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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Tuches packte der Nordwest sie bei den Haaren. Aber sie war an Wind und Wetter gewöhnt. Weiter ging es die Turmtreppen hinauf, diesmal waren es fast zweihundert Stufen, die das Mädchen erklimmen mußte. In dem Raum, in welchem die Prismen des Leuchtapparates erstrahlten, fand es endlich den Vater. Bald war die Rettungsstation in Wittdün benachrichtigt, die bereits von Frau Clarsen zur Auffindung der verlorenen Kinder in Bewegung gesetzt worden war.
    Wie so manchem Schiffer in Gefahr und Not, war auch der Leuchtturm den beiden Kindern zur Rettung geworden.

In Angst und Sorge
     
    Es war höchste Zeit, daß beruhigende Kunde nach Villa Daheim kam. Denn während Nesthäkchen in den rotweiß-gewürfelten Betten der Christel nach all der Aufregung, der Anstrengung und dem starken Grog in tiefen Schlummer gesunken war, während Peter sich damit vergnügte, den am Herd schnurrenden, schwarzen Kater aus seiner Ruhe aufzuscheuchen, war im Kinderheim die Aufregung und die Sorge um sie aufs höchste gestiegen.
    »Na, seid ihr alle wieder da?« scherzhaft hatte Tante Lenchen die Frage getan, als die kleinen Wattläufer vergnügt sich wieder an dem Heiderastplatz einfanden.
    »Ja, natürlich«, keiner merkte, daß sie nicht vollzählig waren.
    Durch das aufziehende drohende Wetter wurde bald zum Aufbruch geblasen.
    »Wo ist denn Annemarie - Annemarie ist ja nicht da«, es war Gerda, welche das Fehlen der Freundin zuerst entdeckte.
    »Annemarie-Annemarie-wir brechen auf -« laut schrien es die Kinder über die Heide. Am Ende hatte sich der kleine Schelm hinter einem der Hügel versteckt.
    Aber keine Annemarie kam zum Vorschein. Immer drohender wurde der Himmel, es war die allerhöchste Zeit, an den Rückgang zu denken. »Gehen Sie bitte mit den Kindern voraus, Fräulein Mahldorf und Miß John, ich komme mit Annemarie dann nach«, ordnete Tante Lenchen an. »Gewiß hat sie sich unten am Strand beim Muschelsuchen verspätet.«
    Der Sicherheit halber begann aber Tante Lenchen doch noch ihre Küken zu zählen, ob auch sonst keins fehlte. Da stellte es sich heraus, daß auch der Peter durch Abwesenheit glänzte. Natürlich - die beiden Unzertrennlichen bei allen Ungezogenheiten! Die wollte Tante Lenchen aber gehörig auf Trab bringen.
    Während sich die Karawane nach Wittdün zu in Bewegung setzte, eilte sie die Dünen herab. Wie ausgestorben lagen Strand und Watt vor ihr - nirgends eine Spur von den Gesuchten. Dem jungen Fräulein wurde es bange zumute. Die Kinder waren doch nicht zu weit hinausgelaufen?
    »Annemarie - Peter - Peter - Annemarie« rief Tante Lenchen mit schallender Stimme in die unermeßliche Weite hinein. Aber ihre Rufe verhallten ungehört.
    Es fing an, in Strömen zu regnen. Tante Lenchen in der dünnen Batistbluse war bald durchweicht. Und jetzt vernahm auch sie das Donnern und Brausen der zurückkehrenden Flut. Aber was die Kinder mit Schrecken und Entsetzen erfüllte, war ihr eine Beruhigung. Die Flut kam -nun war es ganz sicher, daß sich die beiden nicht mehr auf dem Watt befanden. Lange vorher merkte man ja schon das Nahen des Wassers. Gewiß waren die Gören längst zu den anderen gestoßen.
    Tante Lenchen machte sich, gegen Sturm und Regen kämpfend, auf den Heimweg, in der festen Annahme, daß Peter und Annemarie schon zu Hause seien.
    Die übrigen Kinder waren noch ziemlich trocken in Villa Daheim angelangt und schrieben nun Briefe unter Aufsicht von Miß John.
    »Na, wo sind die kleinen Ausreißer?« rief Tante Lenchen.
    »Die Kinders - hat Miß Petersen nicht gefindet sie - tun sie nicht kommen mit.«
    »Ja, sind sie denn noch nicht hier?« erblassend unterbrach Tante Lenchen die Engländerin.
    »No - no sie sein nicht gekommt - oh, sie uerden uarten ab Regen in Uald oder in ein Haus von Bauers«, tröstete Miß John, als sie das erschreckte Gesicht des jungen Fräuleins sah.
    Das leuchtete auch Tante Lenchen ein. Sicher hatten sie irgendwo bei dem Unwetter Unterschlupf gesucht - sie waren ja, abgesehen von ihren Dummheiten, ganz verständige Kinder. Sobald der Regen nachließ, würden sie sich gewiß ganz vergnügt einstellen.
    Jedenfalls beschloß Tante Lenchen, ihrer Schwester gar nichts zu sagen. Wozu sie unnütz ängstigen.
    Tante Lenchen kleidete sich um. Aber obwohl sie sich selbst zuredete: »Sie können noch gar nicht hier sein - es regnet ja noch viel zu stark«, zitterte sie vor innerer Erregung.
    Der Abend kam. Mit ihm wuchs die entsetzliche Unruhe. Sie eilte vor die Gartenpforte - von

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