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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Nebenstraßen nach Osten ziehen, haben wir wahrscheinlich die besten Chancen unentdeckt nach Gan Mischpad zu gelangen.«
    »Gut.« Baltan nickte zufrieden. »Dann bleibt es dabei.« Ein Räuspern in seinem Rücken veranlasste den Kaufmann sich umzudrehen. »Ja, Gatam?«
    Der Erste der Diener Baltans verneigte sich leicht und eröffnete: »Da ist ein Bote, Herr.«
    »Ein Bote?« Baltan runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Nachricht erwarte.«
    »Er kommt vom Kaiser«, fügte Gatam hinzu.
    »Von Zirgis? Hat unser Monarch wieder Schwierigkeiten und ruft nach seinen Ratgebern?« Er erhob sich von der Frühstückstafel. »Also gut«, sagte er und wandte sich an seine Gäste. »Entschuldigt mich bitte für einen Moment.«
    Kurze Zeit später kehrte er nachdenklich zurück.
    »Was ist?«, fragte Scheli besorgt. »Eine schlechte Nachricht?«
    »Wie man’s nimmt«, murmelte Balten. Dann richtete er den Blick auf Yonathan, Yomi und Gimbar. »Ich weiß nicht, was dahinter steckt, aber der Kaiser, der ›Geliebte Vater der Weisheit‹, Zirgis von Cedanor, gibt sich die Ehre und lädt euch drei zu einer Audienz in den Palast ein – und zwar jetzt gleich.«
    »Ich verstehe nicht, wie er von uns erfahren hat und warum er uns sehen will.« Yonathan lief im Speisesaal Baltans auf und ab.
    »Dadurch, dass du einen Trampelpfad in Baltans Teppich stampfst, wird sich die Frage auch nicht klären lassen«, warf Gimbar ein. »Ich schlage vor, wir gehen einfach hin und hören uns an, was Zirgis zu sagen hat. Ich hatte heute Vormittag sowieso noch nichts vor.« Er schaute kurz zu Schelima hinüber und ergänzte: »Ich wollte schon immer mal bei unserem Kaiser reinschauen und ihn mir aus der Nähe anschauen.«
    »Ich kann diese Angelegenheit leider nicht so leicht nehmen wie du, Gimbar.« Baltan schüttelte langsam den Kopf. »Ich kenne den Kaiser. Er tut nie etwas ohne gewichtigen Grund.«
    »Irgendwie ist es schon unheimlich aufregend«, begeisterte sich Yomi. »Eine Audienz beim Kaiser! Was schlägst du vor, Baltan, was sollen wir machen?«
    »Da gibt es nicht viel vorzuschlagen. Wir müssen hin. Der Bote und eine Eskorte der kaiserlichen Garde warten draußen im Garten. Wir sollten keine Zeit verlieren. Der Kaiser mag es
    nämlich nicht, wenn man ihn warten lässt.«
    »Wir?«, fragte Yonathan. »Kommst du denn mit, Baltan?«
    »Zum Glück hat unser Kaiser Sehnsucht nach seinem ältesten Berater.« Baltan schmunzelte. »So kann ich die Situation vielleicht unter Kontrolle halten.«
    »Unter Kontrolle?«
    »Bestimmt hat er von Haschevet erfahren – eure Ankunft vor vier Tagen war schließlich alles andere als unauffällig. Unser Kaiser verfügt über einen weit verzweigten Geheimdienst. Wahrscheinlich hat er sofort alles darangesetzt, die Ursache dieses übernatürlichen Lautes zu ergründen. Ich glaube, es ist das Beste, ich informiere euch kurz über einige Dinge, die ihr über unseren Kaiser wissen solltet.«
    Baltans Bericht enthielt für Yonathan, Yomi und Gimbar nicht viel Neues, aber ein Porträt des Herrschers von Cedanor aus dem Munde seines ältesten Beraters war allemal interessanter als jede Klatschgeschichte.
    Zirgis verstand sich gerne als Förderer von Wissenschaft und Kunst, daher auch sein Titel »Geliebter Vater der Weisheit«, den er sich – laut bösen Zungen – selbst verliehen haben sollte. Zirgis’ dreißigstes Thronjubiläum fiel in die nächsten Tage und überall in der Stadt waren die Vorbereitungen für einen gewaltigen Festakt in vollem Gange. Baltan warnte davor, denKaiser nach seinem Äußeren zu beurteilen und ihn etwa zu unterschätzen. Zirgis sei ein listiger Fuchs und glänzender Taktiker. In seiner Statur war er eher unscheinbar: ein kleiner, dicklicher Mann.
    Und dann noch eine Eigenart: Ständig verlor der Kaiser seine Knöpfe. Die wirkliche Ursache für dieses Phänomen war bisher ungeklärt. Manche behaupteten, alle am Hofe würden stehlen wie die Raben, und zwar alles, was einigermaßen kostbar und nicht niet-und nagelfest war. Die Kaiserin dagegen war überzeugt, dass ihr Gemahl selbst die goldenen und silbernen Verschlusshilfen heimlich beiseite brachte, um jederzeit einen Anklagepunkt gegen missliebige Höflinge bei der Hand zu haben. Nur Zirgis selbst, so betonte Baltan eindringlich, durfte man auf diesen Punkt keinesfalls ansprechen. Bei allen anderen am Hofe aber waren die Knöpfe des Kaisers das beliebteste Thema.
    Zirgis hätte sich nicht dreißig Jahre auf

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