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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Ein großer Spielplatz, auf dem Annemarie am liebsten sogleich sich am Rundlauf geschwungen hätte. Ein Ringspiel zum Werfen und - auch eine Schaukel!
    An der sonnigen Südterrasse mit den Liegestühlen vorbei betraten sie das Haus.
    Die Mutter klingelte, während das sonst so kecke Nesthäkchen plötzlich sein Herz bis in den Hals hinein klopfen fühlte.

Das Kinderheim am Nordseestrand
     
    Ein nettes Hausmädchen mit blütensauberem Latzschürzchen öffnete. Mit freundlichem Gruß führte sie sie durch eine blumengeschmückte Diele in den Empfangsraum. Dieser war ein gemütliches Wohnzimmer, in dem ein großes Ölgemälde, einen blonden Schiffskapitän darstellend, den Platz über dem Sofa einnahm. Darunter hing das Bild eines süßen Knaben.
    Ehe Annemarie ihre neugierigen Augen noch überall hatte herumspazieren lassen können, wurde die zu einem andern Zimmer führende Tür geöffnet, und eine noch jugendliche Dame in Schwarz trat herein. Es war Frau Kapitän Clarsen. Mit herzgewinnender Freundlichkeit ging sie auf ihre Gäste zu.
    »Das freut mich, Frau Braun, daß Sie mir selbst Ihr Töchterchen bringen. Also dies ist unsere neue kleine Annemarie - guten Tag, mein Herzchen. Sei herzlich willkommen bei uns auf Wittdün, wir wollen dich hier sehr liebhaben.« Damit küßte sie das fremde kleine Mädchen auf die Stirn.
    Die tief knicksende Annemarie machte ein recht verdutztes Gesicht. Auf solch einen herzlichen Empfang war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie hatte sich Frau Clarsen wie eine strenge Lehrerin vorgestellt, und nun war die so liebevoll zu ihr wie die Großmama oder wie eine Tante. Indessen besprachen die beiden Damen alles Notwendige. Annemarie hatte Zeit, ihre neue Pensionsmutter eingehender zu betrachten.
    Was war denn eigentlich nur so merkwürdig an der Dame? Immer wieder mußte die Kleine das lieblich zarte Gesicht der Frau Clarsen, das so jung wie das von Mutti erschien, studieren. Plötzlich fiel ihr auf, daß ihre neue Pensionsmutter ja schneeweißes Haar hatte, genau wie die Großmama. Das war es, was ihr so merkwürdig zu dem noch jungen Gesicht erschienen war.
    Die beiden Frauen hatten inzwischen alles miteinander verabredet. Annemarie sollte sich soviel wie möglich in der frischen Luft aufhalten. Mit den Seebädern wollte man noch etwas warten, bis das Wasser sich mehr erwärmt hatte. Inzwischen sollte sie Sonnenbäder nehmen und auch eine Liegekur machen. Im übrigen viel frische Milch - Annemarie schüttelte sich heimlich, Milch trank sie doch höchst ungern. Der Unterricht sollte bis zum Ablauf der großen Ferien ausgesetzt werden, um dem Kind erst Zeit zur Erholung zu lassen.
    »Ja, Kuchen« - dachte Annemarie nicht sehr respektvoll - »nach den großen Ferien bin ich bestimmt wieder in Berlin und gehe mit Margot Thielen zusammen in die Schule.«
    »Ich darf Ihnen noch das Haus mit all seinen Einrichtungen zeigen, liebe Frau Braun«, schlug Frau Clarsen vor.
    Fräulein Neugier schob sich hinter den Damen her.
    »Mein Haus ist nicht groß, ich nehme nie mehr als fünfzehn Kinder auf«, horte Annemarie Frau Clarsen sagen.
    »Hier unten liegt gleich das Eßzimmer«, damit öffnete die Dame eine Tür.
    Von dem langen die Mitte des Zimmers einnehmenden Tisch hoben sich blonde und braune Kinderköpfe mit ebensolchen neugierigen Augen, wie die hineinspähende Annemarie sie hatte.
    Nesthäkchen entdeckte mit Verwunderung, daß auch Jungen an dem Eßtisch saßen. Sie empfand das durchaus nicht unangenehm. Im Gegenteil-das laute Herumtoben von Jungen sagte dem Wildfang mehr zu als die artigen Spiele kleiner Mädchen.
    Eine Dame, die Frau Clarsen sehr ähnlich sah, nur daß sie blonde Haare hatte, teilte die Suppe aus.
    »Meine Schwester -Frau Braun«, stellte Frau Clarsen vor. »Lenchen ist unser guter Hausgeist, der für das körperliche Wohl der kleinen Gesellschaft Sorge trägt - Annemarie wird Tante Lenchen auch bald so liebhaben wie alle übrigen Kinder.«
    Die grauen Augen des jungen Fräuleins und die strahlendblauen des fremden kleinen Mädchens begegneten sich -nur eine Sekunde. Da wußte Annemarie sofort, daß sie Tante Lenchen liebhaben mußte, ob sie nun wollte oder nicht.
    »Dies ist unsere Erzieherin, Fräulein Mahldorf, die einen Teil des Unterrichts gibt, den übrigen erteilt ein hiesiger Lehrer«, stellte Frau Clarsen weiter vor.
    »Und hier noch Miß John, unsere Engländerin.«
    Man verließ den Speiseraum und trat in das nebenliegende Spielzimmer. Das war ein luftiges

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