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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der jetzt gar nicht so zuversichtlich und agil wirkte wie sonst immer.
    Doch Yomi hatte dafür schon eine Erklärung parat. »Dir gefällt nur der Gedanke nicht Schelima hier allein zu lassen, während du wie ein Vögelchen davonflatterst.«
    Sie hatten das Ende des Durchgangs erreicht und standen nun jener Konstruktion gegenüber, die neschanische Luftfahrtgeschichte schreiben sollte. Gimbar stemmte die Hände in die Seiten und meinte etwas zaghaft: »Worauf haben wir uns da nur eingelassen!«
    Yonathan sorgte sich um seinen sonst so unerschrockenen Freund. Gimbar plagte wohl dieselbe Angst, die ihn schon während der Tauchfahrten auf dem Rücken Galals bedrückt hatte. Aber auch Yomis Übermut war ihm nicht ganz geheuer.
    »Mir ist dieses Flugschiff auch etwas unheimlich. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit von hier wegzukommen.«
    »Es wird schon gehen. Ihr könnt euch auf mich verlassen«, sagte Gimbar, mehr zu sich selbst. »Ich habe versprochen dich zu begleiten, egal was kommt. Da wird mich doch nicht so ein« – er schluckte schwer – »fliegendes Wrack davon abhalten.«
    Tatsächlich gehörte schon eine Menge Entdeckergeist dazu, beim Anblick dieser Konstruktion, die sich da vor den Augen der Gefährten in die Höhe hob, Vertrauen und Geborgenheit zu empfinden. Mitten in dem Innenhof stand eine Plattform aus dicken Holzbohlen mit stabilen Rädern, auf der ein großer Ofen aufgebaut war. In seinem quadratischen Becken aus Schamottestein brannte ein Feuer, das von drei Männern mit ungesponnener Wolle und Stroh unterhalten wurde. Der Ofen hatte oben eine große Öffnung, aus der Flammen emporzüngelten, und unentwegt stieg dicker Qualm in die Höhe, der sich in einem riesigen, unförmigen Kasten dicht über dem Ofen sammelte.
    Bei genauerem Hinschauen sah man, dass dieser Kasten eine gewaltige Hülle aus weißer Seide und Farbe war. Man hatte in Barasadans »Labor« diese Seide zunächst über ein Gestell aus Papyrusrohr gespannt und anschließend mit Firnis getränkt, um sie fester zu machen. Zuletzt hatte man dem unförmigen Etwas eine Bemalung verpasst, die jetzt, im trügerischen Licht von Feuer und Dämmerung, die Illusion eines echten Schiffes mit Masten, Segeln und Tauen erweckte.
    Barasadan hatte Yonathan stolz erklärt, wie man aus dieser Konstruktion tatsächlich ein fliegendes Schiff machte. »Wenn die Seile genügend stark gespannt sind, müssen wir den Ofen beiseite rollen und dafür den Schiffsrumpf dort drüben darunter schieben.« Yonathan deutete auf eine zweite, mit Rädern versehene Plattform, auf der der aus Rohr geflochtene Schiffskörper ruhte. Er hatte einen breiten, flachen Kiel. Bugund Heck bildeten einen offenen Rundbogen. Über dem Schiffsboden schwebte ein starker Ring, von Tauen gehalten, in dem ein großer, eiserner Kessel hing.
    »Woher wissen wir denn, wann die Seile straff genug sind?«, fragte Felin, der bei den schwitzenden Männern stand, die das Feuer in Gang hielten.
    Yonathan musterte die Taue, die den Seidenkasten am Boden fest hielten, und rieb sich nachdenklich das Ohrläppchen. »Eigentlich müsste jetzt genügend ›Leichtigkeit‹ in dem Kasten sein, wie es Barasadan nannte, glaube ich jedenfalls. Am besten, wir versuchen es einfach. Entweder steigt das Schiff in den Himmel oder wir in den Kerker.«
    Gimbar warf die Arme in die Höhe. »Du weißt wirklich deine Freunde zu begeistern!«
    »Am besten, du packst jetzt mit an, Gimbar. Das wird dich ablenken.«
    Es erforderte viel Kraft, die Plattform unter dem mit Rauch und heißer Luft gefüllten Kasten wegzuzerren. Doch im Verein mit den vier verbündeten Wachen gelang auch das. Sobald der Ofen entfernt war, machten sich die acht Schwerarbeiter an der zweiten Plattform zu schaffen. Diese war leichter, da sie nur Schilfrohr und einen Eisenkessel tragen musste. Als der Schiffskörper endlich in richtiger Position unter dem Segelkasten stand und alles mittels Tauen, Haken und Ösen miteinander verbunden war, trat unter den keuchenden und schwitzenden Verschwörern eine eigentümliche Stille ein. Die Köpfe im Nacken schauten sie in die Höhe. Am Himmel, hoch über dem Seidenkasten, zogen eilig dunkle Wolken gen Osten; in der Dämmerung wirkten sie plastisch und zum Greifen nahe. Windböen fingerten neugierig an dem riesigen Kasten herum und ließen die gespannten Taue ächzen und knarzen.
    »Ich glaube, wir müssen einsteigen«, sagte Felin.
    Yonathan wandte sich dem Prinzen zu. »Noch kannst du es dir anders

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