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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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gar nicht antreffen würde. Deswegen mein
Vorschlag: Wir begeben uns in freundlichere Gefilde! Was halten Sie von der
Côte d’Azur? Dort könnten Sie die Grippe, die Sie zu bedrohen scheint,
vorzüglich bekämpfen.“
    „Wenn das das einzige wär, was mich bedroht“,
seufzte ich. „Bezahlen Sie die Reise?“
    Monsieur Chabrot lachte.
    „Das wäre vielleicht zuviel verlangt, aber...
wenn ich’s mir recht überlege, könnte ich mich an den Kosten beteiligen... in
gewissem Rahmen natürlich!“
    „Ich liebe den Pariser Frühling“, bemerkte ich
verträumt, „seine schönen Frauen...“
    „Im Knast gibt es überhaupt keine Frauen“, sagte
er trocken. Schweigend reinigte ich meine Pfeife.
    „Was halten Sie von meinem Vorschlag?“ fragte
er.
    „Er wäre zu überlegen.“
    „Mir wäre es lieb, wenn Sie nicht zu lange
überlegen würden. „
    „Haben Sie’s eilig?“
    „Sehr.“
    „Eiliger als ich können Sie’s gar nicht haben.
Man nennt mich ,Dynamit-Burma’. Die C.P.D.E. , Monsieur
I.D.U.S., hat keinen schlechteren Kunden. Ich versorge mich selbst mit Strom,
so energiegeladen bin ich! Gleich als Sie hier reinspaziert sind, hätte ich Sie
am liebsten rausgeschmissen. Wollte nur sehen, was Sie auszupacken hatten. Ich
nehme an, Sie haben alles ausgepackt. Jetzt werd ich Sie mal etwas härter
anpacken.“
    Ich stand auf, ging um den Schreibtisch herum
auf Chabrot zu, der ebenfalls aufgestanden war. Wir waren gleich groß. Ich trat
so nah an ihn ran, daß mein Atem beim Sprechen sein Monokel beschlug.
    „Sie haben mich jetzt eine Viertelstunde lang
als Blödmann gesehen, der vor ‘ner lächerlichen Vogelscheuche in Tränen
ausbricht. Wird Zeit, daß Sie ‘n anderes Bild von Nestor Burma kriegen!
Schnupfen, haben Sie gesagt? Da brauch ich nur ‘ne Zitronenpresse, und die hab
ich selbst! Ihre Presse können Sie wieder einpacken, aber flott! Und versuchen
Sie bloß kein zweites Mal, mich an meiner freien Berufsausübung zu hindern. Sonst
lernen Sie mich noch besser kennen, das versprech ich Ihnen! Und jetzt
verschwinden Sie!“
    Emmanuel Chabrot wich zurück, den Hut in der
einen, die Handschuhe in der anderen Hand.
    „Ich bedaure zutiefst“, sagte er mit
geschraubter Arroganz, „daß wir nicht in den Bahnen des guten Tons weiter
miteinander reden können, und…“
    „Raus!“ schrie ich ihn an. „Wenn Ihr anonymer
Brief morgen ankommen soll, dann müssen Sie sich beeilen. Übrigens, der Gestapo
brauchen Sie keine Kopie zu schicken. Die kennen mich. Ich sorge seit zehn
Jahren unter dem Pseudonym A.H. in Deutschland für schlechtes Wetter.“
    „Ich sehe“, gab Chabrot beherrscht zurück, „Sie
lassen keine Gelegenheit aus, Ihre Scherze anzubringen, auch wenn sie Ihnen
teuer zu stehen kommen... Also, ich lasse Ihnen vierundzwanzig Stunden
Bedenkzeit. Erst morgen abend werde ich die nötigen Schritte unternehmen,
nachdem ich hier angerufen habe. Und nur, wenn jemand antwortet, daß...“
    „Die Agentur Fiat Lux “, fiel ich ihm ins
gestelzte Wort, „wird Ihnen mit einem historischen Ausspruch antworten. Egal,
wann Sie anrufen.“
    Der Erpresser zuckte die Achseln und ging
hinaus.

Leeres
Geschwätz
     
    Hélène pfiff durch die Zähne und blickte auf die
Tür, die der Erpresser soeben hinter sich zugeknallt hatte. Dann sah sie mich
neugierig an.
    „Möchte wissen, wohin dieser verflixte Marc
Covet Sie heute morgen zum Tabakholen geschickt hat“, sagte sie verschmitzt.
„Doch wohl nicht in ein Pulverfaß? Der Herr sah hochexplosiv aus!“
    „Nicht wahr? Der Kerl wollte mich doch
tatsächlich erpressen! Ist das nicht zum Totlachen?“
    „O ja, sehr. Man muß schon verdammt humorlos
sein, um sich an diesem Morgen nicht zumindest krankzulachen. Zwei
Durchsuchungen, ein Beobachtungsposten und jetzt dieser saubere Monsieur
Chabrot mit seinen unsauberen Absichten...“
    „Sie machen sich ganz unnötige Gedanken,
Hélène“, sagte ich lächelnd.
    „Wenn ich wenigstens wüßte, wo rum’s geht“, gab
sie vorwurfsvoll zurück.
    „Sie neugierige Person! Dabei wollte ich Ihnen
gerade alles erzählen, als der Herr Direktor von I.D.U.S. hereinplatzte. Werd’s
sofort nachholen, Ehrenwort! Aber zeigen Sie mir doch erst noch schnell die
Aufträge, die Fiat Lux seit gestern bekommen hat. Vielleicht ist ja
schon der Fall darunter, den ich Chabrot zuliebe nicht annehmen soll. Es sei
denn, er brauchte einen Vorwand, um mich aus Paris rauszuekeln.“
    Hélène reichte mir die Akten mit den

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