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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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an, dass Vater bei ihr zu Besuch gewesen war.
    »Bin ich traurig?«, fragte Harry zurück, wohl wissend, dass sie seinen Gemütszustand schon immer besser als er hatte einschätzen können.
    »Ja, du trauerst irgendeiner Sache nach. Ist es die Schwedin?«
    »Nein, es ist nicht B irgitta. Hier gibt es ein paar traurige Sachen, aber das wird sich b ald klären. Ich w erde da aufräumen.«
    »Gut.«
    Es entstand eine der seltenen Pausen, in denen Søs nichts sagte. Harry meinte, es sei an der Zeit, aufzulegen.
    »Du, Harry?«
    »Ja, Søs?«

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    Er hörte sie geradezu innerl ich Anlauf nehm en. »Meinst du, wir können diese Sache jetzt vergessen?«
    »Welche Sache?«
    »Diese Sache, du weißt schon, mit dem Mann. Anders und ich, wir … wir haben es so schön. Ich habe keine Lust mehr, daran zu denken.«
    Harry wurde still. Dann holte er Luft.
    »Er hat dich mit einem Messer verletzt, Søs.«
    Sofort waren die Tränen in ihrer Stimme.
    »Ich weiß d as. Du brau chst das nicht noch einm al zu sagen.
    Aber ich sage dir doch, ich will nicht mehr daran denken.«
    Sie schluchzte und Harry spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog.
    »Bitte, Harry, ja?«
    Er merkte plötzlich, wie er den Telefonhörer umklammerte.
    »Denk nicht daran. Denk nicht daran, Søs. Alles wird gut.«

    Sie lagen seit bald zw ei Stunden in dem hohen Elefantengras und warteten darauf, dass die S onne unterging. Hundert Meter vor ihnen lag ein kleines Haus am Waldrand. Es war in trad itioneller Thaiart erbaut, aus Ba mbus und Holz und m it einem offenen Hof in der Mitte. Es gab kein Tor, sondern nur einen kleinen Kiesweg, der zum Eingang führte. Vor dem Haus stand etwas, das wie ein bunter Vogelkäfig auf einem Pfahl aussah.
    Das war ein phra phum, ein Geisterhaus, das das Gebäude vor bösen Geistern schützen sollte.
    »Der Besitzer muss ein Haus für sie bauen, damit sie nicht ins Haupthaus einziehen«, sagte Liz und streckte sich. »Und m an muss Essen opfern und Rauchwaren wie Zig aretten oder so etwas, um sie bei Laune zu halten.«
    »Und das reicht?«

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    »Nicht in jedem Fall.«
    Sie hatten keine Zeichen von Leben gehört oder gesehen.
    Harry versuchte, nicht dara n zu denken, was ihn drinnen erwarten konnte. Sie hatten mit dem Auto nur eine Stunde aus Bangkok gebraucht, aber trotzdem fühlte es sich an, als wären sie in einer anderen W elt. Sie hatten hinter einem kleinen Haus an der S traße neben einem Schweinepferch geparkt und einen Pfad gefunden, der über den steilen, bewaldeten Hang zu de m Plateau nach oben führte, auf dem, wie ihnen Roald Bork erklärt hatte, Klipras kleines Haus lag. D er Wald war saftig grün, der Himmel nachweislich blau und Vögel in allen Farben des Regenbogens schwirrten über Harry hinweg, der auf dem Rücken lag und der Stille lauschte . Zuerst hatte er geglaubt, Watte in den Ohren zu haben, ehe er begriff, was wirklich los war: Seit e r Oslo verla ssen hatte, war es nich t mehr so still gewesen.
    Als sich die Dunkelheit über sie senkte, war damit Schluss. Es hatte mit vereinzeltem Zirpen und Summen angefangen, wie bei einem Symphonieorchester, das die Instrum ente stimmt. Dann startete das Konzert m it Quaken und Gackern und m ündete in ein Crescendo, als das Orchester durch ein Heulen und schrille, herzzerreißende Schreie oben aus den Bäumen ergänzt wurde.
    »Waren all diese Tiere die ganze Zeit über da?«, fragte Harry.
    »Frag mich was leichteres«, sagte Liz. »Ich bin ein Stadtmädchen.«
    Harry spürte etwas Kaltes über seine Haut streichen und zog seine Hand blitzschnell weg.
    Løken amüsierte sich.
    »Das sind nur die Frösche, die m achen einen Abendspazier-gang«, sagte er. Und ganz richtig, bald waren überall um sie herum Frösche, die scheinbar planlos hin und her hüpften.
    »O.k., o.k.«, sagte Harry, »solange hier nur Frösche weiden, ist das alles noch in Ordnung.«

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    »Die Frösche sind auch nur Nahrung«, sagte Løken. Er zog sich eine schwarze Kapuze über den Kopf. »Wo Frösche sind, sind auch Schlangen.«
    »Sie machen Witze!«
    »Fünf, sechs verschiedene Kobra-Arten, die grüne Kreuzotter, die Russel-Kreuzotter und noch ei n paar andere. Nehm en Sie sich in Acht, es heißt, dass von den dreißig häufigsten Schlan-genarten in Thailand sechsundzwanzig giftig sind.«
    »Verdammt!«, rutschte es Harry heraus. »Und woher soll m an wissen, welche giftig sind?«
    Løken sah ihn mit seinem Armer-Rekrut-Blick an.
    »Harry, bei der Quote ist es vi elleicht

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