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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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kleines Mädchen muß achtsam sein!«
    Seine Stimme klang ganz genau so wie die von Mutti - es war wirklich merkwürdig.
    »Ich wollte bloß meine Puppe Gerda holen, die würde gewiß für ihr Leben gern mal mit dem Luftschiff fahren«, erwiderte Nesthäkchen.
    »Na, das wäre ja noch schöner«, ließ sich da Herr Zeppelin vernehmen.
    »Wir haben mehr zu tun, als wegen einer dummen Puppe umzukehren.«
    Weiter ging's - rrrrrr - rrrrrr - immer höher. Die Häuser drunten auf der Erde sahen jetzt winzig aus wie Stecknadelköpfe und die höchsten Berge wie niedliche Fingerhüte.
    Klein-Annemarie wurde es wieder bang zumute.
    »Au - wenn wir von hier oben runterkegeln«, sagte sie herzklopfend und spähte in die schwarze Tiefe hinab. Dort waren die hellen elektrischen Bogenlampen, welche die Straßen Berlins beleuchteten, längst erloschen.
    Und immer noch stieg der Zippel-Zappel-Zeppelin -rrrrrr - rrrrrr -mit dem Nesthäkchen.
    »Jetzt sind wir im Lande des Windes«, erzählte Herr Zippel der kleinen Mitreisenden. »Ssssssss – sssssss -« so sang und tönte es rings in der Luft, als ob tausend Telefondrähte zu surren begännen.
    Herr Zappel hüllte das vor Kälte zitternde Kind fest in die Bettdecke, und Herr Zeppelin ließ es von seinem Glas Wein nippen. Jetzt wurde es der Kleinen mollig und gemütlich zumute. Aber es kam wieder schlimmer.
    »Hui - iiii - hui - iiii!« pfiff es plötzlich in den Lüften.
    Annemarie zog schnell den Kopf zurück, denn eiskalter Atem schlug ihr ins Gesicht.
    »Jetzt sind wir im Reich des Sturmes«, belehrte sie Herr Zippel. »Halte dich fest, Kind, daß er dich nicht hinauswirft.«
    »Hui - iiii - hui - iiii« -wieder pfiff und heulte es. Immer lauter und toller wurde das Geheul ringsum.
    »Jetzt kommen wir zu dem Orkan«, schrie Herr Zippel der sich furchtsam an ihn schmiegenden Kleinen ins Ohr.
    Hu - der brüllte und tobte - hu - der schleuderte das Luftschiff in die Höhe, als ob er mit ihm Fangball spielen wollte.
    Da legte sich der Höllensturm plötzlich, die nadelscharfe Eisluft wurde milder.
    »Nun ist's überstanden«, sagte Herr Zeppelin lächelnd zu der Kleinen, »gleich sind wir im Wolkenland.«
    Annemarie wagte wieder, die Augen zu öffnen. Die schwarze Finsternis war verschwunden, matte Helligkeit breitete sich rings aus.
    War das schon der Morgen?
    Nein, das matte, milde Licht kam von großen, weißen Wolkenbergen, durch die das Luftschiff jetzt geschickt segelte.
    Auf jedem dieser flaumweichen, weißen Berge hockte ein niedliches Engelchen im rosaroten Badeanzug. In der Hand hielt es ein aufgespanntes, silbernes Regenschirmchen, denn hier oben regnete es immerzu.
    »Das sind die Kinder, die sich früher auf Erden nicht ordentlich haben waschen lassen, nun müssen sie hier oben immerzu im Regen sitzen«, erzählte Herr Zippel der Kleinen.
    Die bekam einen Schreck. Na, künftig wollte sie aber nicht mehr beim Waschen schreien.
    »Du hast ja schon wieder deinen Regenschirm mit Hilde Rabe verwechselt, kannst du denn nicht aufpassen und achtsamer sein!« tadelte Herr Zeppelin jetzt im Vorbeisausen einen kleinen Engeljungen.
    Traurig ließ das Engelchen seine Flügel hängen, und Nesthäkchen dachte: »Der ist genauso liederlich wie ich!« Aber wie der Engel gerade zu dem Schirm von Hilde Rabe gekommen war, das wurde Annemarie nicht klar.
    Da - ein greller Zickzack leuchtete schwefelgelb zwischen den Wolken auf, daß die Kleine geblendet ihre Augen schloß. Und jetzt dröhnendes Rollen, so laut und grollend, daß Annemarie zu weinen anfing.
    »Du dummes, kleines Mädel, du hast doch nicht etwa Angst vor dem Gewitter?« fragte Herr Zippel belustigt.
    »Doch, ganz schreckliche!« flüsterte die kleine Reisende.
    »Aber du bist doch schon sieben Jahre alt und gehst bereits in die Schule, da darf man doch nicht mehr so töricht sein.« Unzufrieden schüttelte Herr Zippel den Kopf.
    »Mutti oder Vater nehmen mich immer auf den Schoß, sobald es gewittert«, weinte Nesthäkchen.
    »Ein Gewitter reinigt die Luft und bringt Menschen, Tieren und Pflanzen Erquickung«, sprach Herr Zeppelin.
    »Das sagt Vater auch immer«, bestätigte Annemarie. »Aber mir bringt es niemals Erquickung, sondern bloß mächtige Angst.«
    Das Gewitter war vorüber.
    Durch die Milchstraße flog das Luftschiff. Da standen lauter Brunnen, aus denen floß Milch statt Wasser. Kleine Engel mit blauen Leinenkitteln, aus denen die Flügelchen heraussahen, liefen geschäftig mit silbernen, blitzblanken Milchkannen

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