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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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absurde, überflüssige Lüge in der Luft hängen. Er antwortete nicht.
    Als er hörte, dass sie gleichmäßig atmete, stand er auf und zog sich leise an. Beide w ussten, dass sie b eide wussten, dass sie nicht schlief. Dann ging er nach draußen.
    Ein Wind war aufgekomm en. Harry ging über die gekieste Einfahrt, während ihr Geruch langsam verwehte. Neben de m Tor schlug das Seil wütend gege n die Fahnenstange. Vielleicht kam der Monsun in diesem Jahr eher, vielleicht war es auch El Niño. Oder nur ein normaler Wetterwechsel.
    Draußen vor der Einfahrt erka nnte er den dunklen W agen. Er glaubte, hinter den getönten Sc heiben den Umriss einer Gestalt auszumachen, war sich aber n icht sicher, bis er das elektrische Summen einer Scheibe, die heru ntergelassen wurde, hörte und die leisen Klänge von Griegs C-Moll-Symphonie.
    »Wollen Sie nach Hause, Herr Hole?«
    Harry nickte, eine Tür wurde geöffnet und er stieg ein. D
    er
    Chauffeur richtete seinen Sitz auf.

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    »Was machen Sie so spät noch hier, Herr Sanphet?«
    »Ich habe gerade Herrn Torhus gefahren. Es ist zwecklos, zum Schlafen nach Hause zu fahren, in wenigen Stunden m uss ich Frau Wiig ohnehin wieder holen.« Er startete den Motor und sie glitten durch die nächtlich stillen Straßen des Villenviertels.
    »Und wohin wollte Torhus so spät noch?«, fragte Harry.
    »Er wollte sich Patpong ansehen.«
    »Ah ja, haben Sie ihm eine der Bars empfohlen?«
    »Nein, es sah so aus, als wüsste er, wohin er wollte. Jeder weiß wohl am besten, welche Art von Medizin er braucht.« H arry begegnete seinem Blick im Spiegel.
    »Da haben Sie wohl recht«, sagte er und sah aus dem Fenster.
    Sie hatten die Rama V erreicht und der Verkehr war ins Stocken geraten. Eine alte, zahnl ose Frau starrte s ie von der Ladefläche eines Pick-ups aus an. Harry m einte, sie sch on einmal gesehen zu haben, und plötz lich lächelte sie. Es verging eine Weile, bis ihm klar wurde, dass sie nicht ins Innere des Wagens schauen konnte, sondern sich nur in den schwarzen Scheiben des Diplomatenwagens gespiegelt hatte.

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    KAPITEL 49
    Ivar Løken wusste, dass es vorbei war. Er hatte m it keiner Faser seines Körpers aufgegeben, aber es war vorbei. Die Panik kam in Wellen, brandete über ihn hi nweg und zog sich zurück. Und die ganze Zeit über wusste er, d ass er sterben würde. Das war eine rein intellektuelle Schl ussfolgerung, doch die Gewissheit rann wie Eiswasser durch seine Adern. Damals, als er in My Lai in diese Falle gegangen war, die ihm
    einen nach Fäkalien
    stinkenden Bambusstab durch den Oberschenkel und einen anderen durch die Fußsohle bis in s Knie gejagd hatte, hatte er nicht eine Sekunde an den Tod geglaubt. Als er später vom Fieber geschüttelt in Japan lag und man ihm sagte, dass der Fuß amputiert werden m üsse, hatte er behauptet, lieber sterben zu wollen, wobei er allerdings die klare Empfindung hatte, dass der Tod keine wirkliche Alterna tive war, er war ganz einfach ausgeschlossen. Als sie m it der Narkose kam en, hatte er de m Pfleger einfach die Spritze aus der Hand geschlagen.
    Idiotisch. Aber sie hatten ihm den Fuß gelassen. »Solange es Schmerzen gibt, gibt es Leben«, hatte er über dem Bett in die Wand geritzt. Fast ein Jahr hatte er in der Klinik in Ok abe
    gelegen, ehe er den Kampf gegen sein eigenes infiziertes Blut gewonnen hatte.
    Er redete sich selbst ein, ein langes Leben gehabt zu haben.
    Lang. Das war doch etwas. Und
    schließlich hatte er auch
    Menschen gesehen, denen es sc hlechter ergangen war. W arum also sich dagegen wehren, dachte er. Und wehrte sich dagegen.
    Sein Körper wehrte sich, wie er es selbst sein ganzes L eben getan hatte. Hatte sich dagege n gewehrt, die Grenze zu über-schreiten, wenn ihn die Begierde von hinten anfiel, hatte sich dagegen gewehrt, sich vom Rausschmiss aus dem Militär zerstören zu lassen, und dagegen, sich selbst leid zu tun, wenn 385

    ihn die Erniedrigung derart auspe itschte, dass sich seine Wunden erneut öffneten. Doch zual lererst hatte er sich dagegen gewehrt, die Augen zu schließen. Darum hatte er das alles miterlebt, die Kriege, das Leiden, die Grausam keiten, den Mut und die Menschlichkeit. So viel von allem , dass er m it Gewissheit behaupten konnte, ein langes L eben gelebt zu haben. Nicht einmal jetzt schloss er die A ugen, er zwinkerte kaum . Løken wusste, dass er sterben würde. Hä tte er Tränen gehabt, er h ätte geweint.

    Liz sah auf die Uhr. Es war halb neun. Sie und Harry saßen

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