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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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Aktion bezeichnen.«
    »Wenn dir ständig erklärt wird, dass du wissen musst, wo welche Stadt liegt, wie die Grenzen verlaufen und so weiter – dann muss ein Lehrer doch beweisen können, dass er das auch weiß.« Von dieser Meinung wich Mika auch heute nicht ab. Ihr damaliger Geographielehrer hatte bei dem Landkarten-Test kläglich versagt. Und Mikas Vater hatte mal wieder sein Portemonnaie öffnen müssen.
    »Es ist mir schon klar, dass du immer deine Gründe hast, wenn du so etwas Seltsames machst«, stimmte Patrizia David zu. »Was mich wieder zu deiner Hochzeit bringt.« Sie drehte sich zu Mika und schaute sie ernst an.
    Die kaute auf den Lippen, schluckte und wich dem fragenden Blick aus. Eingehend betrachtete Mika die Koffer, die allesamt geöffnet im Raum standen – beobachtete die Meise, die dort auf dem Baum zwischen den Ästen hin und her flatterte – und verkniff sich jedes Wort.
    Wenn ihr Vater sie vorhin nicht unter Druck gesetzt hätte, dann … Aber er hatte es. Also war Schweigen angesagt. Und er hatte doch recht. Warum sollte ihr ihre Mutter helfen?
    »Nun gut«, sagte Patrizia David im Aufstehen. »Wenn du nicht reden willst, dann muss ich das wohl akzeptieren.«
    Mika wollte schon aufatmen, da drehte sich ihre Mutter wieder zu ihr.
    »Trotzdem würde ich gern wissen, warum du Frank heiraten willst. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du das vor ein paar Jahren kategorisch ausgeschlossen hast.«
    Mika sollte ihren Vater darauf hinweisen, dass der Lack bei dieser einen Diele etwas abgesplittert war. Das sah ungepflegt aus. Außerdem sollte sie sich mal wieder neue Turnschuhe leisten und dann beizeiten einen Therapeuten aufsuchen, der sie vor einem beginnenden Schuhzwang bewahrte.
    Was einem nicht alles durch den Kopf ging, wenn man Fragen nicht beantworten wollte.
    Ob Mikas Mutter das verstand?
    Nein, sie tat es nicht. »Damals hast du übrigens auch erklärt, dass du lesbisch wärst und dein Leben nur mit einer Frau verbringen wirst«, stellte sie fest, während sie mit dem Ausräumen der Koffer fortfuhr.
    »Das …«, Mika räusperte sich, »also das ist …«
    Der Frosch im Hals wollte lange nicht verschwinden. Er ließ sich auch von mehrmaligem Räuspern, Hüsteln und kräftigem Husten nicht vertreiben. Daher dauerte es, bis Mika endlich »das ist eine lange Geschichte« herausbrachte.
    Ihre Mutter unterbrach ihre Tätigkeit … schaute auf Mika … atmete leise durch … schaute auf die Zimmerdecke … und wieder auf ihre Tochter.
    Normalerweise hätte Mika jetzt alle Geheimnisse der Welt ausgeplaudert. Das machte sie immer, wenn ihre Mutter sie auf diese Weise musterte. Wie bei einem Verhör. Es fehlte noch die Lampe, deren Schein direkt auf Mika gerichtet war, um jede Regung in ihrem Gesicht zu erkennen und entsprechend zu deuten. Aber Mika war inzwischen erwachsener geworden. Standfester. Die Zeit als Mitglied der arbeitenden Bevölkerung hatte ihre Spuren hinterlassen. Nach außen entspannt erhob sich Mika, ging in den Raum mit den Schuhen und setzte die Aus- und Einräumaktion fort.
    Nach wenigen Minuten stöhnte sie theatralisch auf. »Was du alles an Zeugs mitgeschleppt hast, Mama«, bemerkte sie. »Dabei habe ich immer geglaubt, dass man in einem Kloster die Kleidung gestellt bekommt.«
    »Nur, wenn man dem Verein beitritt«, erwiderte Mikas Mutter schmunzelnd. »Und wenn du sagst, dass du geglaubt hast, dann wärst du dort ja bestens aufgehoben.«
    »Ich weiß nicht«, gab Mika zurück. »Da muss man immer so früh aufstehen, muss womöglich ständig still sein und muss sich an so seltsame Regeln halten. Für meinen Geschmack also viel zu viele Musses «, flachste sie.
    »So schrecklich ist es auch wieder nicht«, meinte die Mutter. »Ich würde da zwar auch nicht leben wollen, aber in den sechs Wochen habe ich mich trotzdem sehr wohlgefühlt.«
    Mika war mit ihrer Arbeit fertig und trat zu ihrer Mutter ins Zimmer. »Wieso hast du eigentlich dieses ungewöhnliche Urlaubsdomizil gewählt? So ganz ohne Kontakt zur Außenwelt. Geht’s dir nicht gut?«
    Patrizia David lächelte leicht. »Nun, Mika. Ich komme langsam in das Alter, wo Frauen gern mal in sich gehen. Und da passt ein Kloster doch prima hinein.«
    »Wie in dich gehen? Und was heißt hier Alter? Du bist doch gerade erst zweiundfünfzig.«
    »Die einen kommen eben früher in die Wechseljahre als andere. Und bei uns liegt das in der Familie. Das wirst du auch noch merken.«
    »Wenn du in den Wechseljahren

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