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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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schlug er zu, holte m it Hüfte und Schu lter aus und legte sein ganzes Körpergewicht dahinter, als er mit rasender Verzweiflung seine eisenbewehrten Knöchel durch das Dunkel nach vorne wuchtete, bis sie knirschend auf Fleisc h und Knochen trafen und irgendetwas nachgab. Er schlug noch ei nmal zu und spürte, wie sich das Eisen durch die Haut bohrte . Blut sickerte warm und z äh zwischen seine Finger. Er wusste nicht, ob es sein Blut oder das des anderen war, hob aber die Faust, um noch einm al zuzu-schlagen, zunehmend entsetzt da rüber, dass der andere noch immer nicht zu Boden gegangen w ar. Da hörte er das leise, kehlige Lachen und eine LKW -Ladung Beton traf seinen Kopf.

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    All das Schwarze wurde noch schwärzer und oben oder unten gab es nicht mehr.

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    KAPITEL 29
    Harry wachte vom Wasser auf, holte automatisch Luft und wurde im nächsten Augenblick unter Wasser gedrückt. Er setzte sich zur Wehr, doch es nützte nich ts. Das Wasser verstärkte das metallische Klicken eines Schlos ses und der Arm , der ihn festgehalten hatte, verschwand pl ötzlich. Er öffnete die Augen, alles um ihn herum war türkisblau und unter sich erkannte er die Fliesen des Pools. Er trat m it den Beinen, doch ein Rucken a m Handgelenk erzählte ihm, was ih m sein Hirn gegen all sein Leugnen bereits zu erklären vers ucht hatte. Dass er ertrinken würde. Dass Woo ihn mit seinen eigenen Handschellen an den Abfluss am Boden des Pools gekettet hatte.
    Er blickte nach oben. D er Mond schien durch einen Filter aus Wasser auf ihn herab. Er streckte den freien Arm nach oben aus dem Wasser. Verflucht, das Beck en war hier nur einen Meter tief! Harry zog die Beine unter sich und versuchte sich zu erheben, er drückte m it all seiner Kraft und die Handschellen schnitten sich in seinen Daum en, doch es fehlten noch im mer zwanzig Zentimeter, bis sein Mund die Wasseroberfläche erreichte. Er registrierte, dass sich der Schatten oben a m Becken entfernte. Verflucht! Nur kein e Panik, dachte er, Panik ver-braucht eine Unmenge Sauerstoff.
    Er ließ sich zu Boden sinken und untersuchte das Abflussgitter mit den Fingern. Es war aus St ahl und saß bombenfest, selbst wenn er mit beiden Armen riss und zerrte, lockerte es sich nicht.
    Wie lange konnte er die Luft anhalten? Eine Minute?
    Zwei?
    Seine Muskeln schmerzten bereits, er spürte ein Knacken in seinen Schläfen und rote Ster ne tanzten vor seinen Augen.
    Erneut versuchte er, sich lo szureißen, wohl wissend, dass die physische Anstrengung den Sauerstoff nur noch rascher aufzehr-te. Sein Mund war trocken vor A ngst, sein Hirn sandte Bilder, 225

    von denen er wusste, dass es Ha lluzinationen waren, zu wenig Brennstoff, zu wenig Wasser. Ei n absurder Gedanke kam ihm –
    wenn er so viel trank, wie er konnte, würde der W asserspiegel vielleicht so weit sinken, dass er den Kopf über die Oberfläche brachte? Er schlug m it der freien Hand auf den Beckenrand, doch niemand konnte ihn hören, denn obgleich die W elt hier unter Wasser vollkommen still wa r, brüllte Bangkok dort oben unbeeindruckt seinen Hundertja hresschrei und übertönte alle Geräusche. Und wenn ihn jem and gehört hätte? Das Einzige, was sie tun konnten, war, ihn in den Tod zu begleiten. E
    ine
    brennende Hitze legte sich um seinen Kopf und er m achte sich bereit, das zu versuchen, was a lle Ertrinkenden früher oder später versuchen mussten: Wasser einatmen. Seine freie Hand berührte Metall. Den Poolkesche r. Er lag auf dem Rand. Harry packte ihn und zog ihn zu sich. Runa hatte Didgeridoo gespielt.
    Hohl. Luft. Er legte den Mund um das Ende des Alum iniumrohrs und holte Luft. Er bekam W asser in den Mund, schluckte, wäre beinahe erstickt, spürte tote, vertrocknete Insekten auf der Zunge und biss, gegen den Hust enreiz ankämpfend, auf das Aluminium. Warum heißt es nur Sa uerstoff? Es ist doch nicht sauer, es ist süß, selbst in Bangkok ist die Luft süß wie Honig.
    Er atmete Abfall und lose Alum iniumspäne, die sich auf die Schleimhaut in seinem Hals setz ten, spürte e s aber nich t. Er atmete ein und aus m it einer In tensität, als wäre er einen Marathon gelaufen.
    Sein Hirn hatte wieder begonne n zu funktionieren. Deshalb wusste er, dass es nu r eine Hi nauszögerung war. Im Blut verwandelte sich der Sauerstoff in Kohlendioxid, das Abgas des eigenen Körpers, und das Rohr war zu lang, um dieses tödliche Gas hinauszublasen. Deshalb atm ete er die ausgeatm ete Luft wieder ein, wieder und wieder, in einer

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