacht hier eingebrochen ist und mich gerettet hat?«
»Den mag sie auch nicht«,
versetzte er. »Aber wenigstens hat sie mir die Geschichte abgekauft .«
»Vielen Dank, Chuck. Gibt es
sonst noch etwas, das ich wissen sollte ?«
»Vielleicht hätten Sie gern,
daß ich auf Ihre Kanone aufpasse, solange Sie mit Candy reden ?«
»Sie wollen mich wohl auf den
Arm nehmen !«
»Ja.« Er nickte düster. »Ja,
das wollte ich wohl. Okay, gehen wir .«
Er stand auf, und ich folgte
ihm durch eine Seitentür auf einen Flur hinaus. Wir kamen an ein paar
Garderoben vorbei und blieben dann vor einer geschlossenen Tür stehen. Chuck
donnerte kräftig dagegen und bedeutete mir, einfach hineinzugehen. Ich ließ
mich nicht weiter bitten.
Das Büro war klein und
spartanisch eingerichtet. Ein verschrammter Aktenschrank und ein Schreibtisch
mit fleckiger Platte bildeten die ganze Ausstattung. Candy saß hinter dem
Schreibtisch. Sie trug einen schwarzen Rock und eine dünne weiße Bluse, unter
der sich ihre kleinen, festen Brüste deutlich abzeichneten. Ihre kalten blauen
Augen musterten mich verachtungsvoll, während sie mit den Fingern ihrer rechten
Hand einen langsamen Rhythmus auf der Schreibtischplatte trommelte.
»Sie müssen verrückt sein,
hierher zurückzukommen«, stellte sie fest.
Ich ließ mich auf der Schreibtischkante
nieder, weil ich annahm, daß mich Candy wohl kaum auf ihrem Schoß dulden würde.
»Wir wollen uns gegenseitig
nichts nachtragen«, meinte ich.
»Dafür kann ich mir nichts
kaufen«, versetzte sie ablehnend. »Ich sollte pro Tag zweihundert Dollar dafür
bekommen, daß ich Sie auf Eis lege. Mir ist immer noch nicht klar, wie Sie hier
herausgekommen sind. Die Geschichte von dem treuen Freund, die mir Chuck
erzählt hat, nehme ich Ihnen nicht ganz ab .«
»Sind Sie eine Spielernatur ?« wollte ich wissen.
»Was meinen Sie damit ?«
Ich klappte meine Brieftasche
auf. Ein Besuch bei der Bank, nachdem ich im Starlight -Hotel gewesen war, hatte sie
wieder schön prall werden lassen, vorwiegend mit Fünfzig-Dollar-Scheinen
gestopft. Candys Augen weiteten sich gierig, als sie den Segen erblickte.
»Ich spiele nämlich sehr gern«,
bekannte ich. »Und ich dachte, wir könnten zusammen ein Spielchen machen. Ich
stelle Ihnen zum Beispiel eine Frage, und wenn Sie richtig antworten, gewinnen
Sie fünfzig Dollar .«
»Und wenn ich Ihnen nicht die
richtige Antwort gebe?«
»Dann bekommen Sie auch kein
Geld .«
»Woher soll ich wissen, daß Sie
mich nicht betrügen, selbst wenn Sie die richtige Antwort bekommen ?«
»Sie müssen mir schon
vertrauen«, erklärte ich geduldig. »Aber ich brauche eine ganze
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