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Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Titel: Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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den Anschauungen ihrer Heimat machen konnte, hielt sie es für notwendig, ihnen entgegenzutreten.
    »Mammi sagt auch, es ist gleich, ob man ist reich oder arm, aber das ist nicht richtig.« Marietta schüttelte den Kopf. »Da ist ein großes Schied unter.«
    »Unterschied meinst du wohl, mein Herz.« Frau Hartenstein lachte noch, als das Hausmädchen mit dem weißen Häubchen bereits die Tür öffnete.
    »Die Omama - die liebe Omama!« Die Treppe kam es heruntergestürmt. Das Lachen der Großmama lockte sie alle herbei.
    »Ich - ich bin der erste!« Edchen stieß mit Männerfäusten die großen Schwestern beiseite. »Nein ich - ich war eher da.« Lilli und Edchen hingen bereits der Großmama am Hals. »Heini war der allererste!« Der Kleinste versuchte an der Rückseite der Großmama emporzuklimmen.
    »Kinder, zerreißt die Omama nicht, laßt sie nur erst ablegen und ins Zimmer kommen«, mischte sich die Mutter ebenfalls lachend ein. »Guten Tag, Mama - bringst du uns deine Tropenblümchen? Ach, nur eins - willkommen, mein liebes Kind. Du bist gewiß die Anita, nicht wahr?« In herzgewinnender Freundlichkeit zog Tante Ruth Marietta in die Arme. Die hatte mit großen Augen den zärtlich begeisterten Empfang mit angesehen, den die Berliner Enkelchen der Großmama bereiteten. Das war ihr ganz neu. Wenn daheim in Sao Paulo ihre Großmama, Donna Tavares, zu Besuch kam, wurden die Kinder hereingerufen, küßten ihr die Wange und waren eigentlich ganz froh, wenn sie wieder hinaus konnten. Hier gingen die Kleinen der Omama nicht von der Seite. Lilli nahm ihr den Hut ab. Evchen den Umhang. Und die beiden kleinen Buben zogen ihr die Handschuhe aus. »Nun, Kinder, wollt ihr denn eure Kusine Anita aus Amerika nicht begrüßen? Ihr habt euch doch so auf sie gefreut«, sagte die Mutter.
    Plötzlich standen sie alle vier, eben noch so lebhaft, schüchtern und verlegen um Marietta herum. Lilli biß am Zöpfchen, Evchen verkroch sich hinter die große Schwester, und Edchen meinte geringschätzig: »Die ist ja gar nicht richtig schwarz, die Anita. Die ist überhaupt nicht aus Amerika.«
    »Unser Mohr im Struwwelpeter ist viel schöner schwarz!« erklärte auch der Kleinste.
    Obwohl Marietta nichts vom Struwwelpeter wußte, mußte sie lachen.
    Und dieses Mädchenlachen überbrückte schnell das Fremdsein. Marietta beugte sich liebevoll zu den Kleinen hinunter. Ihr war es, als ob sie ihr kleines Brüderchen daheim an das Herz zog. »Ich heiße Marietta, nicht Anita. Ein richtiges, schwarzes Mohr wir haben mitgebracht aus Amerika. Ist zu Hause bei Anita und Donna Trudchen.«
    »Es heißt Frau Trudchen«, verbesserte Lilli.
    »Ein richtiger, lebendiger Mohr?« fragte Edchen aufgeregt.
    »Beißt er?« erkundigte sich Klein-Heinz vorsichtig.
    »Nein, o nein. Homer nicht beißt. Auch nicht Jimmy. Jimmy ist unser Affe.«
    »Habt ihr auch ein Kamel und ein Känguruhig?« Edchen erwartete den ganzen Zoologischen Garten aus Amerika.
    »Nein, nur noch eine Miß.«
    »Wir haben auch eine süße Mies, die springt immer aufs Dach«, berichtete Evchen, zutraulich geworden.
    Als man ins Zimmer trat, war Marietta schon gut Freund mit den kleinen Kusinen und Vettern. Jedes wollte neben ihr sitzen.
    »So ist's recht«, meinte die Großmama erfreut.
    »Wo hast du denn deine Schwester, Marietta?« fragte Tante Ruth. »Mochte sie uns nicht auch besuchen?«
    Marietta kam diese Frage ein wenig ungelegen. »Nita wird kommen gereitet, wenn wir werden haben gekauft Pferde«, zog sie sich schließlich aus der Verlegenheit. »Warum will denn Anita zu uns reiten?« fragte Tante Ruth. »Der Spaziergang durch den Grunewald ist doch so schön.«
    »Ja, mein Fräulein Enkelin hat noble Passionen, Ruth. Sie wollte mit dem Auto bei euch vorfahren. Aber da wir dieses bisher noch nicht besitzen, werden es wohl Reitpferde tun müssen«, neckte die Großmama.
    »Es ist wohl doch nicht so einfach, Mutterchen, Tropengewächse in europäischen Boden zu verpflanzen?« erkundigte sich die Schwiegertochter leise, während Marietta von den Kindern durch Haus und Garten geführt wurde. »Das Mädelchen ist ja ganz entzückend.« »Gut Ding will gut Weile haben. Marietta ist in der Tat ein liebes, anschmiegsames Dingelchen. Nur steht sie ganz unter dem Einfluß der energischeren Schwester. Und dieser ist nicht immer der richtige. Nun, ich habe ja in meinem Leben schon manches zuwege gebracht, ich werde ja doch auch noch mit einem wenn auch noch so resoluten Backfischchen fertig

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