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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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zärtlich untergehakt, gemeinsam den Schulweg. Das festigte ihre Freundschaft noch mehr.
    Einige besonders selbständige Kinder gingen sogar schon allein zur Schule. Aber als Nesthäkchen meinte, daß sie das geradeso gut fertigkriegen würde, wollte sich Mutti durchaus nicht damit einverstanden erklären. Es gab zuviel Autos in Berlin, und ihr Nesthäkchen war noch zu unachtsam.
    »Du brauchst nicht etwa zu denken, daß Fräulein meinethalben zur Schule kommt - i wo, die kommt bloß, um ein bißchen spazieren zu gehen, weil das doch so gesund ist«, tat sich Annemarie eines Tages vor Hilde groß, die schon allein ging, denn sie wohnte bloß um die Ecke.
    »Aber Annemarie«, fiel Margot, die das hörte, ein, »ist ja gar nicht wahr! Du darfst doch überhaupt nicht allein gehen.«
    »Und doch ist's wahr«, rief Annemarie ärgerlich, weil sie beim Flunkern ertappt wurde, »ich bin ja schon sieben Jahre alt - ätsch, und du bist erst sechs!«
    Die empfindliche Margot wurde rot.
    »Dafür hab' ich aber zwei Zöpfchen, wenn ich auch erst sechs Jahre alt bin, und du hast noch so kurze Haare wie unser Baby - ätsch!« wehrte sie sich.
    »Och - du hast ja man Rattenschwänzchen, ich hab' schon viel längere Zöpfchen gehabt -ja, hab' ich auch - aber die habe ich mir bloß für meine Puppe Gerda abgeschnitten ätsch - siehste!« reizte Nesthäkchen Margot wieder, »und überhaupt, ich gehe nicht mehr mit dir!« Sie packte Hilde, die Freundin in der Not, innig um die Schulter und war mit Margot »schuss«.
    So saßen denn die beiden verfeindeten Herzensfreundinnen während der Handarbeitsstunde nebeneinander und sahen sich nicht an, kannten sich überhaupt nicht mehr.
    In der Handarbeitsstunde wurden aus buntem Ton allerlei niedliche Sachen geknetet, ähnlich wie im Kindergarten, in dem Annemarie voriges Jahr war. Da wurden kleine Teller fabriziert und Kaffeekannen und Tassen, eine Gießkanne, Kirschen und Äpfel, ja sogar allerlei Tiere.
    »Heute wollen wir mal ein Schweinchen kneten«, sagte Fräulein Hering an dem Tage, an dem Annemarie und Margot nichts voneinander wissen wollten. »Wer hat schon mal ein richtiges Schweinchen gesehen?«
    »Ich - ich«, rief Annemarie und meldete sich. »Ein richtiges, lebendiges, als ich bei meinem Onkel Heinrich auf dem Gut in Arnsdorf war.« Stolz warf sie einen heimlichen Blick zu Margot hin. Was die wohl dazu sagte, daß sie schon mal ein richtiges, lebendiges Schwein gesehen hatte?
    »Na, dann wirst du uns ja auch sagen können, wie ein solches Schweinchen aussieht?« fragte Fräulein weiter.
    »Süß sind sie und mächtig dreckig. Augen haben sie, die man gar nicht sieht, und blond sind sie alle und haben ein zu ulkiges Ringelschwänzchen. Und riechen tun sie ganz abscheulich!« erklärte Klein-Annemarie.
    Fräulein lachte. »Also blond sind sie, da müssen wir gelblichen Ton dazu nehmen. Was haben sie denn für einen Kopf, einen runden oder einen spitzen?«
    »Einen spitzen«, rief Annemarie in ihrer Begeisterung wieder, obwohl sie jetzt eigentlich gar nicht gefragt war.
    »Und dann machen sie immer so 'ne komische Schnute!« Die Kleine formte das niedliche Mündchen treffend zu einem Schweinerüssel.
    Jetzt lachte die ganze Klasse über Annemaries drolliges Aussehen. Sogar Margot mußte mitlachen, obwohl sie doch mit Annemarie böse war.
    »Wieviel Beine hat ein Schwein, Ilse?« wandte sich Fräulein Hering an die blondzöpfige kleine Ilse Hermann.
    »Vier Stück«, antwortete die richtig.
    »Alle Tiere haben doch vier Beine«, schrie es lachend dazwischen. Es war Marlenchen mit den schwarzen Haarschnecken.
    »So, Marlenchen, ei, sieh mal, wieviel Beine haben denn die Gänse und Enten?«
    »Natürlich vier«, rief die Kleine im Ton felsenfester Überzeugung.
    Die Klasse schien über diesen kühnen Ausspruch durchaus nicht verwundert. Die meisten der kleinen Stadtkinder waren genau derselben Ansicht wie Marlenchen.
    Annemarie aber lachte: »Enten und Gänse haben doch nur zwei Beine.«
    »Welche Tiere haben ebenfalls nur zwei Beine?« fragte die junge Lehrerin weiter. »Piepmätzchen, Papagei, Hühner, Tauben, Fliegen, Spatzen«, so schrie alles durcheinander.
    »Fliegen auch, Mariannchen? Hast du dir denn noch nie eine Fliege richtig angesehen?« unterbrach Fräulein Hering.
    Mariannchen machte ein betroffenes Gesicht.
    »Wer kann mir sagen, wieviel Beinchen eine Fliege hat?« tönte es aufs neue vom Lehrerpult her.
    Da kamen die merkwürdigsten Ansichten zutage. Die meisten

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