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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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und seine
Muskeln besonnen. Als wäre er wieder in den Ring zurückgekehrt, schickte er
noch einen Schlag in den Magen hinterher, der meine Magenkrämpfe auf der Stelle
beruhigte. Ich ging zu Boden. Im Fallen klammerte ich mich an die Beine des
Fliehenden wie an eine Rettungsboje. Fluchend verpaßte mir der Boxer einen
Fußtritt, so daß ich loslassen mußte.
    Ich blieb zwei Sekunden am Boden. Das reichte
den beiden zur Flucht. Na ja, einen hatte ich ja auch den „Fliehenden“ getauft!
Spitznamen waren schon immer meine Stärke...
    Ich sprang auf, stürzte zur Tür, rannte die
Treppe hinunter in den Vorgarten und tauchte in die schwarze Nacht ein. Ein
Wagen schoß aus dem Weg heraus, der aufs Feld führte, sauste um die Ecke, fuhr
mich beinahe um und verlor sich in der regnerischen Dunkelheit. Ganz nebenbei
hatte ich noch eine Ladung Dreck abgekriegt, den die Räder hochgeschleudert
hatten. Wutschnaubend schrie ich den beiden Verwünschungen hinterher. Das
einzige, was zurückkam, was das Echo.
    In der Villa gegenüber ging das Licht aus, das
durch den schlecht geschlossenen Vorhang gedrungen war. Ein vorsichtiger
Mensch, der keinen Ärger wollte! Ich ging zurück in die Nr.32.
    Das junge Mädchen mühte sich immer noch ohne
Erfolg ab, die Fesseln loszuwerden. Mein Revolver lag neben ihr. Ich nahm ihn
wieder an mich. Hatte sie gemerkt, daß er... nicht geladen war? Als ich die
Männer damit bedroht hatte, hatte ich nämlich geblufft. Aber ich konnte nicht
immer auf den Überraschungseffekt hoffen und endlos weiterbluffen. Deswegen
hatte ich es so eilig gehabt, den beiden ihre sicherlich weniger friedfertigen
Waffen abzunehmen. Und weil mein Revolver nicht geladen war, hatte ich ihn der
Kleinen anvertraut. Das mußte zumindest dem Fliehenden zu denken gegeben haben.
Er war schlau und handelte schnell.
    Das Mädchen gab ihre erfolglosen
Befreiungsversuche auf und sah mich mit ihren braunen Augen durch den Vorhang
ihrer langen Wimpern an.
    „Sind... Sind sie weg?“ fragte sie.
    Der warme Klang ihrer Stimme verwirrte mich.
    „Meinen Sie?“ Ich lachte. „Die beiden stehen wie
angewurzelt im Garten, zitternd vor Angst wegen dem Schießeisen in Ihrer
Hand... Warum haben Sie eigentlich nicht geschossen?“ fügte ich hinzu, wobei
ich einen Schuß Vorwurf mitschwingen ließ.
    Sie senkte den Blick und machte sich wieder an
ihren Fesseln zu schaffen. Hätte sie auf den Abzug gedrückt und die
Harmlosigkeit des Revolvers bemerkt, dann hätte sie jetzt nicht so dagesessen
wie ein ertapptes Schulmädchen. Ich zog meinen Mantel aus und setzte mich neben
sie aufs Sofa.
    „Warum haben Sie nicht geschossen?“ wiederholte
ich meine Frage.
    „Ich... Ich weiß nicht.“
    „Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten bei
der geringsten Bewegung schießen? Die beiden haben einen ganzen Bewegungsablauf
vorgeführt...“ Ich rieb mir Kinn und Magen. „Aber Sie haben nicht geschossen!“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Ich weiß nicht... Oh, verdammt!“
    Sie hatte sich an den Stricken einen Fingernagel
abgebrochen.
    „So wird das nichts“, stellte ich fest.
„Erlauben Sie, daß ich Ihnen helfe?“
    Ich holte mein Messer raus und schnitt die
Fesseln durch.
    „Wollen Sie sie aufheben, zum Andenken?“
    Sie sprang vom Sofa auf. Während ihre
Blutzirkulation wieder in Gang kam, veränderte sich ihr Gesicht. Ein Anflug von
Zorn war jetzt in ihren Augen zu bemerken.
    „Wieso zum Andenken?“ fragte sie ärgerlich. „Ich
kannte die Männer überhaupt nicht! ... Die haben mich gequält...“
    „Eben! Was wollten sie von Ihnen?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Sie scheinen nicht grade viel zu wissen!“
    „Nein, ich weiß tatsächlich nicht viel. Nicht
mal, was Sie hier zu suchen haben.“
    „Ich? Aber ich bin doch gekommen, um Sie zu
befreien! Ich bin anerkannter Retter junger Mädchen, Ihr Schutzengel, der Don
Quichotte 1942... Nur ‘ne Kopie, aber von recht guter Qualität. In meinem
kleinen Finger habe ich gespürt, daß Sie in Gefahr schwebten, also bin ich
gekommen, um Sie zu befreien.“
    „Ja“, murmelte sie, die Augenlider halb
geschlossen. „Sie sind sehr offen zu mir.“
    Ich lachte, gerade so lange, wie es meine
schmerzenden Kinnladen erlaubten.
    „Der Meinung sind viele, die mit mir zu tun
haben. Aber Sie... Sie legen Ihre Karten auch nicht offen auf den Tisch!“
    Das Mädchen antwortete nicht. Seufzend
betrachtete sie ihre Strümpfe, die die Stricke zerrissen hatten.
    Schließlich stand sie auf.
    „Ich muß

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