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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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letztendlich auch geworden bin. Abgesehen davon …« Er unterbrach sich.
    »Abgesehen wovon?«, hakte Timea nach.
    »Nichts«, blockte Werner Grossmann ab. »Das geht zu sehr ins Private.« Er nickte Timea zu und verabschiedete sich völlig unerwartet.
    »Was war das denn?«, murmelte Timea. Anstatt Antworten zu bekommen, hatten sich neue Fragen aufgetan. Ach was. »Ist doch egal, wer die Landesbank zum Einlenken gebracht hat.«
    »Und warum forscht du dann ständig nach?«, fragte plötzlich Timeas Großmutter von der Tür her.
    Erschrocken wirbelte Timea herum. »Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?«
    »In deinem Alter besteht dahingehend keine Gefahr«, erwiderte die Großmutter. »Es sei denn, du bist herzkrank.« Vorsichtig bewegte sie sich auf Timea zu. Blieb knapp vor ihr stehen. »Es tut mir leid, Liebes, ich habe vergessen, dass du das ja bist.«
    »Aber ich bin doch nicht …« Timea biss sich auf die Lippen. »Großmutter«, zischte sie.
    »Wann triffst du dich eigentlich wieder mit Mika?«, fragte Adrienn Illay unbeeindruckt.
    »Heute Abend«, krächzte Timea. Bis zu diesem Augenblick hatte sie das erfolgreich verdrängt. Sie hatte den Gedanken weit nach hinten geschoben.
    Adrienn Illay hatte es indes zum Lesesessel geschafft. »Weißt du, was ich nicht verstehe?«, fragte sie im Hinsetzen.
    »Was?«
    »Warum Mika heiratet. Deinetwegen müsste sie das doch nicht mehr tun. Schließlich hast du von niemandem Geld angenommen.«
    »Außer von der Bank«, warf Timea ein.
    »Das zählt nicht. Das ist ein Kredit, den du zurückzahlen wirst.«
    »Das weiß Mika aber nicht«, gab Timea zu.
    Ruckartig richtete die Großmutter sich auf. »Sag nicht, dass Mika nach wie vor denkt, dass wir hier wohnen bleiben?«
    »Ich habe ihr jedenfalls nichts erzählt«, erwiderte Timea. »Wozu auch?«
    »Weil sie dann vielleicht nicht heiraten müsste«, bemerkte die alte Dame.
    »Falls sie heiratet, um für uns die Villa zu retten.«
    »Ich sehe keinen anderen Grund, weshalb sie das tun sollte.«
    Adrienn Illay weigerte sich standhaft, Mika materialistisches Denken zu unterstellen. Am liebsten hätte Timea sie geschüttelt. Noch viel lieber aber hätte sie sich demselben Idealismus hingegeben. Doch so sehr sie es drehte und wendete: Es blieb immer noch eine andere Möglichkeit. »Hast du schon mal daran gedacht, dass sie aus freien Stücken heiratet? Weil dieser Frank Schöffen nicht ganz unvermögend ist?«
    »Niemals. Und tief in dir drinnen weißt du das auch.« Langsam entließ Adrienn Illay ihren Körper aus der angespannten Haltung.
    »Vielleicht tue ich das«, meinte Timea geistesabwesend. Bestimmt tat sie das. Leider. »Das bedeutet dann, dass sie sich in etwas eingemischt hat, was sie nichts angeht«, erklärte Timea ihrer Großmutter.
    »Timea! Verdammt!«, brach das gesamte ungarische Temperament aus Adrienn Illay heraus. »Wenn man jemanden liebt, geht einen alles etwas an.«
    »Wenn man jemanden liebt, mischt man sich nicht ungefragt ein«, hielt Timea dagegen.
    »Ist es das, was du ihr vorwirfst?«, ereiferte sich die Großmutter.
    »Ja!«, schrie Timea förmlich. »Wir verbringen eine wunderschöne Nacht miteinander, und sie rauscht am Morgen einfach davon. Mit ein paar vagen Andeutungen. Tagelang höre ich nichts von ihr, bis ich aus irgendeiner Zeitung erfahren muss, dass sie heiratet. Sie zieht ihr Ding durch. Einfach so. Kein: Wir finden gemeinsam eine Lösung. « Timea spürte, wie ihre Wut mit dem letzten Satz verpuffte.
    »Darum verschweigst du ihr auch, dass wir umziehen«, erkannte Adrienn Illay leise. »Du willst sie bestrafen.«
    »Kann sein«, gab Timea ebenso leise zu.
    »Weil sie dich nicht nach deiner Meinung gefragt hat.«
    Timea nickte und fügte ein knappes »Ja« hinzu.
    »Du vergisst dabei aber eines, Liebes«, sagte die Großmutter heiser.
    »So?«
    »Mika liebt dich.«
    »Das macht es noch schlimmer«, erklärte Timea.
    Seit Timeas Ausbruch hatte ihre Großmutter sich nicht bewegt. Nun fuhr sie sich leicht zitternd durch das Haar. »Warum dann die Affäre?«
    Timea schwieg. Sie war geschockt über das, was sie eben von sich gegeben hatte. Dinge, die ihr nicht bewusst gewesen waren. War sie tatsächlich so wütend auf Mika? War sie tatsächlich so verletzt? Sie schluckte. Ja und ja. Darum war ihre Entscheidung richtig. Timea wollte keine Beziehung, in der ihre Wünsche nichts zählten. Auch wenn die Motive für Mikas Handeln auf Liebe basierten – sie hätte Timea fragen

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