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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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glücklichste in meinem Leben gewesen.« Sie stand auf. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
    »Nein. Aber danke, dass Sie es mir erzählt haben«, flüsterte Timea.
    Auch wenn Petra nahtlos zur Tagesordnung übergehen konnte – sie konnte es nicht. Die ganze Nacht hatte Timea gegrübelt, ob sie ihre Entscheidung nicht rückgängig machen sollte. Ob sie sich nicht weiterhin mit Mika treffen könnte. Unverbindlich.
    Es gab den kurzen Moment letzte Nacht, an dem Timea dem Wunsch nachgeben wollte. Da entstand ein Bild vor ihren Augen. Schemenhaft erst. Dann immer deutlicher. Mika. Wie sie zu dem Mann an ihrer Seite »ja, ich will« sagte. Genau an diesem Punkt erkannte Timea, dass es nicht ging. Nicht sein durfte. Sie war schon lange über das Unverbindliche hinaus. Seit wann, konnte sie nicht sagen. Sie konnte aber sagen, dass sie die Reißleine ziehen musste, um nicht im freien Fall auf dem Boden aufzuschlagen. Diesmal, so fürchtete sie, könnte sie daran zugrunde gehen.
    »Wann wollte Herr Grossmann eigentlich kommen?«, erkundigte sich Petra Lorentz hinter einer Schranktür.
    Timea atmete tief durch. »Heute im Laufe des Nachmittags«, antwortete sie, froh um die Ablenkung, die Petras Frage bot.
    »Ich frage mich, was er schon wieder will. Seine Möbel stehen doch schon für den Aufbau bereit«, murmelte Petra.
    Noch eine Spur vorsichtiger als zuvor wickelte Timea die empfindlichen Gläser ein. »Er wollte sich ein paar unserer Möbel noch einmal anschauen. Jetzt, da das Einrichtungskonzept steht, bildet er sich ein, dass das eine oder andere Teil vielleicht doch hineinpassen könnte.« Das Treffen am Nachmittag wollte Timea auch nutzen, um sich Klarheit zu verschaffen. Nicht zu wissen, ob er es war, dem sie ihre Rettung vor Gernot Hampf verdankte, nagte an ihr. Obwohl es inzwischen bedeutungslos sein müsste. Für Timea war es das nicht.
    »Woran denkt er denn dabei? Wissen Sie das?«, fragte Petra Lorentz.
    »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, geht es um die Bibliothek«, erklärte Timea.
    »Apropos.« Petra Lorentz war mit dem einen Schrank fertig und ging zum Nächsten. »Ich habe gesehen, dass in Ihrem Schlafzimmer ein Karton ist, auf dem Bücher draufsteht. Soll der auch zur Bücherspende?«
    »Nein«, bestimmte Timea sofort. »Da sind Romane drinnen, die ich mitnehmen möchte.«
    Die heftige Reaktion brachte ihr einen neugierigen Blick von Petra Lorentz ein. »Romane?«, fragte diese mit hochgezogenen Brauen.
    »Ja«, erwiderte Timea. Sie hoffte, dass es Petra dabei beließ.
    »Welche Romane?«, hakte die allerdings umgehend nach.
    Sicherheitshalber entschloss sich Timea zu schweigen.
    Petra Lorentz schmunzelte. »Ihnen ist das peinlich«, stellte sie fest. »Also muss es sich um höchst brisante Bücher handeln. Etwas Erotisches zum Beispiel. Oder …«
    »Okay, Petra«, unterbrach Timea, ehe Petra weitere Möglichkeiten aufzählen konnte. »Ich gebe es zu. Ich besitze Liebesromane. Das heißt aber nicht, dass ich sie auch lese.«
    »Auf keinen Fall«, stimmte Petra Lorentz zu. »Darum wollen Sie die Bücher auch aufheben. Weil Sie sie noch nicht gelesen haben.«
    Timea legte das Blatt, das sie in Händen hielt, weg. »Ich muss noch ein paar Objekte bewerten, fällt mir ein«, sagte sie und rannte förmlich in ihr Büro.
    Dort saß sie dann und tat genau nichts. Ihr Aufbruch war eine Flucht gewesen. Das gab Timea zu. Allerdings sollte sie für einen Kunden tatsächlich ein paar für einen Verkauf infrage kommende Häuser bewerten und ihm in den nächsten Tagen die Ergebnisse präsentieren. Sie öffnete die erste Mappe, schaute auf den Grundriss des Hauses, und schloss die Mappe wieder. Wenn sie nicht ihren guten Ruf aufs Spiel setzen wollte, sollte sie sich damit heute lieber nicht beschäftigen. Zu sehr lenkte sie das bevorstehende Gespräch mit Werner Grossmann ab. Über das Treffen mit Mika wollte sie erst gar nicht nachdenken.
    Ehe Timea doch überlegen konnte, was sie heute Abend genau sagen wollte, steckte Petra Lorentz den Kopf zur Tür herein. »Ihre Großmutter beschwert sich, dass wir sie beim Umzug nicht helfen lassen. Bitte reden Sie mit ihr?«
    Seufzend erhob sich Timea. »Großartig. Als hätte ich nicht genug um die Ohren«, murmelte sie.
    »Es tut mir ja leid, Timea«, sagte Petra, »aber sie ist wirklich aufgeregt.«
    »Schon gut«, wiegelte Timea ab. »Ich kläre das.« Sie richtete den Rücken gerade auf, atmete tief durch und machte sich mit großen Schritten auf ins

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