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Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
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widerrufe nun mein verletzendes Gleichnis. Du bist doch keine Fettgans zu Lande. Bei der stolzen Epona, diese Findigkeit weckt mein Erstaunen! Sie ist ganz danach angethan, unserm Nero die frühere Leichtblütigkeit wiederzugeben; denn in der That: sogenannte Gewissensbisse können wir auf dem Thron nicht gebrauchen.«
    »Auch Poppäa hat einen besseren Stand, falls die Sache wie Selbstmord aussieht,« fuhr Anicetus fort. »Oder glaubst du nicht auch, daß Poppäa mit dem Gedanken umgeht . . .?«
    Er unterbrach sich . . .
    »Mit dem Gedanken . . .? Sprich weiter!« drängte der Agrigentiner.
    »Herrlicher Tigellinus, ich zögere! Man weiß ja niemals, ob man sich hier in Bajä nicht die Zunge verbrennt.«
    »Pah! Mir gegenüber kannst du so offen sein, wie ein Trunkener. Du unterstellst, daß Poppäa den Wunsch hegt, Kaiserin zu werden und Mitregentin über das Weltreich?«
    »Diese Vermutung liegt außerordentlich nahe. Nun wirst du mir zugeben: wenn der Tod Agrippinas zum Drittel auf ihre Rechnung käme, – das könnte den Cäsar, bei der Befremdlichkeit seiner Anwandlungen, dergestalt gegen sie einnehmen . . .«
    »Ausgezeichnet!« sagte der Adjutant. »Ich begreife nicht, daß wir nicht früher auf diesen Selbstmord verfallen sind. Horch! Was ist das?«
    »Der Marschtritt meiner Soldaten!« versetzte der Flottenführer. »Ja, die ›Möwen‹ sind pünktlich, wenn Anicetus den Hammer schwingt. Gehab dich wohl, Tigellinus, und verabsäume nicht die sofortige Tötung des Eingesperrten!«
    »Sei unbesorgt! Eh' ihr die Straße erreicht, ist er ein Leichnam. Alles Glück auf den Weg! Wirfst du diesmal den Hund statt der Venus, so kannst du dir nur getrost selber das Schwert in die Gurgel bohren!«
     
     

Zweites Kapitel
     
    Die Seesoldaten warteten am Vestibulum. Durchweg straffe, wettergebräunte Gesellen, denen die rauhste Verwegenheit auf der Stirne geschrieben stand. Die meisten von ihnen trugen Schwerter am Gurt; einige waren mit Spießen und Stöcken bewaffnet. Der Flottenbefehlshaber nahm sich nicht lange Zeit, sie zu mustern. Im Sturmschritt ging es der breiten Heerstraße zu, die nach Bauli führte.
    »Soldaten,« sprach Anicetus, da sie die Stadt hinter sich hatten, »Rom zählt auf euch! Die Löhnung soll euch auf sieben Jahre verdreifacht werden, falls ihr nun durchführt, was ich euch auftrage. Wollt ihr?«
    Die ›Möwen‹ beteuerten ihre Ergebenheit.
    Anicetus setzte nun kurz auseinander, um was es sich handle, und wie es geboten sei, aus Rücksicht auf das leicht erregte Gemüt des Kaisers die Wahrheit zu modeln.
    »Es lebe der Imperator! Es lebe unser glorreicher Anicetus!« riefen die Seesoldaten.
    Wie sich der Flottenbefehlshaber jetzt umsah, gewahrte er einige hundert Schritte weit hinter dem Zug, den er befehligte, eine zierliche Mädchengestalt in flatternder Tunica.
    Es war Hasdra, die kleine, schwarzgelockte Phönicierin.
    Anicetus, einen Auftrag der Poppäa oder des Tigellinus vermutend, ließ einen Augenblick Halt machen.
    »Was willst du?« fragte er, als das Mädchen atemlos zu ihm heran kam.
    »Nichts von Belang. Mitziehen will ich nach Bauli. Ich weiß alles. Ich will dabei sein – wenn sie getötet wird.«
    »Hat dich Poppäa dazu ermächtigt?«
    »Nein. Aber ich hörte, wie Tigellinus meiner Gebieterin mitteilte, was ihr im Schilde führt. Ihr sollt die ruchlose Agrippina über den Haufen stoßen.«
    »Ich bitte dich, schweig!« versetzte der Flottenführer. »Oder willst du dich um den Hals reden?«
    »Ganz im Gegenteile. Ich werde schon reinen Mund halten. Aber mit muß ich, – um jeden Preis.«
    »Thorheit! Was soll ein gebrechliches Mädchen bei solchem Waffenwerk? Kehr nur getrost wieder um! Hörst du? Ich dulde das nicht.«
    »Sei nicht so barsch, Herr! Wenn ich sage: ›Ich will das!‹, so will ich's.«
    »Unglaubliches Mädchen! Du bringst mich in die widerlichste Verlegenheit. Den Menschen, die dort vorüber kommen, fällt dein Gebaren schon auf. Du bist hier in ganz Bajä bekannt wie ein hinkendes Reitpferd. Laß uns allein! Ich befehle dir's.«
    »Herr, ich begleite euch. Das steht so fest, wie der Himmel zu unsern Häupten. Rolle nicht so die Augen: es hilft dir doch nichts! Wenn du jetzt nicht sofort einwilligst, so erheb' ich dir ein Geschrei, daß uns die Strandbewohner schockweise über den Hals kommen. Ich erzähle dann, was du vorhast. Ich verrate, daß alles erlogen ist; daß Poppäa Sabina . . .«
    »Kein Wort mehr!« drohte der Flottenführer,

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