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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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laßt doch die dummen Sperren, was gehen die uns denn an«, rief Ilse. Die blonde Ilse ahnte nicht, wie bald sie diese »dummen Sperren« etwas angehen sollten.
    »Ja, wir wollen lieber Gesellschaftsspiele mit Raten spielen«, schlug Marlene vor.
    »Au ja ... fein ... Muttchen, Großmama und Tante Albertine müssen auch mitspielen.« Die ganze Gesellschaft stürmte ins Nebenzimmer. Auch Klaus, der es eigentlich unter seiner Würde hielt sich an Mädchengesellschaften zu beteiligen, erschien auf der Bildfläche. Das ausgelassene Lachen zog ihn herbei.
    Man spielte »Teekessel«. Zwei der Gesellschaft hatten sich draußen ein Wort, das verschiedene Bedeutungen hatte, überlegt. Nun mußten sie sich in die Mitte des Kreises auf den Teppich setzen und über das Wort sprechen, indem sie immer »mein Teekessel« statt des betreffenden Wortes sagten. Wer das Wort erraten hatte, durfte es nicht sagen, sondern mußte sich dazusetzen und auch von seinem Teekessel mitsprechen. Bis die ganze Gesellschaft unten auf der Erde saß. Das gab natürlich viel Stoff zum Lachen.
    Margot und Annemarie hatten das Wort Atlas genommen.
    »Mein Teekessel ist hoch bis an den Himmel« ... »Meins gebraucht man in der Schule.« ... Bums, da saß Marlene bereits bei den beiden und redete mit: »Mein Teekessel ist jetzt teuer geworden« ... »Meiner ist mit Schnee bedeckt ...«
    »Ich hab's«, meldete sich Tante Albertinchen, »Ich hab's, es ist ...«
    »Nicht sagen ... nicht sagen ... du mußt dich auf die Erde setzen und mitreden, Tante Albertinchen«, unterbrach sie Annemarie aufgeregt.
    »Auf die Erde setzen ... nein, mein Kind, dazu bin ich schon zu steif«, wehrte sich die Tante kopfschüttelnd.
    Aber alles Schütteln half nichts bei Annemaries Überredungskunst. »Wer mitspielt, muß auf der Erde sitzen, Tante Albertinchen ... wir legen dir ein Kissen unter ... es ist so gemütlich hier unten, komm nur«, erklang es bittend.
    Unter Lachen wurde ein Kissen herbeigeholt und das alte Tantchen, aller Schwierigkeiten ungeachtet, von Klaus in die Unterwelt verladen.
    »Na, bequem sitzt man hier gerade nicht«, sagte sie, einen wehmütigen Blick zu ihrem leeren Stuhl hinaufsendend.
    »Du mußt mitreden ... wie ist dein Teekessel, Tante Albertinchen?«
    »Er springt, ist rund und ein beliebtes Kinderspielzeug ...«
    »Nee, das ist nicht richtig, rund und Kinderspielzeug ...« Die drei Freundinnen auf der Erde sahen sich verblüfft an. »Sag mir's mal leise, Tante Albertinchen, welches Wort du denkst«, verlangte Annemarie.
    Tante Albertinchen neigte sich zu ihrem Liebling, und flüsterte so leise, daß die Umsitzenden es rings verstanden: »Ball«.
    »Falsch ... ganz falsch ...«
    »Tante Albertinchen muß wieder zurück!« Lebhafter Tumult erhob sich.
    »Ach, laßt mich nur hier unten bleiben, Kinderchen«, beschwichtigte sie die alte Dame, die sich inzwischen auf ihrem Kissen gemütlich eingerichtet hatte. »Ich werde es ja doch bald raten, und dann muß ich die Reise noch mal antreten.«
    »Das geht nicht« ... »Ausgeschlossen« ... »Nur wer es erraten hat, darf unten sitzen!« Voll Spieleifer erklang von allen Seiten Widerspruch.
    Da wurde es plötzlich in der ganzen Wohnung düster. Das elektrische Licht war ausgegangen.
    »Sicher Kurzschluß« ... »Irgendwas in der Leitung entzwei« ... »Vater bringt es schon wieder in Ordnung«, so erklang es unter ausgelassenem Lachen vom Fußboden, wo die ganze Gesellschaft im Dunkeln hockte.
    »Du, Margot, bist du das ?« ... »Wer drängelt hier denn so?« ... »Au, Klaus kneift.«
    Die Mädel hielten die ganze Sache für einen Spaß. Doch bald sollte es Ernst werden.
    »Ach, wär' ich nur oben geblieben ... wär' ich nur oben geblieben«, jammerte Tante Albertinchen, und Großmama scherzte: »Kinder, ich finde hier meine Beine nicht wieder heraus.«
    »Ein jeder suche die seinigen.« Wieder begann ein übermütiges Greifen und Juchzen, ein Gewirr von Beinen und Händen.
    »Ruf den Vater, Klaus«, ordnete die Mutter an. Da hörte man bereits Doktor Brauns Stimme von der Tür: »Das elektrische Licht scheint in der ganzen Wohnung zu versagen. Ich habe einen Patienten gerade zur Untersuchung vor. Ich kann ihn unmöglich da im Dunkeln liegenlassen. Du mußt für Beleuchtung sorgen, Elsbeth. Irgendwo steht noch eine Karbidlampe.«
    Wieder erfolgte eine Lachsalve der ausgelassenen Backfische, die es zu komisch fanden, daß der Patient im Stockfinstern drinnen auf dem Untersuchungssofa liegen

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