Neptuns Tochter 3
paar Kniffe gezeigt.«
Timea verzog das Gesicht, als sie sich vorstellte, wie diese Frau Mika angelernt hatte. Wer wusste schon, wie viele Trainingseinheiten erforderlich gewesen waren. Und was die alles umfasst hatten. Eine unsinnige Eifersucht ergriff sie, als Bilder vor ihr auftauchten. Mit Mika und einer gesichtslosen Masseurin.
»Du musst den Oberkörper freimachen«, sagte Mika. Ihr Gesicht war von einem zarten Rosa überzogen. Das konnte Timea noch erkennen, bevor Mika sich plötzlich umdrehte und im Bad verschwand.
»Wunderbar«, murmelte Timea. Es war doch nicht das erste Mal, dass sie in Mikas Gegenwart nackt war. Wieso fühlte sie sich jetzt befangen wie ein schüchternes Mädchen? Timea fasste sich ein Herz, zog das T-Shirt über den Kopf und öffnete den Verschluss ihres BHs.
»Ich hab’ leider kein . . .« Abrupt blieb Mika stehen. Mit glänzenden Augen stand sie im Raum und starrte Timea an. Eine Flasche mit irgendeiner Lotion hielt sie ausgestreckt vor sich.
Es war wie damals. Unter der Sprinkleranlage. Timea war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Erst der pochende Schmerz in der Schläfe brachte sie dazu, den BH fallen zu lassen und sich umgehend hinzulegen.
»Ich hab’ leider kein Massageöl«, krächzte Mika. »Da muss eben meine Körperlotion herhalten.«
Als Timea spürte, dass Mika sich neben sie setzte, schloss sie die Augen. In ihrem Kopf hämmerte es, und dennoch fühlte sie sich leicht wie eine Feder. Timea war bereit, sich vollkommen in Mikas Hände zu begeben. Mit einem wohligen Seufzer drehte und wendete sie den Körper in eine Position, die sie am liebsten nie wieder aufgegeben hätte.
»Achtung«, hauchte Mika. »Es kann sein, dass meine Hände etwas kalt sind.«
Das waren sie, stellte Timea fest. Kalt und zittrig. Aber sie hätte sich nichts Schöneres vorstellen können. »Ist nicht schlimm«, nuschelte sie.
Nach wenigen Sekunden wurden die Hände wärmer, ruhiger. Von irgendwoher nahm Timea leise Musik wahr, die nach Frühling klang. »Mmmm«, schnurrte sie.
»Timea, ich würde dich gern auf eine Reise mitnehmen«, flüsterte Mika, während ihre Finger einen zarten Tanz auf Timeas Rücken vollführten. »Eine Reise in die friedlichsten Landschaften, die du dir vorstellen kannst«, flüsterte Mika weiter. »Blumen wiegen sich darin sanft mit dem Wind.«
Timea sah die Blumenwiese vor sich. Spürte den Windhauch. Hatte das Gefühl, als bewegte sie sich im selben Rhythmus.
»Aus der Ferne hört man das Plätschern eines Baches. Vögel zwitschern leise ihre Lieder dazu«, hauchte Mika wieder. »Vereinzelt streifen Schmetterlingsflügel über die bunten Blütenblätter.«
Die Berührungen wurden mit jedem Bild sanfter und entspannender. Timea merkte, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden.
»Die Sonne breitet ihre wärmenden Strahlen darüber aus . . .«
Im Traum spürte Timea immer noch den Windhauch, die Schmetterlingsflügel, die wärmenden Sonnenstrahlen. Sie träumte, dass sie die Arme ausbreitete und sich nach hinten in ein Bett voller Blüten fallen ließ. Sie landete weich und wurde darin sanft zugedeckt.
Wie neu geboren erwachte Timea am nächsten Morgen. Allein. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Sie würde ihn später lesen.
Sie war gestern zu Mika gekommen, um sich körperlich zu entspannen. Bekommen hatte sie stattdessen eine Entspannung, die sehr viel tiefer ging. Dieses besondere Gefühl wollte Timea auskosten. Irgendwie ahnte sie, dass es vorbei wäre, sobald sie aufstand.
»Du hast recht, Mika«, murmelte Timea. »Deine Massage kann süchtig machen . . . und nicht nur die.«
Sie verkrampfte sich. Süchte waren gefährlich. Denn sie bedeuteten Abhängigkeit. Und Timea wollte auf keinen Fall abhängig sein.
Entschlossen erhob sie sich und griff nach dem Zettel.
Sorry, dass ich Dich alleingelassen habe, aber Du hast so friedlich geschlafen. Da wollte ich Dich nicht wecken. Schließlich ist Samstag. Das heißt, Du kannst ausschlafen. Im Gegensatz zu mir. Ich bin mit meiner Mutter verabredet. Sie will mit mir nach Brautkleidern gucken. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich? In einem Brautkleid? Igitt! Aber ich will ihr den Spaß nicht verderben. Und am Abend ist dann auch noch Familienzusammenführung der Davids und Schöffens angesagt. Ich habe Mama versprochen, das nicht zu sabotieren. (Keine Ahnung, warum sie mir so etwas überhaupt zutraut.)
Jedenfalls hoffe ich, dass es Dir heute besser geht. Melde Dich einfach mal. Es wäre schön, wenn wir uns
Weitere Kostenlose Bücher