Nepp für Narren
mir
Bedingungen, die so verlockend klangen, daß ich mich einverstanden erklärte. Der
Name ihres Chefs sei Harry Briggs, sagte sie mir. Zwei Wochen später fing ich
also hier an, brachte gleich ein paar Mädchen mit und Chuck, der Rausschmeißer
in demselben Laden gewesen war, wo ich vorher gearbeitet hatte. So wurde dann
das Rip -Off eröffnet. Ab und zu taucht
diese Lesbe hier auf, so ein Typ flotter Vater, mit Instruktionen vom Chef
Harry Briggs. Daß ich mich zum Beispiel um Ed Carlin und Danny LaBlanche
kümmern, sie auf Kosten des Hauses bewirten und mit netten Mädchen versorgen
soll. Und daß ich ihnen ihre Pakete aufbewahre und auch sonst, wenn nötig,
gefällig bin .«
»Wie sieht diese Lesbe denn aus ?«
»Wie solche Typen eben
aussehen«, erwiderte Candy. »Glatte blonde Haare, ziemlich kurz geschnitten,
schlank, aber nicht mager. Immer in Männerkleidung. Einmal hat sie mit mir
anzubändeln versucht. Ich habe ihr gesagt, daß sie bei mir auf dem falschen
Dampfer sei, aber das schien sie nicht übelzunehmen .«
»Hat sie auch einen Namen ?«
Candy zögerte. »Vorhin habe ich
Sie einmal angelogen, weil ich ein bißchen nervös war«, bekannte sie dann.
»Kann ich jetzt die zweihundert Dollar haben ?«
Sie hatte für ihre Bitte den
geeigneten psychologischen Augenblick ausgewählt. Ich reichte ihr die
Geldscheine, die wieder blitzschnell in dem Schreibtischschubfach verschwanden.
»Kelly Jackson«, sagte sie
dann.
»Und was ist mit der Schwester,
Tina ?«
»Eine Schwester hat sie nie
erwähnt .«
»Wie setzt sie sich mit Ihnen
in Verbindung ?«
»Entweder per Telefon oder sie
kommt selbst .«
»Und Harry Briggs haben Sie nie
gesehen ?«
»Niemals.«
»Fällt Ihnen noch etwas ein,
das vielleicht für mich interessant sein könnte ?«
Sie konzentrierte sich
sekundenlang und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Nicht daß ich im
Augenblick wüßte. Worauf sind Sie überhaupt aus ?« wollte sie wissen.
»Ich bin engagiert worden, um
die Schwester, Tina Jackson, zu finden«, erläuterte ich. »Irgendwie scheinen
Carlin und LaBlanche in die Sache verwickelt zu sein, und bei meinen
Nachforschungen bin ich auch auf den Namen von Harry Briggs gestoßen .«
»Das macht mich einigermaßen
nervös«, sagte sie. »Ich meine, ich habe keine Ahnung, was hier ringsherum
vorgeht. Und allmählich bekomme ich das unangenehme Gefühl, daß ich es
vielleicht auch gar nicht so genau wissen will .«
»Aber Sie haben den Eindruck,
ausgenützt zu werden ?«
»So ähnlich«, pflichtete sie
mir bei. »Falls Sie dahinterkommen, was los ist, klären Sie mich vielleicht
auf, wie ?«
»Na klar«, nickte ich. »Für
fünfzig Dollar pro richtige Antwort.«
Sie verzog das Gesicht zu einem
Grinsen. »Wie wäre es, wenn wir uns freundschaftlich einigen? Für jede richtige
Antwort dürfen Sie einmal mit mir ins Bett .«
»Ich werde darüber nachdenken«,
versetzte ich. »Aber keine stumpfen Rasiermesser. Okay?«
Diesmal lachte sie beinahe. Ich
erhob mich von der Schreibtischplatte und ging zur Tür. Draußen im Flur wurde
ich von Chuck erwartet.
»Alles okay ?« wollte er wissen.
»Ja, bestens«, bestätigte ich.
»Candy hat sich nicht nach
Ihrem alten Freund erkundigt? Dem Burschen, der Sie hier herausgeholt hat?«
Seine Stimme klang besorgt.
»Sie hat ihn überhaupt nicht
erwähnt«, log ich. »Dafür hat sie mir erzählt, daß Sie beide schon ganz alte
Kollegen sind. Sie hätten schon zusammengearbeitet, bevor das Rip -Off auf gemacht wurde .«
»Ja, in einem anderen Striplokal
unten in der Stadt«, bestätigte er. »Als Candy den Laden hier dann übernahm,
hat sie mich aufgefordert mitzukommen. Die Bezahlung war besser, also habe ich
angenommen .«
»Sind Sie je dem Chef begegnet?
Harry Briggs ?« erkundigte ich mich beiläufig.
»Hier ist Candy der Chef«,
entgegnete er. »Und das läßt sie keinen vergessen .«
Wir kehrten in den Schankraum
zurück. Auf dem Podium entledigte sich die Rote gerade mit langsamen Bewegungen
ihrer blauen Satinhöschen. Mich ließ es vollkommen kalt. Wenn man einmal von
einer Stripperin vergewaltigt worden ist, hat man das Gefühl, als sei man von
allen vergewaltigt worden. Und über mich waren schließlich gleich drei von der
Sorte hergefallen. Die Erinnerung daran war nicht allzu erhebend, eher
niederdrückend.
»Wollen Sie sich die Show
ansehen ?« fragte Chuck.
»Nein, ich bin bedient«, lehnte
ich ab.
7
Das Telefon hörte im gleichen
Augenblick zu läuten auf,
Weitere Kostenlose Bücher