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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Yonathan, wir haben es immer zum Guten eingesetzt, wir waren immer treue Diener Yehwohs.«
    »Wie alt seid ihr, du und Navran?«, wollte Yonathan wissen.
    »Wir waren beide noch junge Männer, als Goel uns zu den Vierzig berief. Wir gehörten zu seinen ersten Charosim.«
    Yonathan glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Dann müsstet ihr ja älter als… zweihundert Jahre sein!«
    »Ich habe in der letzten Zeit nicht so genau nachgezählt. Aber wenn du es sagst, muss es wohl stimmen.«
    »Irgendwann muss es den Leuten doch auffallen, wenn in ihrer Mitte Menschen leben, die nicht älter werden.«
    »Die meisten der Unsrigen ziehen einfach alle paar Jahrzehnte an einen anderen Ort. Für Navran und für mich war das schwieriger. Wir hatten feste Wirkungsbereiche. Von Zeitzu Zeit musste ich mein Äußeres verändern, musste Sohn, Neffe oder jüngerer Bruder eines anderen Baltan werden. So gesehen beruht das enge Verhältnis zwischen dem Kaiserhaus und dem Handelshaus Baltan eigentlich auf einer jahrhundertealten Tradition.«
    »Einer Tradition, durch die du so ganz nebenbei zum reichsten Mann Neschans geworden bist.«
    Baltan schmunzelte listig. »Goel hatte nichts dagegen. Für ihn war wichtig, dass ich seinen störrischen Urenkel im Auge behalte.«
    »Urenkel?«
    »Den Kaiser.«
    »Zirgis ist ein Urenkel Goels?«
    »Ja. Goel hat seine Enkelsöhne, die Kaiser, schon mehrmals wegen ihrer Laschheit gegenüber den Gesetzen Yehwohs zurechtgewiesen. Deshalb waren sie nie besonders gut auf den sechsten Richter zu sprechen. Aus diesem Grunde sandte Goel mich vor langer Zeit aus, um ihm Auge und Ohr am Hofe des Kaisers zu sein. Ich musste mir eine Vertrauensstellung aneignen und das wäre mir als Bettler sicherlich schwer gelungen.«
    Yonathan schwirrte der Kopf. All diese Neuigkeiten waren schwer zu verdauen. Warum vertraute ihm Baltan ein solches Wissen an, das bisher so gut gehütet worden war?
    »Du möchtest jetzt bestimmt wissen, warum ich dir das alles erzähle, stimmt’s, Yonathan?«
    Als Yonathan wortlos nickte, beugte sich Baltan vor, blickte dem Jungen forschend ins Gesicht und fragte: »Hast du dich schon einmal an Dinge erinnert, die du nicht selbst erlebt hast?«
    Yonathan kam das merkwürdige Zusammentreffen mit seinem Traumbruder in den Sinn, jenem blassen Jungen, den er ab und zu in seinen Träumen sah, in einem Stuhl mit Rädern, so verschieden und ihm doch so ähnlich! War es möglich, dass auch er…?
    »Ich weiß nicht so recht«, antwortete er ausweichend.
    »Na ja, du bist noch ein Kind gewesen, als du dir deiner jetzigen Existenz bewusst wurdest.« Baltan richtete den Oberkörper wieder auf. »Als kleiner Junge hättest du kaum schon irgendwelche besonderen Fähigkeiten haben können. Jedenfalls keine, die uns Menschen auf Anhieb ins Auge springen.«
    Yonathan blickte den Weißhaarigen fragend an. »Wie meinst du das?«
    »Ganz einfach, mein Junge. Yehwoh hat dich ausgewählt. Er hat dir den Stab anvertraut! Unter den Unsrigen glaubt man, nur Träumer könnten den Stab Haschevet berühren, ohne zu sterben.«
    »Das hieße ja…«
    »Richtig. Dass auch du einer der Unsrigen bist. Und mehr noch: Auch die Richter Neschans sind wahrscheinlich Träumer, wie du ganz richtig vermutet hast. Allerdings, so glauben wir, unterscheiden sich die Richter in einem Punkt von allen anderen Träumern.«
    »Und der wäre?«
    »Die Richter wissen um ihr früheres Leben.« Baltan hielt kurz inne, bevor er fragte: »Kannst auch du dich daran erinnern, wer du vor deiner Ankunft bei Navran warst? Wo du geboren und wo du aufgewachsen bist?«
    In Yonathans Kopf drehte sich alles. Er spürte einen stechenden Schmerz hinter den Schläfen – wie immer, wenn er über diese Dinge nachdachte. Nein, er wusste nicht, woher er wirklich kam, aber seit jener Nacht im Baumhaus beschäftigten ihn viele Fragen: War diese Begegnung nur ein Traum? Oder war sie eine Brücke in ein anderes Leben, ein Hinweis auf seine wirkliche Herkunft? Vielleicht war ja auch er selbst nur ein Traum…
    »Was ist mit dir, Yonathan? Geht es dir nicht gut?«
    Yonathan schüttelte den Kopf. »Doch, doch. Aber das alles sind Neuigkeiten, die ich erst einmal verdauen muss.«
    Baltan nickte und lächelte verständnisvoll. »Das glaube ich dir gern, Yonathan. Mir ging es genauso, als ich diese Dinge erfuhr.«
    Aus jedem Wort Baltans, aus jeder seiner Gesten sprach Zuneigung, ja echte Liebe für Yonathan. In gewisser Hinsicht waren sie miteinander verwandt; Grund

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