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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Morgen, du alter Brummbär«, neckte Annemarie, ihn auf die Stirn küssend. Dann machte sie ihm die Frühstücksbrötchen zurecht, und er tat es umgekehrt für sie. So hatten sie es vom ersten Tage ihrer Ehe gehalten. Und wenn sie wirklich mal miteinander »verknurrt« gewesen waren - bei Annemaries temperamentvollem Wesen kam so was ja mal vor - die gemeinsame Morgenstunde hatte stets wieder alles gutgemacht. Die gehörte ihnen beiden ganz allein, und blieb unangetastet von Kinderlärm, von großer Wäsche, Reinemachen und finanziellen Schwierigkeiten. Denn sie hatten natürlich auch ihre Sorgen. In der Zeit, die auf den Weltkrieg folgte, war es für den jungen Arzt nicht leicht, einen Hausstand zu gründen. Die Praxis wuchs erst allmählich. Seit kurzem war Rudolf Hartenstein Mitchef der Doktor Braunschen Klinik. Aber Annemarie, die niemals gern gerechnet hatte, saß doch manchmal mit sorgenvoller Stirn vor ihrem Wirtschaftsbuch. Was hatte sie in dieser Woche wieder verbraucht! Ja, das waren Überlegungen, die Brauns in sorgloser Wohlhabenheit aufgewachsenes Nesthäkchen einst nicht gekannt hatte.
    Und trotzdem - obwohl sie tüchtig mit heran mußte, obwohl es mit den drei kleinen Kindern genügend Arbeit und Aufregung gab, Annemarie hätte nicht zurücktauschen mögen. Als sie, die Marmeladenschnitte in der Hand, ihren Blick über ihr kleines Reich schweifen ließ, über das weinumrankte weiße Häuschen, in dem sie sieben glückliche Jahre verlebt hatte - über das Gärtchen, in dem sie mit Rudolf gemeinsam gesät und gepflanzt hatte - da kam sie sich so reich wie eine Königin vor.
    »Woran denkst, Herzle?« Rudolf war ihren Blicken gefolgt.
    »An nichts und an vieles«, lachte Annemarie. »Eigentlich habe ich nur in den schönen Herbstmorgen hinausgedöst. Aber uneigentlich habe ich dabei empfunden, wie gut ich es doch auf der Welt habe.«
    »Weil du halt ein zufriedenes, glückliches Temperament hast. Mußt dich doch oft arg plagen, armes Weible!« Rudolfs Hand umfaßte die auf dem Tisch liegende Rechte Annemaries. Es waren keine zarten Mädchenfinger mehr; man fühlte es der Hand an, daß sie gewöhnt war zuzupacken.
    »Quälst du dich etwa nicht, Rudi? Von morgens bis abends bist du auf den Beinen.
    Und nachts holt man dich oft auch noch aus dem Schlaf. Ich wünsche es mir gar nicht leichter, Rudi. Arbeit macht das Leben süß, und ... unsere Küken tun das vor allem.
    Besonders, wenn sie sich so pianissimo verhalten wie augenblick ...«
    Annemarie hatte noch nicht ausgesprochen, als ein Zetermordiogeschrei von dem Sandhaufen herüberschallte. In einer Sekunde hatte sich die Situation dort verändert.
    Statt der artig dort spielenden kleinen Kuchenbäcker standen sich plötzlich drei kleine Raufbolde gegenüber. Das temperamentvollste von ihnen schien Klein-Ursel zu sein.
    »Lixter Ocke!« Das war Ursels Stimme.
    »Wo hat das Kind das nur her?« verwunderte sich Rudolf.
    »Von mir nicht ... verflixt sage ich ja manchmal, aber Ochse bestimmt nicht«, verteidigte sich Annemarie, die niemals ein ganz reines Gewissen in bezug auf ihre Ausdrucksweise hatte.
    »Qui s'excuse ... s'ccaise, Herzle«, lachte ihr Mann sie aus. »Ursele, gleich kommst mal her!« Das sollte ungeheuer streng klingen, aber es zuckte belustigt um des Vaters Mund.
    Klein-Ursel kam eiligst herbeigetappelt.
    »So atig ... Lein-Usche so atig ...« rief das Kleinchen schon von weitem.
    »Ja, furchtbar artig bist du! Wir können es mit deiner Artigkeit kaum noch aushalten.«
    Annemarie nahm ihr Nesthäkchen auf den Arm.
    »Wo hast das häßliche Wort her, Ursele?« examinierte der gestrenge Vater. »Tater«, teilte das Kleinchen freudestrahlend mit. Annemarie mußte hellauf lachen.
    »Nein, Ursele, der Vater sagt halt so Häßliches nicht. Klein-Ursele darf es auch nimmer sagen, sonst ist Vater ganz bös.« Einer von ihnen mußte doch unbedingt die notwendige Elternstrenge zeigen.
    »Tater bösch!« Das war alles, was Rudi mit seiner Pädagogik zum heimlichen Vergnügen Annemaries bei ihrem Nesthäkchen ausrichtete.
    Mit der Morgenfeststunde der beiden war es nun endgültig für heute vorbei. Ein jeder mußte an seine Arbeit.
    »Nun seid brav, ihr Streithammele. Ärgert mir' Mutterli nit.« Mit diesen Worten wollte sich Rudi von seiner kleinen Gesellschaft verabschieden. Aber so einfach war das nicht. Ursel und Hansi umklammerten jeder ein Bein des Vaters mit sandigen Händen, Vronli hängte sich an einen Arm.
    »Vater dableiben ... dableiben

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