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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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haben?«

    391

    Harry lächelte. »Dass der Botschafter kein ordentlicher Mann war, habe ich erkannt, als ich sein Büro gesehen habe.«
    »Habe ich das richtig verstanden, du gestehst ein, einen Fehler gemacht zu haben?«
    »Ja doch.« Harry hob den Zeigefin ger. »Aber Klipra war ein Ordnungsfanatiker. Alles dort oben in der Hütte wirkte ordentlich, ganz system atisch, erinnerst du dich? Im Schrank befand sich sogar ein Haken, an dem man den Staubsauger aufhängen konnte. Aber als ich am nächsten Tag die Schra nktür öffnete, kippte mir der Staubsauger en tgegen. Als hätte ihn jem and benutzt, der sich dort nicht auskannte. Deshalb kam ich auf die Idee, den S taubsaugerbeutel von der Kriminaltechnik untersuchen zu lassen.«
    Liz schüttelte langsam den Kopf, aber Harry fuhr fort:
    »Als ich all das Fleisch in de r Tiefkühltruhe sah, kam mir in den Sinn, dass m an problemlos einen Menschen über W ochen darin aufbewahren konnte, ohne dass …«
    Harry blies die Backen auf und gestikulierte mit den Armen.
    »Bei dir stimmt es auch nicht me hr so richtig«, sagte Liz. »Du solltest mal zum Arzt gehen.«
    »Willst du den Rest hören oder nicht?«
    Sie wollte.
    »Anschließend fuhr er zurück ins Motel, parkte den W agen und ging in das Zimm er, wo er die Schlüssel in Molnes’
    Hosentasche steckte. Dann verschwand er spurlos in der Nacht.
    Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Moment mal! Als wir zur Hütte fuhren, brauchten wir pro Weg anderthalb Stunden, oder? Die Entfernung von hier ist ungefähr die gleiche. Unsere Freundin Dim hat ihn um halb zwölf entdeckt, also zweieinhalb Stunden, nachdem der Mörder, wie du meinst, das Motel verlassen hat. Er konnte es unm öglich 392

    zurück zum Motel s chaffen, bevor Molnes’ Leiche entd eckt wurde. Oder hast du das vergessen?«
    »Nein, nein. Ich bin die Strecke sogar abgefahren. Ich bin um neun losgefahren, hab eine ha lbe Stunde oben an der Hütte gewartet und bin zurückgefahren.«
    »Und?«
    »Ich war um Viertel nach zwölf zurück.«
    »Da siehst du, das passt nicht.«
    »Erinnerst du dich, was Di m über den W agen gesagt hat, als wir sie verhört haben?«
    Liz biss sich auf die Unterlippe.
    »Sie erinnerte s ich an kein Auto«, sagte Harry. »W eil da keines war. Viertel nach zwölf standen sie an der Rezeption und warteten auf die Polizei. Die haben gar nicht bem erkt, dass der Wagen des Botschafters angefahren kam.«
    »Aber hallo, und ich dachte, wir hätten es mit einem vorsichti-gen Mörder zu tun. Der hat ja risk iert, dass die Polizei dort war, als er angefahren kam.«
    »Er war vorsichtig, aber er konnte nicht voraussehen, dass der Mord vor s einer Rückkehr entdeckt wurde. Gem äß Absprache sollte Dim ja erst nach seinem Anruf ins Zimmer kommen, nicht wahr? Doch W ang Lee wurde ung eduldig und hätte beinahe seinen ganzen Plan dur chkreuzt. Der Mörd er ahnte vermutlich nichts von der drohenden Gefahr, als er im Raum war, um die Schlüssel zurückzulegen.«
    »Pures Glück, also?«
    »Ich würde das lieber als ei n bisschen Glück im Unglück bezeichnen. Dieser Mann plant nichts auf der Basis von Glück.«

    Er muss aus der Mandschurei sein, dachte Løken. Vielleicht aus der Provinz Jilin. W ährend des Koreakrieges hatte er erfahren, dass die Rote Arm ee dort viele So ldaten rekrutierte, weil sie so 393

    groß waren. Seltsam e Logik eige ntlich, denn diese Männer sanken im Matsch tiefer ein und gaben größere Ziele ab. Die andere Person i m Zimmer stand hinter ihm und summ te ein Lied. Løken konnte es nicht beschwören, aber er m einte, I
    Wanna Hold Your Hand zu erkennen.
    Der Chinese hatte eines der Messer vom Tisch genommen, wenn man denn einen siebzig Zent imeter langen Krummsäbel als Messer bezeichnen konnte. Er wog ihn in den Händen wie ein Baseballspieler, der sich ein Schlagholz aussucht, dann hob er ihn wortlos über den Kopf. Løke n biss die Zähne zusammen.
    Im gleichen Moment lichtete sich die angenehme Müdigkeit des Barbitursäure-Rausches, das Blut gefror in seinen Adern und er verlor die Selbstbeherrschung. W ährend er schreiend an den Lederriemen zerrte, mit denen seine Hände an den Tisch gebun-den waren, näherte sich von hi nten das Summen. Eine Hand packte seine Haare, sein Kopf wurde nach hinten gerissen und ein Tennisball in seinen Mund gepresst. Er konnte die filzige Oberfläche auf Zunge und Gaum en spüren, sie saugte den Speichel auf wie Löschpapier und seine Schreie wurd en zu einem hilflosen Stöhnen.
    Die

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