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Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Titel: Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Longwn, Namur und Maubeuge bekamen Belgier, Franzosen und Engländer die deutschen Fäuste zu spüren. Deutsche Unterseeboote wagten sich tollkühn bis an die Ostküste Englands.
    Wie stolz war Doktors Nesthäkchen, als es den großen Brüdern erzählen konnte, daß es von Wittdün aus schon mal ein Unterseeboot gesehen habe. Wie horchten die Jungen auf, als Annemarie ihnen die schmale, schwarze Eisenzigarre mit dem kleinen Auslugturm, Periskop genannt, beschrieb, die plötzlich von den Meeresfluten verschlungen zu sein scheint und nun unsichtbar viele Stunden unter Wasser fahren kann.
    Aber als Klaus eines Tages ein Extrablatt mit heimbrachte, »Heldentaten der Königin Luise«, da kannte Annemaries Begeisterung keine Grenzen. Ihr Schiff, aus dem sie die Fahrt von Hamburg nach der Insel Amrum gemacht, hatte sich so heldenhaft ausgezeichnet! Gewiß war ihr Freund, der Matrose Willem, der ihr damals das ganze Schiff gezeigt hatte, einer der tapfersten dabei gewesen. Die Ohrenklappen, die Annemarie gerade fertig hatte, bestimmte sie zum Dank für ihn. Zwar hatten sie eine unleugbare Ähnlickeit mit zwei grauen Mäusen, da Annemarie die Wolle etwas zu fest zusammengezogen hatte, aber der Matrose würde sich doch sicher darüber freuen.
    Auch Pfeifentabak kaufte sie von ihrem Taschengeld. Großmama legte ein Paar Strümpfe und eine Flasche Kognak hinzu, die Brüder Schokolade und Fräulein einen Kopfschützer. Auch Hanne mußte sich auf Nesthäkchens unaufhörliches Betteln von einer niedlichen Rügenwalder Wurst trennen. Das wurde ein feines Paket, und der Brief, den Annemarie dazu schrieb, hätte dem tapferen Matrosen Willem große Freude gemacht, wenn er ihn überhaupt bekommen hätte. Aber leider erreichten ihn weder Annemaries graue Ohrenmäuse noch sonst etwas von dem schönen Paket. Denn der Matrose Willem schlief bereits auf tiefem Meeresgrunde den ewigen Schlaf.
    Während Doktors Nesthäkchen noch ihre Fahne mit einem großen Schild »Königin Luise« vom Balkon wehen ließ, während es auch das Blumenbrett im Kinderzimmer mit lauter kleinen, lustigen Papierfähnchen der »Königin Luise« zu Ehren schmückte, war der nette, prachtvolle Dampfer bei einem weiteren kühnen Vorstoß torpediert worden und ebenso heldenhaft wie er gekämpft mit seiner ganzen Besatzung untergegangen.
    Heiße Tränen weinte Annemarie, als sie das Schicksal der »Königin Luise« und ihres Freundes erfuhr. Der Krieg, der ihr bisher eigentlich immer noch mit all seiner Begeisterung, seinen Fahnen und Siegesfeiern als etwas sehr lustiges erschienen war, zeigte Doktors Nesthäkchen zum erstenmal sein ernstes Angesicht.
    Wie mochte es nur in Wittdün, das mitten im Meere lag, ausschauen? Ob all ihre guten Freunde dort geblieben waren? Von Helgoland, dem Bollwerk gegen Englands Seemacht, schossen jetzt sicherlich die Kanonen, von denen ihre Mutti auf der Hinreise erzählt hatte.
    Das zurückkommende Paket bekam nun der Schuldiener Pieske, der bei Mülhausen kämpfte, mit einem neuen Brief. Diesmal erreichte es den Empfänger. Annemarie erhielt als Dank die erste Feldpostkarte.
    Auch Japan war zu Deutschlands Feinden übergegangen. Nesthäkchen beschloß, diese Treulosigkeit zu rächen.
    In ihrem Hause wohnte oben in einer Pension ein Herr, den die Kinder stets den »Japaner« nannten, trotzdem er Siamese war. Annemarie hatte von jeher ungeheures Interesse für sein fremdländisches Aussehen gehabt. Und da auch dem Herrn der reizende kleine Blondkopf, der ihn auf der Treppe so neugierig anstarrte, gefiel, hatte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden herausgebildet. Es bestand von Annemarie aus in einem tiefen Knicks, und von seiten des schlitzäugigen Herrn in fremdländischen Briefmarken für die Brüder und in manchem Täfelchen Schokolade für das Süßschnäbelchen selber.
    Jetzt aber, nachdem die Japaner sich so »gemein« gegen Deutschland benommen hatten, war Doktors Nesthäkchen fest entschlossen, den »Japaner« überhaupt nicht mehr zu grüßen.
    Gleich am nächsten Tage, als sie aus der Strickstunde kam, wollte es der Zufall, daß sie ihrem »Japaner« wieder aus der Treppe begegnete. Er ahnte nichts von Annemaries feindseligen Gefühlen, er sah nicht, daß sie den Blondkopf fast bis zur Erde senkte, um nur nicht grüßen zu müssen. Nicht einmal der fehlende Knicks, dessen Umgehung Annemarie als höfliches kleines Mädchen schwer genug wurde, schien ihm aufzufallen. Mit einem freundlichen »Na, fleißig

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