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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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überlegen, Felin. Wenn du dich in das Festgetümmel mischst, wird dir niemand nachweisen können, dass du etwas mit meiner Flucht zu tun hattest. Aber wenn du mit mir kommst…«
    Felin lächelte schwach. »Ich habe meine Entscheidung schon vor vielen Tagen getroffen und sie ist endgültig, Yonathan: Ich werde mit dir gehen. Du dienst der Wahrheit, vor der mein Vater die Augen verschließt.«
    Yonathan nickte ernst und doch froh. »Gut«, sagte er, »dann soll es so sein. Ich bin mir sicher, dass deine Entscheidung richtig ist.«
    »Das bin ich auch. Dann wollen wir mal sehen, was Baras neueste Erfindung wert ist.«
    Das Gepäck der vier Gefährten war schnell verstaut: Verpflegung, Schlafdecken und praktische Kleidung – sie trugen noch immer ihre kostbaren Festgewänder. Hinzu kam ein Langbogen, ohne den der Prinz den Palast nie verließ, was sich noch als sehr nützlich herausstellen sollte. Sie hatten diese Dinge in einem nahen Versteck untergebracht. Dann stiegen die Passagiere an Bord. Gurgi huschte aufgeregt auf Schultern und Kopf ihres Herrn hin und her, während der den Wachen noch die Anweisung gab die vier Haltetaue unbedingt gleichzeitig loszulassen; sonst könne der Schiffsrumpf aus dem Gleichgewicht geraten.
    In diesem Augenblick ertönte an dem Tor, das den Durchgang zum Innenhof versperrte, ein lautes Klopfen.
    »Was ist dort drinnen los? Öffnet sofort das Tor!« Die Stimme drang dumpf durch das dicke Holz. Sie gehörte Barasadan, auch wenn die einfache Wortwahl dagegen sprach. »Ich sagte, öffnet die Tür, sonst werden wir sie aufbrechen!«, wiederholte die Stimme noch einmal.
    Die Besatzung des fliegenden Schiffes wechselte fragende Blicke mit den Männern an den Haltetauen.
    »Schnell, gebt das Schiff frei!«, rief Felin.
    Im Hintergrund hörte man jetzt ein dumpfes Dröhnen, wie von einem Rammbock. Dann flogen die ersten Splitter.
    »Warum geht denn das nicht schneller?«, drängte Felin.
    »Das sind Seemannsknoten, Prinz. Wir kennen uns damit nicht aus.«
    »Dann kappt die Taue!«
    Bald musste das Tor nachgeben. Schon bohrte sich eine gewaltige Axt durch das Holz.
    »Wenn sie die Taue nicht genau gleichzeitig loslassen…« Yonathan schluckte.
    »Ich springe noch mal raus und zeige ihnen, wie man die Knoten löst«, rief Yomi.
    »Bist du verrückt?«, schrie Yonathan entsetzt. »Das Schiff wird sich losreißen und ohne dich aufsteigen!« Aber Yomi war schon über die Reling geklettert.
    Im Hintergrund krachte es. Die letzten Reste des Tores würden jeden Moment kapitulieren.
    Yomi sprang wieder auf das Schiff zu, tat einen gewaltigen Satz und hielt sich an einem Tau fest, das von der Bordwand baumelte. Er gab den Soldaten ein Zeichen und schrie: »Jetzt!«
    Die vier Soldaten zogen an den Schlingen, wie Yomi es ihnen erklärt hatte. Drei der Knoten öffneten sich sogleich. Doch der vierte wollte sich nicht lösen.
    Yomi sprang abermals in den Hof. »Haltet die Taue fest, solange ich eurem Kameraden helfe!«
    »Yomi, komm zurück!«, brüllte Yonathan verzweifelt.
    »Das Schiff wird gleich kentern«, stellte Gimbar mit ausdrucksloser Stimme fest.
    Yomi riss einem der drei wie angewurzelt dastehenden Soldaten das Schwert aus der Scheide und lief zu dem vierten hin. Gemeinsam schlugen sie auf das widerspenstige Tau ein. Immer wieder sausten die Schwerter nieder, bis schließlich nur noch eine Faser übrig blieb.
    »Yo, jetzt komm endlich!«, schrie Yonathan.
    Yomi hechtete wieder auf das Seil zu und bekam es gerade noch zu fassen, als das vierte Haltetau riss. Der Rumpf des Luftschiffes bäumte sich wie ein aufgeschrecktes Pferd nach vorn auf. Die drei Passagiere polterten nach achtern – und Yomi entglitt das Seil.
    »Yo! Yo!« Yonathan hatte sich wieder aufgerappelt.
    Wegen des plötzlichen Zuges konnten die Soldaten das Schiff nicht mehr halten; die Taue glitten durch ihre blutig gescheuerten Hände.
    Im Durchgang ertönte ein letztes, gewaltiges Krachen. Die Eindringlinge hatten das Tor besiegt und stürmten in den Innenhof.
    Yomi hechtete nach einem der Haltetaue.
    Yonathan blickte fassungslos in den Hof hinab. Immer mehr Verfolger drängten sich herein. Doch zu spät. Das Luftschiff stieg majestätisch, wie von Flügeln getragen in den Himmel. Aber wo war Yomi?
    Besorgt lehnte sich Yonathan über das Schanzkleid – und atmete erleichtert auf: Yomi baumelte unter dem Bug, das Halteseil fest im Griff.
    Unten im Hof herrschte großer Tumult, von vielen Fackeln effektvoll beleuchtet. Zum

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