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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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mußt du dich noch einige Jahre gedulden.«
    Obwohl es Klein-Annemarie in der großen Klasse so gut gefiel, mußte sie sich von ihr trennen. Zögernd folgte sie der großen Hildegard in den unteren Stock zu ihrer Klasse.
    Dort war sie bereits vermißt worden. Fräulein Hering hatte schon allenthalben nach ihr geforscht und sich große Sorgen um das verschwundene Kind gemacht.
    Aber auch das glücklich abgelieferte Nesthäkchen hatte seine schweren Sorgen - ob die Rechenhefte wohl schon durchgesehen waren?
    Nein - man war vorläufig noch beim Kopfrechnen. Ach Gott, wäre sie doch lieber bei den großen Mädeln geblieben!
    Wenn doch die Schulglocke ein Einsehen haben und läuten wollte, bevor Fräulein Hering daran dachte, sich die Rechenarbeiten zeigen zu lassen. Aber die Schulglocke ahnte nichts von Klein-Annemaries Wünschen.
    »Na, habt ihr auch schöne Achten geschrieben, Kinder?« hörte Annemarie plötzlich Fräulein Hering in ihrer netten Weise fragen.
    Jetzt kam es - das Schlimme.
    Während die anderen kleinen Mädchen ihre Hefte vorkramten, legte Annemarie ihre Arme auf den Tisch und das Köpfchen darauf, um nur nichts zu hören und zu sehen. Sogar die Augen machte sie zu, in der Hoffnung, daß Fräulein Hering sie dann vielleicht auch nicht sehen würde.
    Die Lehrerin schritt von Bank zu Bank, lobte hier, ermunterte dort und schüttelte wohl auch mal den Kopf, wenn die Zahlen gar zu merkwürdig ausgefallen waren. Jetzt sah sie Margots Heft an.
    »Brav, Margot, sehr nett und sauber geschrieben - nanu, Annemie, was soll denn das heißen, schläfst du etwa?«
    Klein-Annemarie kniff ihre Augen noch fester zu. Ja, sie schlief, ganz fest schlief sie! Sie ließ sich bestimmt nicht ermuntern.
    »Ei, Annemie, wach auf, in der Stunde schläft man nicht.« Fräulein Hering zog sie am Ohrläppchen.
    Aber statt aller Antwort erklang es von dem roten Kindermund: »Chchch - chchchchchchch - .« Annemarie schnarchte.
    Ob die kleinen Mädchen auch lachten und jauchzten, ob die brave Margot sie auch freundschaftlich beim Arm schüttelte, Annemarie ließ sich nicht aufwecken.
    Da beugte sich Fräulein Hering ganz tief zu der blinzelnden Kleinen herab und sagte ihr leise ins Ohr: »Ich denke, Annemie, du hast mich lieb?«
    Sofort öffneten sich Annemaries Blauaugen und füllten sich mit Tränen.
    »Darum schlafe ich ja eben«, flüsterte sie weinerlich.
    »Du schläfst, weil du mich liebhast?« fragte Fräulein Hering erstaunt.
    »Ja, weil ich doch eine verklebte Rechenseite habe und Sie nicht traurig darüber sein sollen, Tante Fräulein Hering«, schluchzte es jetzt.
    Annemarie vergaß ganz, daß ja die Lehrerin nichts von dem Klecks merken sollte, sie hatte nur noch den Wunsch, ihr Gewissen zu entlasten.
    Ordentlich leicht wurde es ihr ums Herzchen, als es nun glücklich heraus war.
    »Na, zeig mal her, Annemarie«, sagte Fräulein Hering so freundlich wie immer. »Was ist denn da bloß passiert?« Sie hielt die verklebte Seite gegen das Licht.
    »Gerda hat mir einen Klecks gemacht, und da ist ein Loch gekommen, als ich mit Bimsstein radieren wollte«, beichtete Annemarie leise.
    »Ei, du mußt die Kleine nicht an dein Schulheft heranlassen«, mahnte Fräulein Hering.
    »Sie sollte mir doch helfen - aber nun erlaube ich es nie wieder, Puppen sind viel zu dämlich für Schularbeiten.«
    »Was - Gerda ist eine Puppe?« Jetzt lachte Fräulein Hering laut auf und dachte gar nicht mehr daran, über die verklebte Seite böse zu sein.
    Ach, wieviel besser war es doch, offen die Wahrheit einzugestehen, als etwas zu verheimlichen. Annemarie nahm sich vor, es von nun an stets so zu machen, da ersparte sie sich manch böse Stunde. Und noch eins nahm sich das Nesthäkchen vor: Von Puppe Gerda ließ sie sich nie wieder bei den Schularbeiten helfen.

Kinder, die sich nicht vertragen
     
    Nun ging Nesthäkchen schon vier Wochen in die Schule. Von Tag zu Tag gefiel es ihr dort besser, denn nur aller Anfang ist schwer.
    Mit Margot Thielen verband sie eine innige Kinderfreundschaft. Bloß, wenn es mal galt, irgendeine Dummheit zu machen, fühlte sich Annemarie mehr zu Hilde Rabe hingezogen, denn Margot war für Untaten schwer zu haben.
    Auch die Eltern der Kinder hatten sich inzwischen kennengelernt und die beiden Damen miteinander verabredet, daß abwechselnd Fräulein Lena und das Kindermädchen Emilie die kleinen Mädchen zur Schule bringen und von dort abholen sollten.
    So machten Annemarie und Margot täglich morgens und mittags,

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