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Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest

Titel: Nesthäkchen 06 - Nesthäkchen fliegt aus dem Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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auf den Hohenstaufen wandern.«
    »Da sein mer auch dabei, wenn'sch angenehm ischt.« Mit einer Selbstverständlichkeit schlossen sich die beiden sogleich an. »Erlauben's, daß mer uns erseht mal bekannt mache tun.«
    »Steinbock« - »Ziegenhals« - sie stellten sich kopfnickend wie Herren vor.
    »Da hätte mer ja die ganze Menagerie beieinand'«, lachte Krabbe. Dann nannten die anderen gleichfalls ihre Namen.
    Händeschüttelnd ging man nach Beschließung des Vergnügungsprogramms auseinander an die Arbeit, jeder in sein Kolleg. Vorher wurde aber noch der Nachmittagsbummel um fünfzehn Uhr, Treffpunkt das Neptunsbrünnle am Markt, feierlich festgesetzt. Steinbock und Ziegenhals waren für heute allerdings schon anderweitig verabredet.
    Marlene und Annemarie hörten das nächste Kolleg über Botanik gemeinsam.
    Blauer Frühlingshimmel lachte mit den jungen Menschen um die Wette, die sich zur festgesetzten Zeit am Neptunsbrünnle einfanden.
    »Wo habt's denn euer Kleines g'lasse, euer Neschthäkche?« fragte Krabbe enttäuscht, als Marlene und Ilse zu zweien antraten.
    »Unser Nesthäkchen?« Marlene und Ilse lachten hellauf. »Haben Sie auch schon diesen Namen für die Annemarie ausfindig gemacht? Bei uns in Berlin heißt sie nicht anders als ,Brauns Nesthäkchen'«, berichtete Marlene belustigt.
    »Dabei ist sie ein paar Monate älter als wir.« Als Großmutter wollte Ilse doch nicht mit ihren achtzehn Jahren gelten.
    »Ja, wo bleibt's denn?« Das war dem begeisterten Jüngling entschieden wichtiger als Ilses Kommentar.
    »Wieder mal unpünktlich, wie meist. Sie mußte unbedingt noch die Bekanntschaft unseres Wirtes, des Herrn Kirchmäuser machen, der ein paar Tage über Land gewesen war. Und Vronli und Kaspar wollten sie nicht fortlassen, sie sollte mit ihnen ,Hascherle' spielen. Da kommt sie ja!« Marlene wies zum Burggäßle hinauf.
    Da bot sich ihnen ein seltsames Bild. Voran im Galopp ein rosenrotes Etwas, bald sich duckend, bald springend. Dahinter jauchzend, johlend und kreischend Vronli und Kaschperle. Die Hunde der Nachbarschaft schlossen sich blaffend der wilden Jagd an. So spielte man »Hascherle« zum Marktplatz hinunter.
    »Grüß Gott, Nesthäkche, fallen's nit ins Brünnle.« Im Nu hatten die Wartenden die Hände zu einer festen Kette geschmiedet und hielten die dagegen Stürmende nebst ihren kleinen Verfolgern auf.
    »Ja, wer hat denn hier aus der Schule geplappert?« Forschend blickte Annemie, die ganz außer Atem war, zu den beiden Freundinnen.
    »Er hat's allein herausgefunden, der Herr Krabbe, daß du so heißt - Ehrenwort!« beteuerte Ilse.
    »Also, das Neschthäkche ischt's und bleibt's. Schaut's nit wie a Taufkindle in dem rosenroten Kleidle?«
    »Ach, quasseln Sie doch keine Töne!« Im echten Berliner Dialekt wies Annemarie die Huldigung Egerlings zurück.
    Nun konnte man endlich gehen. Die Karawane setzte sich in Bewegung.
    »Halt - halt - ich hab' noch was vergessen«, rief Annemarie plötzlich.
    »Was ischt's denn - halt den Kopf?« neckte ein Student.
    »Nein, aber meinen Foto-Apparat, den wollte ich heute einweihen, und das Akkordeon hätte ich auch mitnehmen können.«
    »I hol's!« Dienstbeflissen setzten sich Neumanns Beine bereits in Bewegung.
    »Ich hol's schon selber«, sagte Annemarie. Die ganze Gesellschaft machte den kleinen Umweg durch das Burggäßle.
    »Liab schaut das Häusle aus.« Neumann übertrug seine Begeisterung für das hübsche Kleeblatt auch auf das weinumrankte, bescheidene Häuschen, in dem es Wurzeln geschlagen hatte.
    »Das Dreimäderlhaus soll's euch zu Ehre heiße!« schlug Krabbe vor.
    Egerling aber begann sofort auf dem Akkordeon, das Annemarie herbeibrachte, aus dem »Dreimäderlhaus« zu spielen: »Ich schnitt es gern in alle Rinden ein - tarn - tarn« Unter diesen Klängen ging es zur Stadt hinaus über die Neckarbrücke.
    »Zunächst müsse wir Tübingens Dichtervater unsere Aufwartung mache.« Egerling, der Führer, bog in die Anlagen ab, welche die Stadt mit wundervollen alten Platanen und Eichen umgürteten. Da stand er, umgeben von Syringen und Rotdorn: Ludwig Uhland.
    Stumm schauten sie auf das Steinbild des schwäbischen Balladendichters, dessen Verse ihnen allen durch die Schulzeit hindurch das Geleit gegeben hatten.
    »Johann Ludwig Uhland, geb. am 27. April 1787 zu Tübingen, gest. am 13. Dezember 1862« entzifferte Marlene gewissenhaft die Inschrift. Ilse gefiel die künstlerische Bildhauerarbeit.
    Annemarie aber hatte mehr Freude an den

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