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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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besser, davon auszugehen, dass alle giftig sind.«
    Es wurde acht Uhr.
    »Ich bin bereit«, sagte Li z ungeduldig und überprüfte zum dritten Mal, ob ihre Smith & Wesson 650 geladen und entsichert war.
    »Angst?«, fragte Løken.
    »Nur, dass wir nicht re chtzeitig kommen, bevor der Polize ichef kapiert, was hier läuft«, sagte sie. »W isst ihr, wie hoch das Durchschnittsalter eines Verkehrspolizisten in Bangkok ist?«
    Løken legte seine Hand auf ihre Schulter.
    »O.k., legen wir los.«
    Liz lief gebückt durch da s hohe Gras und verschwand im Dunkel.
    Løken studierte das Haus m it dem Nachtsichtgerät, während Harry die Fassade mit einem Elefantentöter deckte, den Liz aus der Waffenkammer der Polize i requiriert hatte. Des W eiteren hatte sie noch eine Pistole bekommen, eine Ruger SP-101, die Harry in einem ungewohnten Beinhalfter trug, da Schulterhalfter sinnlos sind in einem Land, wo eine Anzugjacke eine unpraktische Belastung darstellt. Der Vollmond stand hoch am Himmel 350

    und gab auf jeden Fall genug L
    icht, um die Konturen der
    Fenster und Türen zu erkennen.
    Liz blinkte einmal mit der Taschenlampe, das Signal, dass sie ihre Position unter einem der Fenster eingenommen hatte.
    »Sie sind an der Reihe, Harry«, flüsterte Løken, als er bemerkte, dass er zögerte.
    »Verdammt, warum haben Sie auch das m it den Schlangen gesagt?«, sagte Harry und überprüfte noch einm al, dass das
    Messer an seinem Gürtel hing.
    »Mögen Sie die nicht?«
    »Nun, die wenigen, denen ich bi s jetzt begegnet bin, haben keinen guten Eindruck hinterlassen.«
    »Wenn Sie gebissen werden, achte n Sie darauf, die Schlange zu erwischen, da mit Sie das richtige Serum bekommen. Im Prinzip macht es nicht so viel au s, wenn Sie noch ein zweites Mal gebissen werden.«
    Es war zu dunkel, um zu erke nnen, ob Løken l ächelte, aber Harry ging davon aus.
    Harry rannte auf das Haus zu, das vor ihm aus dem Dunkel auftauchte. Die Silhouette de s geifernden Drachenkopfes auf dem First sah aus, als w ürde sie sich bewegen. Trotzdem wirkte das Haus verdamm t tot. Der Schaft des Ham mers, den er im Rucksack hatte, schlug gegen seinen Rücken. Er hatte aufgehört, an die Schlangen zu denken.
    Er erreichte das andere Fens ter, gab Løken das Signal und setzte sich hin. Es wa r eine Weile her, d ass er zuletzt so weit gelaufen war, vermutlich klopfte sein He rz deshalb so wild.
    Dann hörte er leichte Atemzüge neben sich. Es war Løken.
    Harry hatte Tränengas vorgesc hlagen, doch Løken hatte das mit Nachdruck abgewiesen. Es war so dunkel, dass es sie a m
    Sehen hindern würde, und außerdem hatten sie keinen Grund zu 351

    der Annahme, dass Klipra mit einem Messer an Runas Kehle auf sie wartete.
    Løken zeigte Harry die Faust, das vereinbarte Startsignal.
    Harry nickte und spürte, dass er einen trockenen Mund hatte, ein sicheres Zeichen, dass das Ad renalin in reichlichen Mengen durch sein Blut ström te. Der Sc haft der Pistole lag klamm in seiner Hand. Er überprüfte, ob die Tür nach innen aufging, ehe Løken mit dem Hammer ausholte.
    Das Mondlicht spiegelte sich auf dem Eisen und für einen kurzen Moment sah er aus wi e ein Tennisspieler beim Auf-schlag, dann knallte der Hamm er mit voller W ucht auf das Schloss, das krachend nachgab.
    Im nächsten Mom ent war Harry drinnen und der Lichtkegel seiner Taschenlampe huschte durch den Raum. Er sah sie sofort, doch das Licht floh weiter, wie von selbst. Küchenregale, ein Kühlschrank, eine Bank, ein Kruz ifix. Er hörte die Geräusche der Tiere nicht m ehr, nur das Klirren von Ketten, die W ellen, die im Yachthafen von Sydney schm atzend an die Seite des Bootes klatschten, und das Schrei en der Möwen, vi elleicht weil Birgitta an Deck lag und so unendlich tot war.
    Ein Tisch mit vier Stühlen, ein Schrank, zwei Bierflaschen, ein Mann am Boden, reglos, Blut unter dem Kopf, seine H and verborgen unter ihren Haaren, ei ne Pistole unter dem Stuhl, das Gemälde einer Obstschale und einer leeren Vase. Stillleben.
    Unbewegtes Leben. Nature morte. Das Licht h uschte über sie und er sah sie wieder: die ans Tischbein gelehnte, nach oben zeigende Hand. Er hörte ihre Stimme: »Kannst du es spüren? Du kannst das ewige Leben erlangen! « Als versuchte sie, Energie zu sammeln für einen letzten Pr otest gegen den Tod. Eine T ür, ein Gefrierschrank, ein Spiegel. Eh e er geblendet wurde, sah er sich selbst für den Bruchteil einer Sekunde – eine Gestalt in schwarzen Kleidern m it einer Kapuze

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