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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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für das kleine Mädchen.
    »Nein, es wird schon gehen«, mühsam erhob sich Annemarie. »Aber wie finden wir jetzt in der Nacht den Weg durch die finstere Heide - Ach, du lieber Gott, wie mag sich Tante Lenchen um uns sorgen!« Bei dieser Vorstellung begann Annemarie wieder zu weinen.
    »Durch die Heide finden wir natürlich nicht zurück. Wir sind, wie es scheint, an einer anderen Stelle des Strandes herausgekommen. Wir müssen den Leuchtturm erreichen, dort werden sicherlich Menschen sein. Durch das Blinkfeuer können wir nicht fehlgehen.« Obwohl Peter beruhigend sprach, schlug auch ihm das Herz.
    Wieder machten sich die ermüdeten Kinder auf den Marsch. Ach, wie langsam ging das, Schritt für Schritt. Die nackten Füße schmerzten, Stranddisteln und scharfe Muscheln ritzten sie blutig. Aber jedesmal, wenn Annemarie glaubte, nun könne sie bestimmt nicht mehr weiter, dann blitzte wieder das Leuchtfeuer vor ihnen trostverheißend auf - auch den Mut der Kinder aufs neue entzündend. Näher und näher kam das Blinklicht, immer heller und größer wurde es.
    Nun standen sie endlich vor dem Häuschen des Leuchtturmwärters, das tief unter dem auf hoher Düne thronenden Leuchtturm am Strand lag. Der Schein einer Lampe flimmerte durch das unverhangene Fenster.
    Mit klammen Fingern pochte Peter an. Aber das leise Klopfen ging in dem Schnauben und Toben von Sturm und Meer unter. Kurz entschlossen öffnete der Junge die Tür.
    »Vater, bist du's?« eine helle Mädchenstimme schallte den beiden Kindern entgegen. Aber als der schwere Tritt, der sonst durch den Steinflur zu dröhnen pflegte, ausblieb, eilte des Turmwächters Tochter, die Lampe in der Hand, verwundert hinaus.
    »Herrje -« mitleidig blickte sie auf die durchnässten und völlig erschöpften Kinder. »Wo kommt ihr denn her in dieser furchtbaren Sturmnacht?«
    »Wir haben uns verirrt - die Flut hat uns überrascht«, frostklappernd gab Peter Auskunft.
    Annemarie lehnte teilnahmslos am Türpfosten.
    Die Leuchtturm-Christel war mit ihren vierzehn Jahren ein sehr verständiges Mädchen. Manches Mal schon hatte sie Gestrandeten und von den Lotsen an Land gebrachten Schiffbrüchigen erste Hilfe geleistet. Sie wußte, was not tat.
    »Kommt in die warme Stube, ihr seid ja ganz durchnäßt«, sagte sie freundlich und zog die beiden kleinen Verirrten ins Zimmer. »So, nun schleunigst die nassen Sachen vom Leibe! Du kannst dich drin in der Kammer umziehen, Jung, ich leg' dir trockenes Zeug hin. Ach Gott, du arme lütte Deern, bist ja ganz verklammt, und auf den Füßen kannst dich auch nicht mehr halten. Dich leg' ich am besten in mein Bett.« Mit rascher Hand zog die Christel Annemarie die triefenden Kleider herunter und hüllte sie in trockene Wäsche und warme Decken. Dann trug sie das erschöpfte Kind in ihr eigenes Bett und legte eine Wärmeflasche hinein.
    Das Wasser auf dem kleinen Herd kochte gerade zur Abendsuppe. Im Nu hatte das umsichtige Mädel Tee aufgebrüht. Dazu goß sie einen tüchtigen Schluck Rum, denn ein steifer Grog regt am ersten die ermatteten Lebensgeister wieder an, pflegte der Vater zu sagen. Wenn das auch nun wohl mehr für die Schiffer und Seeleute zutraf als für Kinder, so fühlte Annemarie doch bald, nachdem Christel ihr einige Schlucke von dem Getränk eingeflößt hatte, eine wohltuende Wärme durch ihre Glieder rieseln.
    Auch Peter, der in viel zu großer schwarzer Lederhose und blaugestricktem Wams des Leuchtturmwächters und in dicken rotwollenen Strümpfen und Holzpantinen der Christel erschien, fühlte seinen gesunkenen Mut durch den heißen Grog wieder belebt. Ihm begann das furchtbare Abenteuer jetzt, wo er in Sicherheit und im Trockenen war, sogar schon wieder Spaß zu machen.
    »Wir müssen Nachricht ans Kinderheim nach Wittdün schicken, wo wir sind. Frau Clarsen und Tante Lenchen werden sich schrecklich um uns sorgen«, das waren die ersten Worte, die Annemarie wieder sprach.
    »Ich lauf schnell zum Vater hinauf in den Turm, der kann an die Rettungsstation in Wittdün telefonieren, daß sie dem Kinderheim Bescheid gibt.« Die Leuchtturm-Christel schlug ein großes Tuch über den Kopf. »So, Jung, du bleibst bei der lütten Deern und gibst ihr ab und zu was Heißes zu trinken - ich bin bald wieder zurück.« Das gefällige Mädchen ließ sich die genaue Adresse des Kinderheims geben, dann eilte es in die Sturmnacht hinaus.
    Über hundert Stufen mußte Christel vom Strand bis zum Fuß des Turmes emporsteigen. Trotz des großen

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