Nepp für Narren
ganzen Aufregung können Sie bestimmt einen Drink
vertragen, Mr. Boyd .«
»Whisky mit Eis«, versetzte
ich.
Er trat an die Bar, machte die
Drinks zurecht und kam dann damit zurück.
»Jetzt können Sie mir vielleicht
erzählen, worum es eigentlich geht«, meinte er, nachdem er mir mein Glas
gereicht hatte.
Ich berichtete ihm, daß ich
beauftragt sei, Tina Jackson ausfindig zu machen. Er hörte mir mit
interessiertem Gesichtsausdruck zu, als habe ich ihm gerade mitgeteilt, der
Präsident der Vereinigten Staaten beabsichtige das Weiße Haus in Erdnußbutter
nachzuformen.
»Ich verstehe«, nickte er,
nachdem ich geendet hatte. »Ihr Auftraggeber dürfte Ed Carlin sein. Aber das
werden Sie mir vermutlich nicht bestätigen, weil das gegen Ihr Berufsethos
verstößt oder wie man das nennt. Ja also, das letzte, was ich von Tina Jackson
gehört habe, war, daß sie sich mit ihrer lesbischen Freundin im Crystal Fountain angemeldet hatte. Ob sie dort tatsächlich schon eingetroffen ist, weiß ich
nicht, weil ich mich, offen gestanden, nicht so übermäßig für Tina Jackson
interessiere .«
»Und wie steht es mit Kelly
Jackson ?«
»Kelly Jackson?« Er sah echt
überrascht aus. »Bis zu diesem Augenblick habe ich nie von einer Kelly Jackson
gehört, Mr. Boyd. Vielleicht eine Schwester?«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Das wäre alles, was ich Ihnen
sagen kann, Mr. Boyd. Sie können Ed Carlin ausrichten, daß für mich alles
zwischen uns beendet ist. Und falls er mich belästigt, solange ich hier in
Santo Bahia bin, werde ich sehr unangenehm reagieren. Noch ein abschließender
Rat an Sie, Mr. Boyd. Sie müssen Hank vorhin mit einem Überraschungsangriff
überwältigt haben. Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht mehr in seine Nähe
wagen. Er ist ein sehr gefährlicher Mann, der leicht explodiert. Riskieren Sie
also nichts. Und obwohl mir Ihr Besuch nicht unangenehm war, habe ich dennoch
nicht den Wunsch, Sie wiederzusehen. Das gilt auch für meine Frau, denke ich.
Guten Tag, Mr. Boyd.«
»Guten Tag, Mr. LaBlanche.« Ich
reichte ihm mein leeres Glas zurück. »Falls Sie mir noch eine Frage gestatten:
Ist die bezaubernde Laura Ihre erste Frau ?«
»Ich halte diese Frage zwar für
etwas befremdlich, aber ja, Laura ist meine erste Frau. Es kommt im Leben eines
jeden Mannes einmal der Moment, wo er daran denkt, seßhaft zu werden. Was kann
man mit der Frau, die man liebt, sonst tun, als sie schließlich zu heiraten ?«
Darauf hätte ich ein halbes
Dutzend schneller Antworten gewußt. Ich hielt den Zeitpunkt jedoch nicht für
geeignet, sie auszusprechen. Deshalb bedachte ich ihn nur mit einem
unverbindlichen Lächeln und empfahl mich endgültig.
Weil mir nichts Besseres
einfiel, fuhr ich nach Hause zurück. Etwa eine Viertelstunde, nachdem ich mein
Apartment betreten hatte, läutete das Telefon.
»Mr. Boyd ?« fragte eine ausdruckslose weibliche Stimme.
»Am Apparat.«
»Ich rufe im Auftrag von Miss
Kelly Jackson an. Sie läßt fragen, ob Sie heute zum Abendessen noch frei sind .«
»Das bin ich .«
»Miss Kellys Wagen wird Sie
dann um acht Uhr dreißig abholen .« Es klickte in der
Leitung, als aufgelegt wurde.
Blieb mir also noch eine
Stunde. Ich duschte, rasierte mich noch einmal und schmiß mich dann in meinen
neuen rohseidenen Anzug, der mir ganz vorzüglich steht. Dann goß ich mir einen
Whisky ein und nahm ihn mit zum Spiegel zurück, um mich noch ein bißchen länger
bewundern zu können.
Die Türklingel läutete Punkt
halb neun. Ich machte auf und sah den Chauffeur in der hellbraunen Uniform
draußen stehen. Die Mütze saß fest auf dem Kopf, die glatten blonden Haare
waren ziemlich kurz geschnitten. Einen Augenblick lang war ich im Zweifel, aber
die beiden Halbkugeln unter dem Uniformstoff mußten echt sein. Ich streckte die
Hände aus und befühlte sie behutsam. Sie waren in der Tat echt.
»Lassen Sie das«, sagte der
Chauffeur ruhig, »oder Sie kriegen einen Tritt .«
»Ich wollte doch bloß einmal
testen«, entschuldigte ich mich.
Sie hatte hellgraue, etwas
tiefliegende Augen in einem sehr reizvollen Gesicht, das allerdings etwas
leblos wirkte.
»Ich bin Kathy«, erklärte sie.
»Miss Jacksons Chauffeur. Der Wagen wartet .«
»Ich könnte es nicht ertragen,
einen Rolls warten zu lassen«, sagte ich. »Das würde mir einen
Minderwertigkeitskomplex verursachen .«
»So wie Sie angezogen sind,
kann Ihnen überhaupt nichts Minderwertigkeitskomplexe verursachen«, meinte sie.
»Und wie steht es mit
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